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Der indische Fluch

Der indische Fluch

Titel: Der indische Fluch
Autoren: Alfred Bekker
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den Grabstein, damit er besser sehen konnte und fing dann mit verbissenem Gesicht an zu graben.
    Von den Gebeinen des Reverends oder seinem Sarg würde nach mehr als einem Jahrhundert nichts mehr geblieben sein als Staub und Humus.
    Aber etwas anderes hatte möglicherweise die Zeiten überdauert.
    Etwas, das vielleicht der Schlüssel zu allem war...

    Vielleicht...
    Ridley schwitzte. Mit kraftvollen Stößen trieb er die Schaufel in den weichen Boden hinein. Zentimeter für Zentimeter ging es in die Tiefe...
    Jene Tiefe, in die die Menschen ihre Toten zu verbannen suchten...
    Ridley kam gut vorwärts. Schließlich hatte er eine Tiefe erreicht, in der der Sarg gelegen haben konnte. Von nun an schleuderte er das Erdreich nicht mehr einfach achtlos in die Gegend, sondern durchsuchte es nach Hartem, Metallenem...
    Fieberhaft glitten seine Finger durch den dunklen Boden.
    Immer wieder.
    Vorsichtig kratzte er über den Boden uund immer, wenn er auf etwas Hartes traf, keimte Hoffnung in ihm auf. Der Armreif mußte einfach hier sein...
    Und dann ertasteten seine Fingerkuppen ihn.
    Der Armreif hatte in all den Jahren, in denen er schon im Erdreich lag, etwas gelitten, war aber vollständig erhalten.
    Ein eigenartiges Prickeln durchfuhr Ridley, als er das Metall berührte. Eine Kraft schien dem Reif innezuwohnen und die drei Rubine leuchteten unnatürlich in der Nacht.
    Ridley schluckte, während er mit den Händen das Erdreich entfernte.
    Mein Gott, worauf bin ich da nur gestoßen...
    Notdüftig schaufelte er das Grab wieder zu und machte sich dann auf den Rückweg. Den Armreif hielt er fest umklammert und die Kraft, die diesem eigenartigen Stück Metall innewohnte, war die ganze Zeit über deutlich spürbar.
    Ridley schauderte.

    Schließlich erreichte er wieder den Waldrand, an dem er den Landrover abgestellt hatte.
    Etwas Helles, Flackerndes ließ seinen Blick zu den dunklen Mauern von Pembroke Manor hinüberschweifen. Ungläubig verengte der junge Arzt die Augen.
    Aus einem der hohen Fenster des Landhauses schlugen grelle Flammen und schickten schwarzen Rauch in den Nachthimmel...
    "Linda!" flüsterte er.

    *
    Ich hatte einen leichten Schlaf in dieser Nacht und das war meine Rettung...
    Ich erwachte und schlug die Augen auf.
    Der Mond schien durch das Fenster und ich fragte mich, woher die innere Unruhe kam, die mich geweckt hatte. Eine unheilvolle Ahnung? Aber von meinen Träumen war mir nichts geblieben als eine verworrene Erinnerung an namenlose Angst.
    Ich setzte mich auf und spürte den Brandgeruch in der Nase.
    Sofort war ich hellwach und auf den Beinen.
    Mit wenigen Handgriffen hatte ich mir eine Jeans und T-Shirt übergestreift. Ich hatte gerade den zweiten Schuh angezogen, da klopfte es an der Tür.
    "Linda! Wach auf!"
    Es war Josh.
    Ich öffnete die Tür. Auch seine Garderobe war nicht ganz komplett. Er machte einen verstörten Eindruck.

    "Linda, es brennt hier irgendwo im Haus..."
    "Ja", murmelte ich. "Komm!"
    "Wohin?"
    "In den Ostflügel!"
    "Was?"
    Er begriff nicht sofort. Während wir durch den Flur und dann die breite Treppe hinunterhetzten, versuchte ich es ihm zu erklären. "Lisa ist Pyromanin, Josh!"
    Als wir in den Ostflügel kamen, zogen uns bereits beißende Rauchschwaden entgegen. Der Flur, der zu Lisas Zimmer führte war bereits ein helles Flammenmeer.
    Edward, der Butler, stand mit einem Feuerlöscher da und kämpfte verzweifelt gegen das sich ausbreitende Feuer.
    "Helfen Sie mir!" rief der Butler in höchster Verzweiflung.
    Josh sah den zweiten Feuerlöscher, den Edward auf dem Boden abgestellt hatte, packte ihn und und ließ den weißen Schaum aus dem Gerät herausschießen. Den gesamten Brand damit zu löschen war illusorisch.
    "Wo ist Lisa?" rief ich.
    "In ihrem Zimmer!" erwidete der Butler. "Ich weiß nicht, ob sie noch am Leben ist... vermutlich hat sie gezündelt, obwohl ich immer peinlich genau darauf geachtet habe, daß keine Steichhölzer oder Feuerzeuge in ihrer Reichweite sind!"
    Gemeinsam drängten Josh und Edward die Flammen ein Stück zurück.
    "Kommen Sie!" rief Josh und machte einige Schritte voran.
    Ich folgte ihm und schützte mein Gesicht mit den Händen vor der Hitze. Ich mußte husten.
    Edward zögerte noch, dann wagte er es ebenfalls.

    Das Feuer war weit genug zurückgedrängt worden, um zur Tür von Lisas Zimmer zu gelangen.Im hinteren Teil des Flurs tobte nach wie vor das Hölleninferno.
    Die Tür stand offen und war völlig verkohlt.
    Drinnen hatten sich die Flammen an
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