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Der Hurenkiller - Teil 1

Der Hurenkiller - Teil 1

Titel: Der Hurenkiller - Teil 1
Autoren: Thomas Herzberg
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Bekannte und zuletzt sogar sich selbst und seine Wohnung
völlig zu vernachlässigen. An Geld mangelte es ihm nicht. Gisela hatte einen
reichen Ersatzmann gefunden, und da sie auch Kinder im Verlauf ihrer Ehe nicht
zustande gebracht hatten, bescherte ihm die Besoldungsgruppe »A12« einen
sicheren und bescheidenen Wohlstand.
    Erst
jedoch als Rex und er im Müll zu ersticken drohten und der Hund immer öfter
seine Notdurft auch im Wohnzimmer verrichtete, wachte Manfred Wegner aus seiner
Opferrolle auf. Ein paar Wochen zuvor hatte er in einer Kneipe um die Ecke
einen alten Bekannten wiedergetroffen. Es war ein professioneller
Innenausstatter, den er ein paar Jahre zuvor verhaftet und in den Knast
gebracht hatte. Natürlich rümpfte selbst dieser Exknacki angeekelt die Nase,
schaffte es jedoch die Müllhalde, innerhalb von drei Wochen in eine respektable
Behausung zu verwandeln.
    Zehntausend
Euro rief dieser Halsabschneider am Ende maßlos auf und ließ sich erst auf Siebeneinhalb
runterhandeln, als Wegner ihm mit gründlichen Ermittlungen in Richtung
»Schwarzarbeit« drohte.
     
    Eine
kalte Dusche erfrischte den Hauptkommissar so weit, dass er nun sogar beim
Frühstück gutgelaunt das Küchenradio einschaltete. Rex beobachtete
erwartungsfroh Wegners Vorbereitungen und drückte seine Freude durch wahre
Sturzbäche von Sabber aus, die sogar den billigen Linoleumboden der Küche zum
Glänzen brachten. Vier Scheiben Leberwurstbrot, von denen der Hund dreieinhalb
und Wegner den Rest vertilgte.
    Bei
einem weiteren Becher Kaffee lauschte er nun den Nachrichten.
    »Nordkorea
droht den USA ganz offen mit einem Atomschlag«, erklang es dort in routiniertem
Ton. Als ob es um das Ergebnis der Volleyball-Damen des TUS-Heppenheim gegen
die Frauen vom Hahnheider-Turnverein ginge. Am anderen Ende der Welt brodelte
ein jahrzehntealter Konflikt, der das Potenzial dazu hatte einen Weltkrieg zu
entfachen und in Deutschland registrierte man diese Ereignisse unter »ferner
liefen«.
    Der
zweite Bericht jedoch brachte Wegner zum Kochen und seinen Kaffeebecher zum
Umfallen: Gesicherten Informationen zufolge habe man den Hurenkiller in der
letzten Nacht verhaftet, hieß es dort knapp. Nun allerdings übte sich der
Nachrichtensprecher in wildesten Spekulationen und ließ keine unappetitliche
Einzelheit aus. Es handle sich um ein wahres Monster, das zuletzt auch noch
eine Handvoll Polizeibeamte krankenhausreif geschlagen hätte. Am Ende dann
entfachte auch dieser Narr wieder alte Debatten um das Rechtsystem, die
grundsätzlich in Forderungen nach der Todesstrafe gipfelten.
    Schon
zur Mitte des Beitrages hatte Wegner so heftig mit der Faust auf den kleinen Küchentisch
gedonnert, dass sein Kaffeebecher in hohem Bogen heruntersegelte. Selbst Rex
bekam noch einen guten Schluck ab, der sein Fell seltsam frisch aussehen ließ.
    »Diese
verdammten Arschlöcher ... wenn ich den Kerl erwische ...!« Jetzt klingelte
sein Handy, was weitere Wutausbrüche zunächst erstickte.
    »Was?«,
schrie Wegner ungehalten.
    »Stefan
hier ... Morgen Manfred.«
    »Hast du
die Nachrichten gehört?«
    »Klar«,
meinte Hauser resigniert, »du kennst doch den scheiß Laden und weißt wie wenig
Kohle unsere Kollegen vom Streifendienst bekommen ... würdest du es da anders
machen?«
    Wegner
hatte sich schon ein bisschen beruhigt. »Ist O.K. ... trotzdem ärgere ich mich
jedes Mal wieder ...«
    »Er ist
es«, unterbrach Hauser ihn nun knapp.
    »Du
meinst der Riese ist unser Mann?«
    »Der
Hurenkiller ... hundertprozentig sicher!«

Kapitel 6
     
    Mit
dröhnendem Applaus begrüßten die Kollegen Manfred Wegner, als er eine Stunde
später das Revier betrat. »Typisch«, dachte er in diesem Moment ernüchtert.
Wochenlang hatten sie ihn mitleidig und zweifelnd angesehen, ihm einen
schnellen Fahndungserfolg weder zugetraut, noch gegönnt. Aber jetzt wollten sie
ihn am liebsten auf ihren Schultern durch die Flure tragen, damit ein kleines
Bisschen vom Ruhm und der Ehre auch auf sie selbst abfärben würde. In der Regel
sollten spätestens zum Mittag die ersten Fernsehsender und Zeitungen um
Interviews mit dem Verantwortlichen bitten. In späteren Berichten würden sie
dann ein Loblied auf die Arbeit der Polizei singen. Der Bevölkerung einen
weiteren Brocken Gerechtigkeit hinwerfen, der die trügerische Sicherheit weiter
aufrechterhalten würde.
    Auf dem
Weg zum Revier waren tausende von Gedanken durch Wegners Kopf gerast. Er war
lange genug Polizist um Zufälle dieser Art gerne
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