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Der indische Fluch

Der indische Fluch

Titel: Der indische Fluch
Autoren: Alfred Bekker
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hielt er etwas, von dem ein pulsierendes Leuchten ausging.
    Der Armreif!
    Ich erkannte die drei Rubine.
    Ridley warf Ratami den Armreif zu. Ihr Gesicht veränderte sich dabei. Sie war halb überrascht und halb verwirrt. Die Hand mit der rabenschwarzen Innenfläche fing den Reif auf und das Leuchten, das von den Rubinen ausging, übertrug sich auf die Inderin.
    Die Flammen um uns herum erloschen urplötzlich.

    Ratami nahm den Armreif, streifte ihn über ihr Handgelenk.
    "Was bedeutet das?" fragte ich und studierte dabei ihr Gesicht, das sich sichtlich entspannt hatte. Der Ausdruck des Hasses schwand mehr und mehr und schließlich umspielte die Ahnung eines milden Lächelns ihre Lippen.
    Sie betrachtete den Armreif.
    Es ist vorbei! empfing ich ihre Gedanken. Endlich...
    Endlich werde ich bei meinem geliebten George sein... Nach all den langen Jahren werde ich Frieden und Vergessen finden.
    Schon schimmerte der graue Stein des Mauerwerks durch sie hindurch. Nur einen Augenblick später hatte sie sich ganz aufgelöst. Und mit ihr der Armreif...
    Ridley trat herbei und umfaßte meine Schultern. Ich umschlang seinen Nacken und legte den Kopf an seine Brust. Er hielt mich fest und ich fühlte mich sicher und geborgen.
    "Oh, Mark", flüsterte ich.
    "Es ist vorbei, Linda", sagte er und strich mir über das Haar.
    "Ja", sagte ich. "Ratami hat ihren Frieden gefunden..."

    *
    Pembroke Manor brannte nicht ein weiteres Mal aus, so wie es das vor 170 Jahren getan hatte. Die Flammen waren auf geheimnisvolle Weise verloschen, genau wie der Feuerkreis, der uns umgeben hatte.

    Inspektor McEllroy stand in den nächsten Tagen vor einem Rätsel. Eine Schar von Spurensicherern versuchten zu rekonstruieren, was in jener Nacht geschehen war. Die ganze Wahrheit würde niemand glauben...
    Die offizielle Untersuchung würde am Ende vermutlich der psychisch kranken Pyromanin Lisa Carter alles in die Schuhe schieben, selbst wenn einige Indizien einfach nicht zuei-nander passen wollten.
    Aber auf diese Weise würde wenigstens eine Akte von McEllroys Schreibtisch verschwinden.
    Josh und ich blieben noch ein paar Tage in der Gegend, um den weiteren Gang der Untersuchung abzuwarten. Nichts hielt uns jedoch in den grauen Mauern von Pembroke Manor. Wir quartierten uns stattdessen in einer Pension in der Nähe ein.
    Farnham war begeistert von dem Material, das wir ihm schickten. Unsere Reportage über die Vorgänge um Pembroke Manor war mehrere Tage lang der Aufmacher.
    In den nächsten Tag gelang es mir wieder, etwas Kraft zu schöpfen und das Erlebte zu verarbeiten. Mark Ridley half mir dabei.
    Wir trafen uns so oft es ging, aber irgendwann kam dann auch für uns die Zeit des Abschieds. Schließlich hatte Ridley seine Praxis hier, während auf mich mein Leben als Reporterin des London City Chronicles in London wartete.
    Wir gingen durch die Parklandschaft um Pembroke Manor. Es war ein sonniger Tag. Der Wind blies frisch von Westen her und fegte durch die Hecken.
    Ridley hatte meine Hand genommen und wir sahen zu dem grauen Gemäuer hinüber, das jetzt leerstand. Es war seltsam, aber immer wieder zog es uns beide hier her.
    "Was hier geschehen ist, ist kaum zu begreifen", sagte Ridley. "Und wenn ich es nicht selbst erlebt hätte..." Er sprach nicht weiter. Stattdessen faßte er mich an den Schultern und sah mich an. Der Wind wehte mir das Haar ins Gesicht und ich schüttelte es nach hinten.
    Unsere Blicke verschmolzen für einige Momente miteinander.
    Wir küßten uns voller Leidenschaft. Zärtlich nahm er mich in die Arme. Eng umschlungen standen wir da und ich spürte den Geschmack seiner Lippen.
    "Augenblicke wie diesen möchte man ewig festhalten", sagte ich dann, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten.
    Er nickte.
    Nach einer kurze Pause sagte er dann: "Ja – und das werden wir auch! Ich habe mich in dich verlirbt und möche nicht mehr ohne dich leben!“
    „Und mir geht es genauso!“
    Erneut küssten sie sich. Diesmal mit noch innigerer Leidenschaft.
    „Moprgen wirst du nach London zurückfdahren, nicht wahr?“
    "Du sagst das, als wäre es das Ende der Welt, Mark!"
    Er zuckte die Schultern.
    "Ein bißchen ist es doch so, oder?"
    "Mark... Wir werden uns svon bald wieder sehen“
    Er lächelte.
    „Ja.“
    In seinen ruhigen dunklen Augen sah ich Liebe und Zuneigung. Ich wusste noch nicht, ob ich meine Stellung beim Chronicle kündigen oder ob er seine Praxis verkaufen und nach London ziehen würde. Ich wusste nur eins: Wir würden eine
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