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Der Hund von Welt

Der Hund von Welt

Titel: Der Hund von Welt
Autoren: Katharina von der Leyen
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Bauer schreit den Hundebesitzer an, der das Huhn normalerweise bezahlen muss. In meiner Karriere als Hühnerdieb habe ich bisher immer nur die allerteuersten erwischt; grundsätzlich die besten, prämiertesten Legehennen – einmal kostete ein Huhn, das ich erlegt hatte, sogar 250 Euro. Ich muss einen unglaublichen Instinkt für gute Hühner haben. Oder die Bauern einen unglaublichen Geschäftssinn.

Eichhörnchen

    Eichhörnchen nerven. Mehr gibt es nicht dazu zu sagen. Es gibt keinen Hund, der nicht die innere Mission verfolgt, Eichhörnchen zu jagen. Sogar Möpse, die nachgewiesenerweise über den gleichen Jagdinstinkt verfügen wie ein Stuhlbein, jagen sie. Die Nager sind immer da, sie sitzen im Garten und tun so, als gehöre alles ihnen, springen von Ast zu Ast, sie rennen die Bäume rauf und kopfüber wieder runter, nehmen alles, was irgendwie essbar aussieht, in ihre Vorderpfoten und lassen es wieder fallen, buddeln im Boden herum und vergraben dort Nahrung – unerträglich. Sie können sogar Dinge fressen, die für Menschen und Hunde giftig sind wie bestimmte Pilze, und das allein muss ein vernünftiger Hund ihnen schon übel nehmen. Außerdem fressen sie am Tag Samen aus bis zu 100 Fichtenzapfen. Haben Sie schon mal gesehen, wie ein Haufen aus 100 Fichtenzapfen aussieht? Na? Und wer soll dann mit den leeren, ausgelutschten Dingern spielen? Pah!
    Eichhörnchen werden nur drei Jahre alt, was dem Hund die Illusion vermitteln mag, man müsse sich mit ihnen nicht abgeben, weil sich das Problem relativ bald von selbst erledigt, aber wenn man diesen Tieren nicht rechtzeitig Einhalt gebietet, glauben sie bald, sie könnten sich im Garten, im Park undauf der Straße alles erlauben. Ab Februar haben sie Paarungszeit, was besonders ärgerlich ist, weil Männchen und Weibchen sich dann wilde Verfolgungsjagden in den Bäumen, auf dem Boden und in der Luft liefern. Das Dumme ist, dass sie wirklich sehr schnell sind. Der Hund kann fast nichts anderes tun, als sie bis zum Baum zu verfolgen und dann wie verrückt zu bellen. Das verhindert wenigstens einen Moment lang die Begattung. Man tut, was man kann. Dank des globalen kaniden Pflichtbewusstseins wird die Welt bald ein sicherer, weniger nerviger Ort sein. Lassie wäre stolz.
Der Hund in Geschäften

    Es gibt keinen einzigen vernünftigen Grund dafür, warum mancher Mensch darauf besteht, den Hund zum Einkaufen mitzunehmen – mit Ausnahme von Hundefutterfachgeschäften, versteht sich, obwohl auch diese eine olfaktorische Folterkammer sind für Hunde, die eben nicht das nötige Kleingeld dabei haben, um sich eine Schlachtplatte zu kaufen.
    Ansonsten ist es völlig unverständlich, warum Menschen immer wieder darauf bestehen, ihren Hund – möglichst noch samstags! – in die Fußgängerzone mitzunehmen oder in große Kaufhäuser, wo er ununterbrochen Angst haben muss, getreten, angerempelt oder von fremden, penetrant nach synthetischem Parfum riechenden, völlig fremden Händen angefasst zu werden, und im Zweifelsfall stundenlang vor irgendeiner Umkleidekabine liegen muss, einsam und ohne Wasser und Brot. Es sind durchaus Fälle bekannt, in denen jemand bei solchen Gelegenheiten vor Langeweile gestorben ist.
    Es ist völlig ausgeschlossen, in diesen Etablissements das Bein zu heben, obwohl es genauso riecht wie auf der Straße, man darf sich nicht kratzen, ohne umgehend den Verdacht der Totalverflohung auf sich zu ziehen, und gespielt wird hier sowieso nicht.
    Auch zu Supermärkten kommen Hunde nicht gerne mit; dort sollen sie stundenlang draußen vor der Tür warten bei erstaunlichen Temperaturen und werden von Leuten, die Obdachlosenzeitungen verkaufen, auch noch böse angestarrt, weil der Hund zuviel Aufmerksamkeit auf sich zieht.

    Manchmal, an perfekt temperierten Tagen, an denen es weder zu kühl noch zu warm ist, ein sanftes Lüftchen weht und die Straße übersichtlich leer ist, kann es in Ordnung sein, den Menschen in sehr exklusive Boutiquen zu begleiten. Dort wird hund dann vom Verkaufspersonal begeistert begrüßt, weil man hier gelernt hat, dass der Mensch gewöhnlich in Spendierlaune gerät, wenn sein Hund = Alter Ego geliebt wird (der Mensch durchschaut das allerdings nie), wird getätschelt und geherzt, und wenn sich der Hund besonders ruhig, aufmerksam und artig verhält, bekommt er weiches Wasser aus Plastikflaschen in einer Kristallschale serviert.
    Wenn er sich genüsslich auf dem hellen Teppichboden räkelt, brechen alle in Entzückensschreie aus,
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