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Der indische Fluch

Der indische Fluch

Titel: Der indische Fluch
Autoren: Alfred Bekker
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ihn! Er soll hier erscheinen und nicht nicht zusammen mit seinem Flügel einschließen, wie ein lebendig Begrabener!"
    "Sie stürzen mich in einen unlösbaren Konflikt, Ma'am", stellte Edward fest.
    "Ach, ja?" polterte die Diva unbeherrscht. "Dann überlegen Sie mal, von wessen Geld eigentlich Ihr Gehalt bezahlt wird!"
    "Laß ihn doch", sagte Lisa. Sie kaute jetzt nicht mehr auf den Nägeln, sondern spielte nervös mit ihrem Brilliant-Collier. "Er ist ein Künstler, Mutter. Du solltest das verstehen, schließlich bist du..."
    "Ja,ja, schon gut", unterbrach die Carter ihre Tochter. Ein Schatten fiel über ihr Gesicht. In ihren Zügen glaubte ich den Ausdruck tief empfundenen Schmerzes zu sehen. Aber das dauerte nur einen kurzen Moment, dann war sie wieder ganz die entspannte Gastgeberin und Grand Dame. Sie hob ihr Glas.
    "Trinken wir auf unsere Gäste!" sagte sie und sah mir dabei in die Augen. "Ich bin überzeugt davon, daß wir uns gut verstehen werden!"
    Genau in diesem Moment endete das Klavierspiel mit einer schroffen Dissonanz, die Stanton ausklingen ließ, bis die letzte Tonschwingung verstummt war.
    Danach war nichts mehr zu hören.

    *
    Die Gespräche plätscherten so dahin und Josh machte Fotos dabei, von denen man später vielleicht ein paar ins Blatt bringen konnte.
    Den Löwenanteil bestritt die Carter selbst, die eine Anekdote nach der anderen aus ihrer großen Zeit zum besten gab.
    In einem Nebensatz erwähnte sie dabei mehr Stars und Sternchen, als für gewöhnlich auf einer ganzen Seite des London City Chronicles genannt wurden.
    "Ich habe nichts dagegen, wenn Sie jedes Wort von dem in Ihrer Reportage bringen, was ich sage!" erklärte sie lächelnd und fügte dann noch hinzu. "Meinetwegen dürfen Sie sogar hinzuerfinden - aber tun Sie es auf nette Weise. In Ordnung?"
    "Wenn ich jetzt ja sage und mein Kollege verrät mich bei meinem Chefredakteur, dann bin ich meinen Job los!" lächelte ich zurück.
    "Oh, was Sie nicht sagen! Am Telefon wirkte Dave T. Farnham gar nicht so knochentrocken, wie Sie ihn mir schildern!"
    Ich zuckte die Achseln.
    "Er ist ein Journalist der alten Schule."
    "Nur der Wahrheit verpflichtet, ja?"
    "Ja, so ist es..."
    Die Carter seufzte.
    "Mein liebes Kind", sagte sie. "Die Wahrheit! Was ist schon die Wahrheit?"
    "In unserem Job ist sie das Wichtigste!" erwiderte ich.
    "Sie sind Farnhams Schülerin, habe ich den Eindruck!"
    "In diesem Punkt ja."
    "Aber die Wahrheit hat den Nachteil, daß sie oft so häßlich ist, Miss Chester! Und wer will schon Häßlichkeit?
    Niemand. Schöne Träume, das ist es, was die Menschen wollen.
    Und ich habe ein Leben lang versucht, ihnen das geben..."
    "Dafür warst du für deine Umgebung ein überaus häßlicher Alptraum!" mischte sich jetzt Lisa in das Gespräch ein. Der jungen Frau mit den großen traurigen Augen traute man einen derart harten Tonfall nicht zu und so drehten sich alle etwas verwundert zu ihr um. Sie sah nicht auf, sondern nahm in aller Ruhe ihren letzten Bissen.
    Als sie dann zu mir herüberblickte, sah ich das Funkeln in ihren Augen.
    Ein Funkeln voller Bosheit.
    "Meine Mutter hat sich einen wunderschönen Ort ausgesucht, um sich zur Ruhe zu setzen!" zischte sie. "Ein graues Gemäuer in einer Einöde! Ein Ort, an dem man den Verstand verlieren kann, an dem es von Spinnen zu wimmeln scheint und der Modergeruch so sehr in das Mauereck eingezogen ist, daß es unmöglich ist, ihn zu vertreiben!"
    "Schweig jetzt, Lisa!" versuchte Gillian Carter ihre Tochter zu besänftigen. Aber das stachelte diese nur noch mehr an. Lisas Gesicht veränderte sich, wirkte gerötet und angespannt. An ihrer linken Schläfe pulsierte eine Ader. Sie atmete schwer und rang nach Luft.
    Mit ihrem Blick fixierte sie mich auf eine Art und Weise, die mir unangenehm war.
    "Soll ich Ihnen sagen, was mit dem Vorbesitzer dieses niedlichen Landhauses geschehen ist?"
    "Lisa!" rief Mrs. Carter. Aber sie hatte keine Chance, ihre Tochter in diesem Moment zu beeinflussen.
    "Was glauben Sie wohl? Als der Mann hier her zog, war er ein erfolgreicher Geschäftsmann. Zwölf Monate später starb er unter mysteriösen Umständen. Vermutlich hat er sich umgebracht." Sie lehnte sich zurück und fügte dann noch hinzu: "Es würde mich nicht wundern, wenn hier etwas Ähnliches geschähe... Dies ist ein verfluchter Ort! Ein Ort des Wahnsinns!"
    "Lisa!"
    "Ein Ort des Todes, Mutter!"
    "Hör jetzt auf! Was soll man denn von dir denken!"
    Lisa zitterte.
    Ihr Blick wirkte wirr und
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