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Der Hueter und das Kind

Der Hueter und das Kind

Titel: Der Hueter und das Kind
Autoren: Vampira VA
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gerade jetzt eines jener Bilder streifte, auf denen sie zu sehen war.
    Die Brüder sprachen von ihr nur als sie, weil sie ihren Namen nicht kannten. Doch sie spielte in einigen Visionen, die kundige Mönche in Bilder umsetzten, eine Rolle. Sie hatte langes schwarzes Haar, das ihren Kopf fast mähnig umgab, beinahe unnatürlich grüne Augen -und war einfach atemberaubend schön.
    »Lilith«, flüsterte Elias für andere unhörbar. War das ihr Name?
    In jedem Fall bedeutete es etwas.
    Etwas, das Salvat erfahren mußte.
    Elias machte kehrt und eilte zur Tür, einen eisigen Schatten im Ge-folge.
    * Gabriel träumte.
    Er war seinem Ziel nahe, ohne es schon wirklich zu kennen oder gar zu wissen, was zu tun war. Er beobachtete - und lernte hinzu.
    Er sah mit den kalten Augen eines Tieres, nachdem er einem Mann in dunkler Kutte gefolgt war. In einen Raum, in dem sich viele aufhielten, die wie dieser eine gekleidet waren. Sie lasen in handgeschriebenen Texten, andere zeichneten und malten. Ein Name wurde genannt. »Lilith ...«
    Ein Gesicht, das auf vielen Bilder zu sehen war, fiel ihm auf. »Lilith ...«
    Gabriel kannte sowohl den Namen als auch das Gesicht. Lilith Eden. Er war ihr schon begegnet, vor gar nicht langer Zeit - - und vor sehr, sehr langer Zeit? Ihre Wege kreuzten sich - - heute wie damals?
    Gabriel fand keinen Sinn in diesen Gedanken, von denen er aber doch wußte, daß sie mehr als nur Gedanken waren. Erkenntnis. Wissen.
    Später, träumte er, später würde er den Sinn dahinter entdecken. Jetzt waren andere Dinge wichtig. Dinge, die es zu verhindern galt. Weil .
    Auch das wußte er nicht. Nur, daß es zu tun war. Und das genügte. Er ließ seinen »Boten« dem einen folgen, der eilends den Raum verließ.
    * Die Kälte nahm zu.
    Elias hatte den Eindruck, durch Gänge aus Eis zu laufen. Und er ertappte sich dabei, wie er verstohlen die Wände der leeren Korridore musterte, ob sie sich nicht verändert hatten.
    »Narr«, mahnte er sich selbst.
    Doch die Kälte wich nicht. Und etwas anderes gesellte sich hinzu.
    Schatten.
    Sie huschten lautlos über die Wände, und sie erstarrten stets dann, wenn Elias hinsah, unbewußt alarmiert von ihrer vagen Bewegung. Kaum wandte er den Blick ab, begann ihr Tanz von neuem.
    Elias blieb stehen. Nicht, weil er es wollte, sondern weil etwas ihn dazu aufforderte.
    Nein, nicht etwas - eine Stimme.
    Kichern geisterte durch den kahlen Flur, der in den Tiefen des Felsen lag, auf dem Monte Cargano erbaut war.
    Das Kichern - eines Kindes?
    »Das ist nicht möglich«, flüsterte Elias.
    Das Kloster war nur über einen Korb zu erreichen, der über eine Seilwinde bewegt wurde. Und das wiederum war nur von hier oben aus möglich. Niemand, der es nicht sollte, konnte Monte Cargano betreten. Und niemand hatte je seinen Fuß hinter die Mauern setzen dürfen, der nicht zum Orden der Illuminati gehörte.
    Elias ging weiter. Zögernd und lauschend.
    Da! Wieder dieses Geräusch. Unverkennbar ein kicherndes Kind.
    Elias wirbelte herum, obwohl er nicht sicher wußte, aus welcher Richtung das Kichern ihn erreichte. Aber es konnte nur hinter ihm ...
    Etwas huschte um die Gangbiegung, um die er gerade gekommen war. Nicht mehr als ein Schatten.
    »Wer bist du?«
    Elias wollte rufen, aber es wurde nur ein Flüstern daraus. Zu ungeheuerlich war das, was hier geschah - wenn wirklich ein Fremder in das Kloster eingedrungen war. Ein Kind ...
    Kichern war die Antwort. Und dann ein gespenstisches Wispern: »Komm doch .«
    Elias zögerte einen Moment. Er überlegte, ob er nicht Salvat oder andere Brüder verständigen sollte. Aber bis dahin konnte der Eindringling sich längst wer weiß wo versteckt haben. Vielleicht sogar hinabgestiegen in die liefen Monte Carganos, zum Tor .
    Nein, er mußte handeln!
    Entschlossen lief Elias los, erreichte die Ecke, trat herum - und erstarrte.
    Er hatte sich nur zum Teil geirrt.
    Es war tatsächlich ein Fremder in das Kloster gelangt. Aber es war kein Kind.
    Nicht einmal ein Mensch.
    Kalte Augen funkelten ihn aus dem Dämmer heraus an. Dann senkte der Widderköpfige den Schädel - - und rammte Elias die Hörner in den Leib.
    Wieder und wieder.
    *
    Gabriel fing einen Gedanken auf. Vielleicht sogar hinabgestiegen in die Tiefen Monte Carganos, zum Tor ... Das Tor...
    Etwas, das sich hinter dem Wort verbarg, weckte eine Ahnung in ihm. In die Tiefen... Dort wollte, mußte er hin.
    Er ließ den Widderköpfigen tun, was zu tun war. Dann suchte er den Weg. In die Tiefen.
    Zum
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