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Der Huf des Teufels (German Edition)

Der Huf des Teufels (German Edition)

Titel: Der Huf des Teufels (German Edition)
Autoren: Bent Ohle
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aufsprang und eine Frau vom Flughafenpersonal hereinstürzte. Sie beachtete ihn überhaupt nicht, riss nur den Hörer von einem der Telefone und atmete schwer wie nach einem Zirkeltraining in die Muschel.
    »Hallo, Security? Wir brauchen hier Hilfe in der Frachthalle. Auf dem Rollfeld vor der Frachthalle. Schicken Sie ein paar Männer, gleich!« Sie legte auf und wollte sich wieder davonmachen.
    »Entschuldigung?«, rief Renter.
    »Ich kann im Moment nur schlecht … Was wollen Sie denn?«
    »Ich will Frau Kutscher abholen.«
    Da regte sich plötzlich etwas in ihrem Gesicht.
    »Sie sind das?«
    »Ja.«
    »Kommen Sie mit«, sagte sie so, als würde sie kein Nein zulassen, und eilte voraus. Renter hastete hinter ihr her, durch zwei Sicherheitsschleusen und ein geöffnetes Tor hindurch. Sonnenlicht blendete ihn. Die Geräusche wurden immer lauter. Sie betraten das hell betonierte Rollfeld am linken Ende des Flughafenareals. Überall fuhren hier diese kleinen orangefarbenen Fahrzeuge, kreuz und quer, sodass man aufpassen musste, nicht überfahren zu werden. Noch weiter links erstreckte sich unter der Anflugschneise der Flugzeuge eine weitläufige Rasenfläche.
    »Da hinten!«, schrie die Frau ihm durch den Lärm hindurch zu. Sie deutete auf eine Gruppe von Flughafenangestellten, die in ihren blauen Uniformen scheinbar ziellos über den Rasen liefen. Renter kamen sie vor wie eine Herde panischer Schafe, die sich hierher verirrt hatten. Und dann kam hinter der Gebäudeecke plötzlich ein braun-weiß geflecktes Pferd hervorgeprescht. Auf ihm, ohne Sattel reitend, saß Shelly. Sie hielt die Zügel in der rechten Hand und lenkte das Tier souverän an ihren Verfolgern vorbei, um sie herum und wieder von ihnen weg.
    »Holen Sie sie endlich da weg! Sie kann hier nicht einfach rumreiten!«, schrie die Mitarbeiterin neben Renter.
    »Warum tut sie das?«, fragte er.
    »Sie meinte, ihr verdammter Gaul bräuchte Auslauf. Hat ihn einfach genommen und ist mit ihm rausgeritten. Die ist völlig durchgedreht!«
    Während sie das sagte, wurden sie auch schon von drei in Schwarz gekleideten Männern von der Security umringt, die hinter ihnen aus dem Gebäude getreten waren.
    »Was gibt’s?«, rief der eine. Er war fast zwei Meter groß, hatte eine Glatze und einen Vollbart. Die Dame streckte nur ihren Arm aus und zeigte auf Shelly. Sofort legten die Männer Hand an ihre Elektroschocker und wollten lossprinten.
    »Halt! Nein! Ich mach das schon. Ich hole sie«, schrie Renter und lief los. Die blaue Gruppe wurde immer langsamer und unkoordinierter, als er näher kam. Er hob die Arme und winkte. »Hallo, Frau Kutscher! Anhalten! Ich bin Herr Renter!«
    Shelly zog leicht an den Zügeln, und das Pferd stand. Sie äugte in seine Richtung und setzte sich wieder in Bewegung.
    »Frau Kutscher! Bitte halten Sie an! Ich bin Herr Renter«, rief er wieder.
    »Gut, dass Sie endlich kommen«, rief sie zurück.
    Renter blickte nach rechts, von wo die Gruppe auf sie zugestolpert kam. Er hob beschwichtigend eine Hand. »Alles in Ordnung! Ich hole sie ab!«
    Fünf Minuten später standen die drei Männer von der Security und ein Großteil der Mitarbeiter in einem Halbkreis um sie herum und sahen zu, wie sie das Pferd in den Anhänger beförderten. Shelly ließ sich davon kaum beeindrucken, sie schimpfte nur unablässig vor sich hin, während sie Pancake in den Anhänger führte. Der ließ das alles in noch größerer Ruhe mit sich geschehen.
    »Neun Stunden Flug für so ein Tier, was denken die sich eigentlich?« Sie nuschelte noch etwas auf Englisch hinterher, was aber kaum zu verstehen war.
    »Können wir?«, fragte Renter, als Shelly die Klappe geschlossen hatte.
    »Sehr gern«, erwiderte sie energisch.
    »Vielen Dank noch mal für Ihr Verständnis und Ihre Geduld«, sagte Renter kleinlaut zu der Gruppe.
    »Nehmen Sie sie bloß mit, diese Irre«, zischte einer, der immer noch ganz aus der Puste war.
    »Frau Kutscher, könnten Sie vielleicht fahren?«, fragte Renter, dem die Aufregung doch ein wenig an die Substanz ging.
    »Sicher.« Shelly stiefelte auf die Fahrerseite, öffnete die Tür und nahm dabei Mütze und Brille ab. »Möchte vorher noch jemand ein Autogramm?«, fragte sie hämisch. Jetzt erst erkannten einige von ihnen, wer Shelly war.
    Ein kleiner Mann von der Security hob vorsichtig den Arm. Sofort wurde er von seinem Kollegen mit der Glatze angerempelt und nahm den Arm ganz schnell wieder runter.
    »Gut, dann bis nächstes Mal«, sagte Shelly
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