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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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Gibt's weiter nördlich keine Kühe?« fragte der Australier.
    »Doch, doch. Aber er ist gestern relativ spät am Nachmittag übergesetzt. Nun ist er ja kein Dummkopf und weiß, daß er sich seine Kräfte in den nächsten Tagen einteilen muß, um aufmerksam genug zu bleiben. Deshalb glaube ich nicht, daß er viel weiter nördlich als bis nach London gefahren ist.«
    »Klingt gut. Hm, ich überlege gerade. Müssen die Hotels und Pensionen keine Gästelisten führen? Da er offenbar keinen falschen Paß benutzt, könnten wir doch auch nach dem Namen suchen lassen!«
    Green starrte ihn sekundenlang an. »Klar, Stan, logisch. Ich bin ein Idiot!«
    Er griff zum Telefon und gab Yvonne Hartfield die nötigen Anweisungen. Dann lehnte er sich im Sessel zurück und sagte zu den vier Innendienstlern: »Ich danke euch, Männer. Wenn wir nicht ohne euch auskommen sollten, rufe ich euch an.« Die vier nickten zustimmend und verschwanden.
    »Und jetzt?« fragte Lundquist.
    Green lächelte. »Jetzt werde ich Jeanne im Krankenhaus anrufen, und danach gehen wir was essen. Einverstanden? Wir können ohnehin nur warten.«
    Lundquist nickte. Er war auch schon mächtig hungrig.

Hilthead, Großbritannien
    J anet Pearse rückte den kleinen Hut auf ihren grauen Haaren zurecht und nahm dann die Einkaufstasche in die linke Hand. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, daß der Schlüsselbund an seinem Platz in der Manteltasche war, verließ sie das kleine Einfamilienhaus. Langsam und bedächtig ging sie die Straße hinunter in Richtung Ortsmitte.
    Janet Pearse wohnte in Hilthead, seitdem sie denken konnte. Ihre Eltern hatten den einzigen Gemischtwarenladen des Ortes besessen, und Janet mußte oft mit aushelfen. Deshalb war sie in Hilthead bekannt gewesen wie ein bunter Hund, das kleine Mädchen mit den lustigen Affenschaukeln, zu denen sie ihre blonden Zöpfe immer wand.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg, Janet war damals bereits fast dreißig Jahre alt, traf es ihren Vater: Tuberkulose. Sie hatten schwer zu kämpfen damals. Die Behandlung in einem Spezialsanatorium war teuer gewesen, und für die Finanzierung der Therapie hatten ihre Mutter und sie den Laden und das Haus verkaufen müssen. Wenigstens war der Sanatoriumsaufenthalt erfolgreich gewesen. Ihr Vater wurde wieder einigermaßen gesund. Zumindest so gesund, daß er einen kleinen Job bei der Eisenbahn annehmen konnte, im Ersatzteillager in Elstead. Zwar brachte er wenig Geld nach Hause, aber es reichte immerhin zum Leben. Zehn Jahre hatte er dieses Leben noch genießen können. Nach seinem Tod nagte die Trauer am Lebensnerv der Mutter, und sie folgte ihrem Mann nicht einmal ein Jahr später ins Himmelreich, wie sie sich immer auszudrücken pflegte.
    Janet Pearse hatte eine Stelle bei der Post angenommen und war in den folgenden Jahren wieder zum festen Bestandteil von Hiltheads öffentlichem Leben geworden. Jeder kannte sie, Miss Pearse von der Poststelle. Und da ihr niemals das Glück beschieden war, einem Mann zu begegnen, der ihre Aufmerksamkeit genügend wecken konnte, um den Gedanken an Liebe zu entfachen, wurde sie zu einer dieser bekannten alten Jungfern, die jeder kannte und mochte. Lebendes Dorfinventar.
    1978 war sie in Pension gegangen. Der bescheidene Betrag, den sie monatlich als Rente in Empfang nehmen konnte, hätte wohl kaum zur Miete eines Häuschens gereicht. Doch der Zufall kam ihr, die immer fleißig und sorgfältig gearbeitet hatte, diesmal zu Hilfe. Die Nichte ihrer Mutter war gestorben und hatte ihr das Haus hinterlassen, in dem sie nun lebte. Und diesem Haus hatte sie es auch zu verdanken, daß es ihr finanziell wieder besserging.
    Ihre Freundin, oder besser gesagt, ihre nächste Bekannte Emily Wintershall, hatte sie auf den Gedanken gebracht, die zwei Obergeschoßzimmer im Sommer an durchreisende Touristen zu vermieten. Sowohl nach London als auch nach Brighton war es nicht zu weit für jemanden, der ein Auto besaß, und die Bahnstation in Elstead war mit dem Bus zu erreichen.
    »Hallo, Miss Pearse, wie geht es uns denn heute?« hörte sie eine freundliche Stimme hinter sich. Ihr Hausarzt Dr. Symmons lächelte ihr aus dem Fenster seines Autos heraus zu.
    »Oh, Dr. Symmons«, erwiderte die alte Dame überrascht. »Mit Ihnen hätte ich jetzt gar nicht gerechnet. Danke, es geht mir zufriedenstellend. Das Wetter ist ein bißchen zu warm für meinen Geschmack. Aber ich werde einfach etwas langsamer laufen, bis es wieder angenehmer wird.«
    »Tun Sie das, Miss Pearse. Und
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