Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Huf des Teufels (German Edition)

Der Huf des Teufels (German Edition)

Titel: Der Huf des Teufels (German Edition)
Autoren: Bent Ohle
Vom Netzwerk:
dem Tier, und schon drehten sich dessen Ohren in seine Richtung. Aladdin warf ihm einen unaufgeregten Blick zu.
    »Alles gut. Feines Tier. Alles gut.« Lasse streichelte den Hengst am Hals, ging nach hinten, fuhr mit seiner Hand über das dunkel glänzende Fell und ließ sie über Aladdins Hinterhand bis zur Fessel hinabgleiten. Draußen piepte es noch immer. Die Reiterin stand jetzt in ihrem Sattel und fasste für die anderen zusammen, was sie sah. Lasse bückte sich, holte die Splitter aus seiner Jackentasche und nahm ein paar Brocken von der feuchten Erde vom Abreitplatz auf, die hier überall verstreut lagen. Daraus formte er einen kleinen Klumpen und ließ die Splitter darin verschwinden. Dann nahm er den Huf des Pferdes hoch. Aladdin schaute nach hinten, beschwerte sich aber nicht. Seine Ohren waren aufmerksam gespitzt. Ganz behutsam klebte Lasse den Brocken unter den Huf, direkt auf den Hufstrahl des Pferdes, wo die Splitter am schnellsten eindringen konnten. Ebenso vorsichtig ließ er den Huf wieder herunter. Er sah das Pferd an, das den Hinterlauf entspannt hängen ließ, und schlich sich zurück in die Box. Kaum war er drin, ging der Alarmton aus, und fast gleichzeitig hörte man ein lautes Wiehern von Aladdin. Der hatte den Hinterlauf belastet, trat nun mit allen vieren voll auf und drückte sich die Splitter so immer tiefer in den Huf hinein. Er warf unruhig seinen Kopf hoch, dass sich die Zügel spannten.
    »Hey, kann sich mal einer um das Pferd kümmern?«, rief die Reiterin.
    Aladdin wurde immer nervöser und trampelte aufgeregt herum. Seine Hufe klapperten laut auf dem Steinboden. Als zwei Männer sich dem Pferd nähern wollten, trat Lasse aus der Box, eilte zu Aladdin und packte ihn mutig am Halfter. Der Hengst sah ihn aus großen panischen Augen an. Ein Ruck mit dem Kopf hätte Lasse fast umgeworfen, doch er hielt fest. In dem Moment betraten Hofstätter und sein Sohn den Stall und kamen Lasse zu Hilfe. Während sie den Hengst beruhigten, lieferte einer der beiden Männer hinter ihnen die entlastende Begründung für das Verhalten des Tieres: »Dieses Gepiepe hat ihn ganz verrückt gemacht.«
    Der andere sagte: »Aber der junge Mann hier hat schnell reagiert.«
    Hofstätter wandte sich Lasse zu, während Tillmann das Pferd endgültig beruhigte.
    »Vielen Dank, junger Mann! Er hätte sich sonst verletzen können«, sagte er und reichte Lasse die Hand.
    »Kein Problem. Alles gut. Was war denn mit dem Auto?«
    »Ach, keine Ahnung. Bei dem ganzen Trubel hier kann das schon mal passieren. Neulich ist unsere Hündin vorn gegen die Stoßstange gelaufen, und das Ding ging los. Empfindlich wie ein Frauenzimmer.« Hofstätter lachte, und alle stimmten ein. Nur Tillmann nicht.
    »Papa, sollen wir ihn durchchecken lassen?«
    »Ist jetzt keine Zeit mehr dafür. Du reitest ihn ein, und dann sehen wir mal.«
    * * *
    Sebastian Renter besaß einen recht großen Garten, in dem immer wieder Abfälle anfielen oder für den er Erde, Rindenmulch und Pflanzen heranschaffen musste. Aus diesem Grund hatte er sich beim Autokauf für eine Anhängerkupplung entschieden und sich einen Nachzieher zugelegt, ähnlich dem, den Herr Tiesberg für Shelly vorrätig gehabt hatte. Jetzt aber mit einem Pferdeanhänger zu fahren, war ein ganz anderes Gefühl. Schon als er vom Hof des Gestüts gefahren war, war ihm der Schweiß ausgebrochen. Nun, auf dem Flughafengelände, wo es ohnehin unübersichtlich und eng war, spürte er sein Herz im Hals pochen. Sein Oberhemd war am Rücken völlig durchnässt, und unter seinen Achseln hatten sich tellergroße Schweißflecken gebildet. Natürlich hatte er in seiner Aufregung die Cargo-Abfahrt verpasst und so einmal umsonst um den Flughafen herumkurven müssen, bevor er endlich vor dem richtigen Gebäude parken konnte.
    Er stieg aus, ging den kurzen Weg zum Eingang und betrat die Halle durch die automatische Schiebetür. Es war niemand zu sehen. Alle Schalter waren unbesetzt. Irgendwo von draußen hörte er Rufe, das Heulen von Turbinen und ein merkwürdiges Geklapper.
    »Hallo?«, rief er, und seine Stimme wurde in einem kleinen Echo zurückgeworfen. »Hallo!«
    Niemand antwortete. Er ging zum Tresen und suchte vergebens nach einer Klingel. Ein Telefon läutete. Vielleicht lockt das ja einen Mitarbeiter hervor, dachte er. Doch das Läuten hörte wieder auf, und nichts geschah.
    »Ist da jemand?«, rief er nach hinten. Noch immer bekam er keine Antwort. Er wollte gerade wieder gehen, als eine Tür
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher