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Der Huf des Teufels (German Edition)

Der Huf des Teufels (German Edition)

Titel: Der Huf des Teufels (German Edition)
Autoren: Bent Ohle
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Schulter.
    »Entschuldigung?«
    Shelly fuhr erschrocken herum und sah sich ihrem Sitznachbarn gegenüber, der noch einmal zurückgekommen war.
    »Das ist Ihnen eben aus der Tasche gefallen«, sagte er und hielt Shelly zwei gefaltete Blätter hin.
    »Oh my gosh«, sagte sie erleichtert und nahm sie entgegen. »Vielen Dank, die hab ich schon überall gesucht.«
    Der Mann lächelte. »Sie sollten so was nicht einfach in der Gesäßtasche aufbewahren.«
    »Sie haben recht.«
    Er verabschiedete sich freundlich, und Shellys schlechtes Gewissen meldete sich lautstark. Sie hätte ihn nicht so auf Distanz halten dürfen. Zurückzukommen, um ihr die Papiere zu geben, war nett von ihm, ganz besonders nachdem sie neun Stunden lang die Unansprechbare gespielt hatte. Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Kaum dass der Kaschmirmantel verschwunden war, fuhr ihre Sonnenbrille wieder bei ihr vorbei. Shelly setzte sie auf, warf ihre Tasche über die Schulter, nahm ihren Koffer und machte sich auf die Suche nach dem Frachtschalter.
    »Was ist denn ein Pinto?«, fragte die Mitarbeiterin hinter dem Tresen stirnrunzelnd. »Ein Auto?«
    »Ein Pferd.«
    »Ein Pferd?«, wiederholte sie laut und lachte ungläubig.
    Shelly verzog keine Miene, und ihre Brillengläser spiegelten nur die Neonröhren in dem kleinen Raum wider. Der Mitarbeiterin verging das Lachen.
    »Ja, also, Tiere kommen zunächst in die Frachthalle, wo sie auch untersucht werden.«
    »Wie komme ich da hin?«
    Die Dame griff unter den Tresen und holte einen Lageplan des Flughafens hervor. Sie markierte den Weg mit einem Rotstift. »Dort melden Sie sich dann bitte mit den Papieren«, sagte sie abschließend.
    »Wo finde ich denn die Autovermietung?«
    »Die befindet sich hier den Gang runter in Terminal A.«
    »Gut, danke.«
    Shelly spazierte hinaus und begab sich zum Sixt-Schalter. Obwohl Flughäfen so etwas wie einen uniformen Look hatten, war hier alles fremd für sie. Die Sprache zu sprechen, erleichterte ihr das Ankommen jedoch erheblich.
    Hinter dem orangefarbenen Schalter mit der schwarzen Aufschrift blickte ein junger Mann in einem schwarzen Sakko vom Bildschirm auf. Er trug ein Namensschild auf der Brust. Herr Tiesberg, stand dort zu lesen. In den USA hätte auf dem Schild sein Vorname gestanden, dachte Shelly.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Mein Name ist Kutscher. Ich hatte ein Auto und einen Pferdeanhänger reserviert.«
    »Einen was?«
    »Einen Pferdeanhänger.«
    »Moment bitte«, sagte er und vertiefte sich in den Bildschirm, während er mit flinken Fingern die Tastatur bediente. »Kutscher, sagten Sie?«
    »Ja, richtig. Wie die Kutsche.«
    »Ah, da habe ich ihre Reservierung. Stellplatz 81.«
    Er blickte auf und schien zu überlegen, ob er sie attraktiv genug fand, um sich selbst darum zu kümmern. Shelly war zweiundvierzig, sah aber gut zehn Jahre jünger aus. Sie hatte braun gebrannte Haut vom Leben und Arbeiten unter der heißen texanischen Sonne, lange wildhonigfarbene Haare und blendend weiße Zähne, wie sie nur Amerikaner hatten.
    »Ich bringe Sie hin«, sagte er freudestrahlend und kam hinter seinem Schalter hervor. »Darf ich Ihnen den Koffer abnehmen?«
    Shelly ließ den Griff los und folgte ihm hinaus auf den Parkplatz. Sie erreichten einen schwarzen Jeep Cherokee. An der Anhängerkupplung hing ein kleiner, mit zwei Rädern untersetzter Blechkasten.
    »Da sind wir«, verkündete der junge Mann stolz.
    Shelly blieb entkräftet stehen.
    »Was ist das?«
    »Ihr Wagen.«
    »Und wie klein, glauben Sie, muss das Pferd sein, das ich damit transportiere?«
    »Ich … nun ja …«
    »Transportieren Sie Pferde in Deutschland üblicherweise mit so etwas?«, fragte Shelly und machte dabei einen Schritt auf ihn zu.
    »Nein … ich denke nicht.«
    »Sehen Sie, das denke ich auch. Wir beide haben nun folgendes Problem: Ich habe ein Pferd. Und Sie haben einen Anhänger, der gerade groß genug für einen Schimpansen ist. Was machen wir also?«
    »Ich verstehe das auch nicht. Am besten sehe ich noch mal im Computer nach.«
    »Wenn Sie meinen, dass das hilft.«
    Zurück am Schalter zitterten seine Finger ein wenig, als er die Daten eingab.
    »Tja, hier steht: Jeep Cherokee und ein Pferdeanhänger.«
    »Nur wissen wir jetzt, dass es keiner ist.«
    »Ja«, sagte der junge Mann.
    »Ich hatte aber einen reserviert. Besorgen Sie mir also bitte so schnell wie möglich einen Pferdeanhänger. Mein Pferd wartet in der Frachthalle darauf, abgeholt zu werden.«
    Wieder begann
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