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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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machen Sie sich keine Sorgen. Sie sind in einem für Ihr Alter durchaus guten Zustand. Und da Sie jeden Tag Ihren Spaziergang durchs Dorf unternehmen, vermute ich, daß es dabei auch noch einige Jahre so bleiben wird.«
    »Das hoffe ich, Dr. Symmons«, erwiderte Miss Pearse, »obwohl ich doch merke, daß alles etwas langsamer geht. Auch das Aufräumen der Gästezimmer ist anstrengender geworden. Aber einige Zeit wird es wohl noch gehen, denke ich.«
    »Das denke ich auch, Miss Pearse. So, jetzt muß ich aber los. Alles Gute!«
    Janet Pearse nickte dem Arzt einen kurzen Gruß zu und ging langsam weiter. Nach etwa fünfzig Metern erreichte sie den kleinen Platz mit dem Brunnen, der das Zentrum von Hiltheads Lebensaktivitäten darstellte. Hier lagen die Geschäfte, Friseur, Post, Hotel, alles, was man zum Leben brauchte.
    »Guten Tag, Miss Pearse«, grüßte Harry Cohen, der vor einigen Jahren den Friseurladen von seinem Vater übernommen hatte und jetzt an der Eingangstür stand, um den Himmel zu begutachten. »Welch ein schönes Wetter haben Sie sich für Ihren Einkaufsgang ausgesucht, Miss Pearse«, meinte er und deutete in den blauen wolkenlosen Himmel.
    »Ja, ein wunderbares Wetter, Harry. Was macht Ihre Frau?«
    »Oh, danke, es geht ihr blendend. In sechs Wochen hat sie es ja überstanden. Hoffentlich wird es ein gesundes Kind.«
    »Ganz sicher, Harry, ganz sicher«, beruhigte sie ihn. Er erinnerte sie an seinen Vater, der in ähnlicher Situation und ähnlicher Pose am Eingang des Ladens gestanden hatte, kurz bevor Harry zur Welt gekommen war.
    Miss Pearse verließ den hoffnungsfrohen Friseur und passierte gerade den Eingang des York Hotels, als Wachtmeister Thompson schnellen Schrittes aus dem Foyer auf den Bürgersteig gelaufen kam, wo sein Fahrrad stand. Fast hätte er sie umgeworfen.
    »Ach herrje, Miss Pearse«, sagte er erschrocken, »bitte entschuldigen Sie, ich habe Sie überhaupt nicht gesehen. Es tut mir leid. Haben Sie sich weh getan?«
    »Aber nein, Wachtmeister, es ist nichts passiert. Ich war nur etwas erschrocken«, erklärte die alte Dame und richtete mit wenigen Handbewegungen den kleinen Hut, der bei dem Beinahezusammenstoß ein wenig in Unordnung geraten war. »Sie hatten es wirklich sehr eilig. Verfolgen Sie jemanden?« fragte sie interessiert.
    »Um Gottes willen, nein«, lachte der Bobby gemütlich. »Hier in Hilthead gibt es keine Verbrecher, das wissen Sie doch, Miss Pearse. Nein, ich habe nur die Gästeliste von Mrs. Jenkins abgeholt. Die Polizei in London sucht jemanden, und wir haben Anweisung, die Gästelisten der Hotels nach dem Namen des Gesuchten durchzusehen.«
    »Ein Verbrecher?« fragte Miss Pearse aufgeregt. »Gar ein Mörder oder so etwas?«
    Thompson hob die Hände. »Ich weiß nichts über den Gesuchten. Ich habe nur die Aufgabe, den Namen Emilio Roessner zu suchen, und falls ich ihn finde, was der Himmel verhüten möge, dies nach London zu melden.«
    »Wie war der Name, Wachtmeister?«
    »Emilio Roessner. Wieso?«
    Janet Pearse stand in Gedanken versunken und rührte sich keinen Millimeter vom Fleck.
    »Miss Pearse, was ist mit Ihnen?« wollte Thompson besorgt wissen. »Ist Ihnen nicht gut?«
    Die alte Dame wachte aus ihren Gedanken auf und starrte den Bobby ungläubig an. »Wachtmeister, ich glaube, der Mann, den Sie suchen, hat letzte Nacht bei mir übernachtet. Er ist heute morgen ausgezogen.«

London, Großbritannien
    R obert Thurso und Chester Partridge trafen am Spätnachmittag im Hauptquartier ein. In ihrer Begleitung befand sich Efrem Blunstone, der ziemlich übernächtigt aussah und dazu ein mürrisches und verschlossenes Gesicht zur Schau trug. Thurso und Partridge hatten ihn am Flughafen Shannon abgefangen, wo er auf ein Flugzeug wartete.
    Blunstones Gesichtsausdruck veränderte sich erst, und dann gleich sehr nachhaltig, als Green und Lundquist dem Verhörzimmer einen Besuch abstatteten.
    Er war sichtlich schockiert, die beiden nun hier als offensichtliche Geheimdienstmitarbeiter zu Gesicht zu bekommen.
    Nachdem sie Blunstone auf diese Weise in Verwirrung gestürzt hatten, kehrten Green und Lundquist ins Büro zurück.
    Dort wartete bereits Yvonne Hartfield auf sie.
    Idwood musterte sie erstaunt. »Du hier? Du zitierst doch sonst alle Leute zu dir? Was treibt dich denn aus deinem Vorzimmer heraus?«
    »Ach, Idwood, das muß deine Erscheinung sein, die mich immer wieder hierherzieht! Aber im Ernst, ich bin aus zwei Gründen hier. Erstens wollte ich wissen, wie es
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