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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes
Autoren: Duncan Lay
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Edil stöhnte. Seine liebenswürdige Art und das gaunerhafte Schmunzeln waren Vergangenheit.
    »Weißt du, wie viel Blut an meinen Händen klebt?« Martil blickte an sich hinab. »Und nicht nur an meinen Händen, auch an meinem Gesicht und an meinen Kleidern. Hast du irgendeine Vorstellung davon, wie leid ich den Geruch von Blut bin? Wie sehr ich versucht habe, es aus dem Kopf zu bekommen?«
    »W… was sagt Ihr da?« Edil bemerkte nun, dass Martil mit seinen blutverschmierten Schwertern nur noch einen Schritt von ihm entfernt stand. Aber er machte keine Anstalten, die Axt, die in seiner Hand baumelte, zu schwingen.
    »Blut stinkt. So wie du stinkst und ich stinke. Wie deine ganze dreckige Familie. Ich habe dir einen Gefallen getan, sie zu töten. Also, wenn du ein Mann bist, versuchst du, sie zu rächen. Du warst vorhin mutig genug, als du dachtest, ich wäre auf deine Gnade angewiesen. Komm schon!« Martil spuckte Edil ins Gesicht, und der Mann zuckte zurück, als hätte man ihn geschlagen. »Du konntest dastehen und Befehle erteilen, nun bring zu Ende, was du angefangen hast. Versuch dein Glück und tu, was deine dummen, stinkenden Ziegen, die du deine Söhne nanntest, nicht tun konnten. Oder bist du genauso feige wie der dahinten?«
    Martil schleuderte Edil die Worte an den Kopf und wollte ihn so provozieren, dass er ihn angriff. Er genoss es zu sehen, wie der Schock dem Zorn wich und der wiederum der Angst. In seinem Innersten wusste er, dass er den Mann mutwillig aufbrachte, bis diesem nichts mehr übrig blieb, als ihn anzugreifen und sich dabei töten zu lassen, aber er war zu zornig, um irgendetwas anderes zu wollen, als es diesem Manne heimzuzahlen.
    »Ja, ich werde dich auch töten. Ich werde dich abschlachten wie ein Schwein, das du ja bist. Du konntest nicht leben wie ein Mann, nun finde heraus, ob du wie einer sterben kannst, du Bastard!«
    Aber Edil stand immer noch reglos da und traf keinerlei Anstalten anzugreifen. Offensichtlich war er nicht in der Lage, das Geschehene zu begreifen, unfähig zu verstehen, wie ein betrunkener Witzbold seine Familie abgeschlachtet hatte. Martil spürte, wie sein Zorn überkochte beim Anblick dieses Mannes, der nicht zu Ende bringen wollte, was er begonnen hatte.
    »Komm schon! Ich werde dir die Haut vom Gesicht ziehen, wenn du nicht kämpfst!«, zischte er und spuckte Edil erneut ins Gesicht. Das schien den Räuber aus seiner Schockstarre erwachen zu lassen. Er brüllte einen wortlosen Schlachtruf und schwang seine Axt nach Martil; wilde, ziellose Hiebe, die nur die Luft durchschnitten. Martil sprang genau in den Bogen der Axt und schwang seine beiden Schwerter, wobei er all seinen Zorn und all seinen Hass in den Doppelhieb legte. Seine Schwerter trafen Edils Hals von beiden Seiten, und der Kopf des Mannes wirbelte zu Boden und rollte ins Gebüsch. Der Körper stand noch einen Moment aufrecht, und Blut spritzte ihm aus dem Hals, bevor er in sich zusammensackte. Martil drehte sich um, um sich zu vergewissern, dass von den Söhnen keine Bedrohung mehr ausging. Ihre toten Augen schienen ihn anzustarren, ihn zu beschuldigen, ihre Gesichter erstarrt zu Grimassen des Schocks und der Todesangst. Er sah sie sich einen nach dem anderen an, aber da war kein Leben mehr, keine Bewegung, nur die abscheulichen Wunden, die er in ihre Körper geschnitten hatte, und der Gestank von Blut und Eingeweiden. Er wandte sich wieder um und beugte sich vor, um sich zu übergeben; er erbrach einen schier endlosen Schwall aus Wein und Brot, das er an diesem Morgen gegessen hatte. Anschließend trottete Martil zu Tomon, der die ganze Zeit über geduldig gewartet hatte. Schon auf dem Weg zog er sich Hemd und Hosen aus, die von Blut besudelt waren. Dann goss er sich Wasser aus seinem Schlauch über die Hände und rieb sich mit den noch sauberen Stellen seines Hemdes das Blut von Gesicht und Händen. Als Letztes spülte er sich den Mund und spuckte aus.
    Sein Weinschlauch lag neben Edils Leiche. Im Augenblick hatte der Rotwein jedoch zu viel Ähnlichkeit mit Blut, als dass er ihn hätte herunterbekommen können. Ratlos, ob er einfach weiterreiten sollte oder die Leichen begraben, lehnte er sich gegen Tomon und vergrub das Gesicht in den Händen. Es war schon wieder geschehen. Er hatte die Kontrolle verloren und unnötigerweise getötet. Er hätte die Söhne nicht zu töten brauchen, er hätte sich damit zufriedengeben können, sie zu verwunden. Aber wenn er einmal seine Schwerter zückte, war es
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