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Der indigoblaue Schleier

Der indigoblaue Schleier

Titel: Der indigoblaue Schleier
Autoren: Ana Veloso
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nicht allzu ferner Zukunft werden Felipe und ich sicher wieder nach Goa zurückkehren, und dann könnte ich Ambas Verwandte oder wen auch immer davon in Kenntnis setzen, dass es Euch gut geht. Denn dass es sich so verhält, daran zweifle ich keinen Augenblick.
    Ich drücke Euch und sende Euch die allerbesten Wünsche!
    In Liebe, Dankbarkeit und ewiger Verbundenheit
    Eure Isabel
    Mit tränenfeuchten Augen legte Amba den Brief beiseite. Wie sich alles zum Guten entwickelt hatte! Und wie froh sie war, dass es der herzensguten Isabel vergönnt war, endlich ihr Glück zu finden! Sie nahm Miguels Hand und drückte sie. Auch er war ergriffen angesichts der erfreulichen Wendung, die die Dinge genommen hatten, mochte sich seine Rührung aber nicht anmerken lassen.
    »Wollen wir uns gleich hinsetzen und eine Antwort schreiben? Bis unsere Post in Indien angekommen ist, sind Isabel und ihr Mann bestimmt schon wieder zurück von ihrer Reise.«
    »Ja«, sagte Miguel. »Vermutlich wird Isabel es noch bereuen, dass sie uns angeboten hat, unsere Bekannten oder Verwandten aufzusuchen. Mir fallen da auf Anhieb zehn Personen ein, allen voran Sidónio und seine junge Braut sowie Delfina mit ihrem Engländer. Und du willst ja sicher wissen, wie es um Nayana und den Rest deiner kleinen Familie bestellt ist. Ob Anuprabha und Makarand glücklich miteinander sind?«
    Amba kicherte leise in sich hinein. Sie war davon überzeugt, dass Anuprabha nach einem Kind pro Jahr in die Breite gegangen war und den armen Makarand mit ihren Launen in den Wahnsinn trieb, was Letzteren aber nicht davon abhielt, seine Gemahlin zu vergöttern und ihr zuliebe sehr fleißig zu arbeiten, um zu Wohlstand zu kommen. Sie nickte. »Ja, ich weiß, dass sie glücklich miteinander sind.« Nach kurzem Innehalten fuhr sie nachdenklich fort: »So hat der vermaledeite Diamant doch noch etwas Gutes bewirkt, wenn Isabel ihren Mann über ihn kennengelernt hat.«
    »Was wohl damit geschehen sein mag?«, rätselte Miguel. »Ob sie den Stein einem Museum anvertraut hat? Oder ihn verkauft hat, um mit dem Erlös gute Taten zu vollbringen?«
    Amba strich ihm sanft über die Wange, auf der jetzt, am Abend, schon wieder die kratzigen Stoppeln standen, die sie so anziehend fand. »Wen kümmert es schon? Ich hätte ihn Isabel nicht überlassen, wenn ich nicht die Gewissheit gehabt hätte, dass sie etwas Sinnvolles damit tut. Und gibt es nicht viel wichtigere Dinge im Leben? Zum Beispiel, dass ein Ehemann seiner Gemahlin huldigt, indem er ihr den Nacken massiert?«
    Miguel lächelte wissend. Wenn Amba begehrte, von ihm massiert zu werden, und das tat sie beinahe täglich, dann kam er diesem Wunsch bereitwillig nach. Es war zu einem Ritual zwischen ihnen beiden geworden, das unweigerlich der Beginn einer viel intimeren Begegnung war. Ihre Leidenschaft füreinander hatte an Glut nichts eingebüßt.
    Der Brief an Isabel hätte auch noch bis morgen Zeit.

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Über ANA VELOSO
    Ana Veloso, 1964 geboren, ist Romanistin und lebte viele Jahre in Rio de Janeiro. Bereits ihr erster Roman, »Der Duft der Kaffeeblüte«, war ein großer Erfolg, ebenso »So weit der Wind uns trägt« und »Das Mädchen vom Rio Paraíso«. Ana Veloso lebt als Journalistin und Autorin in Hamburg. Für ihren neuen Roman verbrachte die Autorin etliche Monate in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Goa.

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Über dieses Buch
    Goa im 17. Jahrhundert: Der junge Miguel wird in die portugiesische Kolonie entsandt, um sich der Belange des väterlichen Handelshauses anzunehmen. Er ahnt nicht, dass er hier seinem Schicksal in Gestalt einer geheimnisvollen Inderin begegnen wird: Die als Dona Amba bekannte Dame entblößt ihr Gesicht vor niemandem außer ihrer alten Amme und ist alles andere als begeistert von dem Interesse des heißblütigen jungen Mannes. Miguel aber lässt sich nicht abschrecken. Welches düstere Geheimnis hütet die verschleierte Schöne?

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Impressum
    Copyright © 2011 der eBook Ausgabe by Knaur eBook.
    Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
    Copyright © 2008 by Knaur Verlag.
    Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
    Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –
    nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden. Redaktion: Viola Eigenberz
    Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
    Coverabbildung: Gettyimages/Paul Piebinga; FinePic®, München
    ISBN 978-3-426-41215-2

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