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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes
Autoren: Duncan Lay
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sich hatte, das ihn verleitete, das Gespräch fortzuführen. Eine Art schurkischer Liebenswürdigkeit, die den ersten Eindruck der rauen Kleidung und der Ungepflegtheit Lügen zu strafen schien.
    Martil streckte die Hand nach seinem Weinschlauch aus. »Ich bin kein reicher Mann. All mein Besitz befindet sich auf diesem Pferd. Keine Frau, keine Kinder, kein Land, keine Freunde, kein Zuhause«, seufzte er und spürte die Bedeutung dieser Worte.
    Edil schnaubte, »Also für mich seht Ihr reich genug aus. Gutes Pferd, zwei Schwerter – große Satteltaschen. Auch nur eines davon würde aus mir einen reichen Mann machen. Alles, was ich habe, sind Kinder.«
    »Deine Tochter?«
    Edil lachte. »Was nützt denn ein kleines Mädchen? Nein, ich habe drei Söhne, und sie sind mir von großem Nutzen.« Er pfiff, und Martil sah auf einmal drei junge Männer aus den Büschen auftauchen, die alle Stellung bezogen – einer hinter ihm, die anderen beiden rechts und links neben ihm. Wie ihr Vater trugen sie Bärte, aber in unterschiedlichen Phasen der Entwicklung, und auch ihre Kleider hatten schon bessere Tage gesehen – und waren vielleicht sogar für andere Männer geschneidert worden, wenn man sich besah, wie ausgesprochen schlecht sie saßen. Es war offensichtlich auch schon Monate her, seit sie zuletzt gewaschen worden waren. Der eine hielt einen Knüppel in der Hand, dessen Ende im Feuer gehärtet worden war, die anderen trugen grobe Äxte. Martil war zwar etwas angetrunken, aber er war nicht blind. Er wandte sich wieder Edil zu und lachte.
    »Ihr habt einen eigenartigen Sinn für Humor, Fremder. Ist Euch das Tier aus Eurem Lied wieder eingefallen?«, fragte Edil argwöhnisch.
    Martil rieb sich das Gesicht. »Ich wünschte, das wäre es. Nein, ich kann nur nicht fassen, dass ich einfach hier gesessen und mich von dir in diese lächerlich einfache Falle habe locken lassen.«
    Edil nickte. »Das Schicksal ist seltsam, nicht wahr? Also, wenn Ihr nun freundlicherweise absteigen würdet und uns alles nehmen lasst, was Euch gehört, dürft Ihr Eure Reise fortsetzen. Oder ich lasse Euch Zorvas Bekanntschaft machen, den es gar nicht freuen wird, dass Ihr seine Eier beleidigt habt.«
    Martil nickte anerkennend über den Spruch. Die meisten Wegelagerer würden mit möglichen Opfern nicht so sprechen. Selbst in dieser Situation hatte er etwas für die Liebenswürdigkeit des Mannes übrig. Es hatte fast den hypnotischen Effekt, den eine Schlange nutzt, um ein Nagetier zu verzaubern. Er glaubte, Edil hatte ihn sich jahrelang zunutze gemacht, um Leute zu umgarnen. Aber er war kein gewöhnlicher Mann. »Ich habe einen besseren Vorschlag. Ihr geht mir aus dem Weg, und wir beide sind um eine Erfahrung reicher. Ich lasse euch sogar den Wein behalten und lege noch ein Stück Gold obendrauf, von dem ihr euch bessere Kleider kaufen könnt.«
    Edil brach in Gelächter aus. »Ich nehme zurück, was ich gesagt habe. Ihr habt den Schneid, in den Wirtshäusern Eindruck zu schinden. Vielleicht lasse ich Euch das eine Goldstück – wenn Ihr versprecht, niemals zu singen!« Seine Söhne stimmten in das Lachen ein, sein ältester, ein junger Riese zu Martils Linker, hatte einen schwarzen Bart und lachte besonders laut.
    Martil seufzte und lehnte sich leicht nach vorne. Es war kein Spaß mehr. Es war an der Zeit, diesem Narren klarzumachen, in wie großer Gefahr er sich befand. »Hört mir zu. Ich habe die letzten sechzehn Jahre damit verbracht, auf allen Schlachtfeldern im Süden Männer zu töten. Nun haben wir zusammen Wein getrunken, und du hast Kinder. Nun tritt beiseite, und du kannst weitere zeugen.« Das Letzte, was er wollte, war kämpfen. Nicht wegen des Weines, auch wenn er ihm etwas säuerlich im Magen lag. Betrunken oder nüchtern, krank oder gesund, es hatte nie einen Mann gegeben, der ihm mit der Klinge hatte widerstehen können. Aber er war das Töten einfach leid.
    »Fremder, es ist nicht mehr unterhaltsam. Runter vom Pferd und gebt mir all Euer Geld. Ich möchte keine Zeit damit verschwenden, Euch zu begraben«, knurrte Edil.
    Martil versuchte es erneut und hoffte darauf, dass er Edil würde überzeugen können. Das war die letzte Möglichkeit, das Leben dieses Mannes und seiner Söhne zu retten.
    »Versucht mich aufzuhalten, und ich werde euch töten. Ich habe schon genug Tode zu verantworten. Ich habe nicht die Absicht, vier weitere hinzuzufügen.« Er war nicht nur unfähig, das irgendwie komisch zu finden, nein, auch die Wirkung des
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