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Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes
Autoren: Agatha Christie
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Sofort fällt dir wieder ein, dass du Dienstagnacht von einer schwarzen Katze geträumt hast – wunderbar, du wusstest also während der ganzen Zeit, es würde etwas passieren.«
    »O nein, Jack, jetzt wirfst du Vorahnung und Intuition durcheinander… Sir Alington, sagen Sie es bitte. Sie müssen doch zugeben, dass es Vorahnungen tatsächlich gibt.«
    »Bis zu einem gewissen Grad, vielleicht«, stimmte der Arzt vorsichtig zu. »Aber der Zufall spielt meist eine große Rolle, und dann tendiert man allzu leicht dazu, hinterher zu behaupten, man habe alles schon vorher gewusst. Das müssen wir dabei immer in Betracht ziehen.«
    »Ich glaube nicht, dass es so etwas wie Vorahnungen gibt«, behauptete Claire Trent ziemlich unvermittelt, »oder Intuition oder einen sechsten Sinn oder irgendetwas, von dem wir so zungenfertig reden. Wir gehen durch das Leben wie ein Zug, der durch die Dunkelheit zu einem unbekannten Ziel rast.«
    »Das ist kein besonders treffender Vergleich, Mrs Trent«, sagte Dermot West, indem er den Kopf hob und zum ersten Mal an der Diskussion teilnahm. Es lag ein sonderbarer Schimmer in seinen klaren grauen Augen, die seltsam hell aus dem dunkelgebräunten Gesicht blickten. »Sie haben die Signale vergessen, nicht wahr?«
    »Rot für Gefahr – wie aufregend!« japste Violet Eversleigh.
    Dermot wandte sich ihr ungeduldig zu.
    »Genauso ist es doch: Gefahr voraus – rotes Signal. Pass auf!«
    Trent warf ihm einen abschätzenden Blick zu.
    »Du sprichst wie aus eigener Erfahrung, alter Junge.«
    »So ist es – war es, meine ich.«
    »Wieso? Ist dir etwas Derartiges passiert?«
    »Ich kann euch ein Beispiel geben… Damals in Mesopotamien… gleich nach dem Waffenstillstand… Eines Abends betrat ich mit einem beunruhigenden Gefühl mein Zelt. Ich spürte Gefahr. Pass auf, dachte ich. Dabei hatte ich keine Ahnung, wovor ich mich hüten sollte. Ich machte im Lager eine Runde, unnötig aufgeregt, traf alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen, um mich vor dem eventuellen Angriff eines Feindes zu schützen. Dann ging ich in mein Zelt zurück. Sobald ich es betreten hatte, überkam mich dasselbe beunruhigende Gefühl wieder, noch stärker als vorher. Gefahr! Schließlich nahm ich eine Decke mit ins Freie, rollte mich darin ein und schlief draußen.«
    »Und?«
    »Als ich am nächsten Morgen wieder in mein Zelt kam, war das erste, was ich sah, der Knauf eines großen Dolches, ungefähr einen halben Meter lang, der durch meine Matratze gestoßen worden war – genau an der Stelle, an der ich gelegen hätte. Ich fand bald heraus, dass es einer meiner arabischen Diener gewesen war. Sein Sohn war als Spion erschossen worden… was sagst du dazu, Onkel Alington? Für mich war das ein Beispiel für meine Bezeichnung ›rotes Signal‹.«
    Der Spezialist lächelte besserwisserisch.
    »Eine höchst interessante Geschichte, mein lieber Dermot.«
    »Würdest du sie vorbehaltlos glauben?«
    »Doch, doch. Ich zweifle nicht daran, dass du die Vorahnung einer Gefahr hattest. Es ist mehr der Ursprung der Vorahnung, den ich in Zweifel ziehe. Nach dem, was du erzähltest, drang dieses Gefühl von außerhalb auf dich ein. Wir neigen heute zu der Ansicht, dass fast alles von innen, aus unserem Unterbewusstsein entsteht.«
    »Ja, ja, das gute alte Unterbewusstsein«, rief Jack Trent dazwischen. »Damit wird heutzutage alles erklärt.«
    Sir Alington fuhr fort, ohne auf die Unterbrechung einzugehen.
    »Ich nehme an, dass dieser Araber sich durch einen Blick oder seine Miene verraten hat. Dein bewusstes Ich hatte das nicht registriert oder erinnerte sich nicht daran, mit deinem Unterbewusstsein war das anders. Das Unterbewusstsein vergisst nichts. Wir glauben auch, dass dieses Unterbewusste folgern und ableiten kann, und zwar völlig unabhängig von unserem bewussten Willen. Dein Unterbewusstsein schloss also, dass man einen Versuch unternehmen würde, dich umzubringen; in diesem Falle setzte es sich erfolgreich durch, indem es das Angstgefühl in deine bewusste Erkenntnis zwang.«
    »Das klingt sehr einleuchtend, wie ich zugeben muss«, sagte Dermot lächelnd.
    »Aber längst nicht so aufregend«, zwitscherte Mrs Eversleigh.
    »Es ist auch möglich, dass du unbewusst den Hass des Mannes spürtest. Das, was man früher Telepathie nannte, existiert sicher, obwohl die Umstände, unter denen sie zu Stande kommt, oft falsch ausgelegt und missverstanden werden.«
    »Gibt es dafür noch andere Beispiele?« fragte Claire.
    »O ja, leider
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