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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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Stück zu Fuß. Was machen Sie jetzt?«
    Green öffnete die Fahrertür und ließ sich in den Sitz fallen. »Wir sehen uns ein wenig in der Gegend um. Machen Sie's gut!«
    Auch Lundquist saß inzwischen im Wagen. Green hob die Hand kurz zum Gruß und gab Gas.
    »Also, wohin sollen wir nun fahren?« wollte Lundquist wissen.
    Green starrte durch die Windschutzscheibe nach vorn. »Ich weiß nicht. Ich denke mir, wenn er in diese Gegend gekommen ist, wird er auch hier bleiben, bis die nächsten Schritte der Geldübergabe erfolgen. Warum sollte er groß herumreisen? Also klappern wir ein paar Nachbarorte ab und halten Ausschau nach einem blauen Cabrio und nach Emilio Roessner.«
    »Na gut. Mir fällt im Moment auch nichts Besseres ein.«
    Mit mäßiger Geschwindigkeit absolvierte Green die erste Runde ihrer Erkundungsreise. Eddlefield, Littleton, Rushmoor. Kurz vor Mittag erreichten sie Elstead, eine etwas größere Ortschaft.
    »Wie sieht's aus mit Mittagessen?« fragte Green.
    »Meinetwegen. Allerdings habe ich nicht allzuviel Hunger.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Green. »Ich dachte an eine Kleinigkeit. Fish and Chips oder Gyros oder so.«
    »Okay, einverstanden!«
    Nach einigen Minuten stoppte Green den Mercedes vor einem chinesischen Take-out-Imbiß.
    »Was willst du, Stan?«
    Der Lange hob die Schultern. »Keine Ahnung, was es hier gibt. Ich bin nicht wählerisch. Bring mir irgendwas mit, okay?«
    »Wie wär's mit Spanferkelchen süß-sauer auf Reis?«
    »Hört sich gut an!« lobte Lundquist.
    Green stieg aus und verschwand im Imbiß. Während er auf seine Bestellung wartete, hupte es im Wagen draußen ziemlich penetrant.
    Green sah zum Fenster hinaus und sah Lundquist wild gestikulieren. Der Engländer lief trotz der Proteste des chinesischen Kochs nach draußen.
    »Was ist? Warum hupst du? Willst du lieber was anderes essen?«
    »Spinner! Los, steig ein. Roessner ist gerade hier vorbeigefahren.«
    Green starrte den Freund mit offenem Mund an. »Was?«
    »Los, Mensch, gib Gas!«
    Der Engländer hechtete förmlich hinter das Lenkrad und fuhr mit quietschenden Reifen an. »In welche Richtung?«
    Lundquist deutete nach links. »Da hinunter!«
    Green nickte. »Dann fährt er Richtung Rushmoor. Hat er dich bemerkt?«
    »Kaum. Auf jeden Fall hat er nicht hergesehen. Und dein Auto kennt er ja ohnehin nicht.«
    »Ich fasse es nicht. Da fährt der Mensch hier im offenen Cabrio spazieren, während in halb England nach ihm gefahndet wird.«
    »Was du sagst, stimmt nicht ganz«, korrigierte der Australier. »Das Verdeck war zu. Es war reiner Zufall, daß ich ihn erkannt habe. Ich hatte im Moment, ehrlich gesagt, gar nicht nach einem blauen Cabrio Ausschau gehalten, sondern an Spanferkel gedacht.«
    »Und du bist sicher, daß es wirklich Roessner war?«
    »Natürlich! Denkst du, ich hätte dich sonst vom Essen weggeholt?«
    Idwood nickte und erhöhte das Tempo. Nach wenigen Minuten sahen sie den blauen Wagen weit vor ihnen auftauchen.
    Green drosselte sofort das Tempo und hielt den Sicherheitsabstand bis Rushmoor bei. Vor der Post parkte das blaue Auto. Green fuhr vorbei und hielt zwei Blocks weiter an.
    »Was hast du vor?« fragte Lundquist erstaunt, denn der Freund machte Anstalten, das Auto zu verlassen.
    »Bleib hier sitzen, Stan. Ich will herausfinden, was er dort treibt. Wahrscheinlich ist er in der Post.«
    »Aber wenn …«
    Lundquists Einwand verhallte ungehört, denn Green war bereits unterwegs.
    In leichtem Trab lief er zur Rückseite des Häuserblocks und spurtete dann parallel zur Hauptstraße zwei Blocks zurück. Dort bog er nach rechts ein und lief bis zu der Häuserecke, hinter der das Postamt lag. Gerade als er einen vorsichtigen ersten Blick um die Ecke herum riskierte, sah er, wie Roessner das Post Office verließ und zu seinem Auto zurückging.
    Jetzt oder nie, dachte Green und sprintete los. Er brauchte keine sechs Sekunden, um den Eingang zur Post zu erreichen.
    Zielstrebig ging er auf den einzigen Schalter zu und legte dem verdutzten Beamten seinen Dienstausweis auf die Theke.
    »Scotland Yard«, raunzte er den Ärmsten an. »Der Mann, der hier eben drin war, was wollte der?«
    Das autoritäre Auftreten wirkte. »Er … er hat einen Brief frankiert und aufgegeben.«
    »Geben Sie mir den Brief«, forderte Green. »Er ist hiermit beschlagnahmt.«
    Der Beamte holte den bewußten Brief aus dem Postsack und schob ihn Green zu.
    Der Engländer brummte ein unfreundliches »Danke« und schlüpfte aus der
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