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Der Hurenkiller - Teil 1

Der Hurenkiller - Teil 1

Titel: Der Hurenkiller - Teil 1
Autoren: Thomas Herzberg
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als gegeben hinzunehmen, aber
er misstraute ihnen auch heute noch beharrlich. Die ganze Stadt hatten sie in
den letzten Wochen auf den Kopf gestellt. Jeden Informanten, jeden
Kleinkriminellen und jede der Huren hatten sie wieder und wieder verhört. Und
jetzt, nachdem er auch die fünfte Frau auf derart bestialische Weise in Stücke
gerissen hatte, da sollte sich dieser Mann ganz zufällig auf dem Weg nach
Billbrook schnappen lassen. Was würde er ausgerechnet in einem Industriegebiet
am östlichen Rand von Hamburg, mitten in der Nacht gewollt haben.
     
    Als
Wegner endlich seinen Schreibtisch erreichte, ließ er sich kraftlos und matt
auf den klapprigen Stuhl fallen. Stefan Hauser saß ihm gegenüber und schien
ebenso frustriert, als er ihm eine dünne Plastikmappe herüberreichte.
    »Was ist
das?«
    »Der
Inhalt seiner Taschen. Es ist nicht viel ... aber vielleicht ...«
    Wegner
unterbrach seinen Kollegen mit einer Handbewegung. »Das ist ein Stundenzettel
... oder nicht.«
    »Allerdings.
Und ich habe seinen Stundenlohn bereits ausgerechnet.«
    »Und?«
    »Zweifünfzig
... und das bei über siebzig Stunden letzte Woche.«
    »Da
bekomme ich ja ein richtig schlechtes Gewissen - mit meinem fürstlichen Salär.«
Nachdenklich betrachtete Wegner den Zettel. »Wer zahlt so wenig und bekommt
trotzdem Leute, die für dieses armselige Geld so viel arbeiten?«
    »Ich hör
mich mal um ... aber ich hab da schon ein paar Vermutungen. Im Freihafen sind Zweifünfzig
für einen Containerpacker oft noch gutes Geld.«
    Jetzt
wurde die Unterhaltung durch heftiges Klopfen unterbrochen. Ohne noch auf ein
»Herein« zu warten, stürmte nun eine junge Beamtin in den Raum. »Er ist tot ...
er hat sich umgebracht«, stieß sie atemlos hervor. Selbst ohne nähere
Erläuterung konnten sich die beiden Männer lebhaft vorstellen, dass diese junge
Kollegin von ihrem Hauptverdächtigen sprach.
     
    Einige
Stunden vergingen, bis Manfred Wegner sich endlich etwas beruhigt hatte. Alles
und Jeden hatte er verflucht. Sogar die Beamten der Nachtschicht ließ er aus
dem Bett klingeln und kurz darauf in der Wache antreten.
    Fest
stand lediglich, dass der Mann sich mit einer Rasierklinge die Pulsadern und
beide Halsschlagadern aufgeschnitten hatte. Als letztes makaberes Detail hatte
er sich mit der Klinge sogar den eigenen Penis abgeschnitten. Das war nicht der
typische Warnschuss eines Verzweifelten, der damit vielleicht Andere aufrütteln
und zur Hilfe animieren wollte. Nein! Hier wolle jemand sterben, daran gab es
keinen Zweifel. Zu klären galt es jedoch, wie der Festgenommene einer
Rasierklinge überhaupt habhaft werden konnte.
    Die
billigen Ausreden der Beamten reichten später von Schluderigkeit der
Putzfrauen, bis hin zur Übergabe der Klinge durch benachbarte Häftlinge. Die
Wahrheit über das was passiert war würden sie niemals herausfinden; das wusste
Wegner bereits, als ihn die verschlafenen Kollegen der Nachtschicht noch giftig
musterten.
     
    Um 18.00
Uhr sollte die anberaumte Pressekonferenz im großen Versammlungsraum des
Reviers beginnen. Wegner ließ die mindestens hundert Journalisten absichtlich
noch ein paar Minuten warten, denn ihre Stimmung wirkte nervös und aggressiv.
    Schon
als er den Saal dann endlich betrat, schleuderte ihm die Meute ungehalten einen
ganzen Schwall von Fragen entgegen. So wie Wegner es gelernt hatte und schon
aus der Schulzeit als probates Mittel seiner Lehrer erinnerte, stellte er sich
an das Mikrophon und sagte nichts. Stattdessen schaute er so freundlich, wie es
ihm möglich war in die Menge und versuchte zu lächeln. Wie eine Seuche schien
sich unter den Anwesenden nun die Gewissheit auszubreiten, dass er kein Wort
sagen würde, bis Ruhe einkehrte. Langsam begriff nun auch der Letzte, dass
Manfred Wegner darauf wartete, bis auch dieser seinen Mund endlich hielte.
    Mit
monotoner aber professioneller Stimme begann der Hauptkommissar seinen Vortrag:
»Wie sie ja bereits wissen«, schon zu diesem Zeitpunkt strafte Wegner die Meute
mit einem missbilligenden Blick», ... also, wie sie ja alle bereits wissen,
haben wir in der letzten Nacht einen Mann in Gewahrsam nehmen können. Laut
dessen genetischem Fingerabdruck ist der Verhaftete zweifellos für den letzten
Mord verantwortlich. Wir sind indes sicher, dass dieser Mann auch alle übrigen
Morde begangen hat, und werden nun sämtlich Spuren der vergangenen Fälle
dahingehend untersuchen.«
    Wegner
schaute durch die Reihen und stellte frustriert fest, dass er
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