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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes
Autoren: Duncan Lay
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Angstpriester. Ezok kannte die Geschichten über diese Priester – dass sie ihrem Gott Blut und Opfer anboten und als Gegenleistung unglaubliche Kräfte erhielten. Angeblich waren sie fähig, Erde, Wasser, Wind und Feuer um sich herum zu beeinflussen, und konnten durch bloße Berührung töten. Angeblich waren sie in der Lage, den stärksten Magier zu bezwingen, und sie konnten mit normalen Mitteln nicht verletzt werden. Ezok hatte nicht vor, die Probe auf den Wahrheitsgehalt dieser Geschichten zu machen.
    Er atmete tief durch und räusperte sich. »Norstalos ist ein reiches, anmaßendes Land nördlich von uns, das glaubt, über allen anderen zu stehen, da es von den Drachen ausgezeichnet wurde. Genau wie in Berellia gebührt die Königswürde dem ältesten männlichen Verwandten des letzten Herrschers. Aber in Norstalos darf ein Prinz die Thronfolge nur antreten, wenn es ihm gelingt, das Drachenschwert zu ziehen, das vor Jahrhunderten einem der Könige des Landes von den Drachen selbst überreicht worden ist. Dies ist eine magische Prüfung des Charakters eines Mannes. Wer es nicht schafft, das Schwert zu ziehen, sobald er das Mannesalter erreicht hat, wird als unwürdig betrachtet und scheidet für die Thronfolge aus. Er bleibt auch nicht Kronprinz. Der nächstälteste männliche Verwandte wird dann versuchen, das Schwert zu ziehen, bis es schließlich einem gelingt, dem es dann gestattet wird, König zu werden. Das Schwert dient aber nicht nur als entscheidende Probe für die Königswürde; die Norstaler glauben darüber hinaus, dass sie aufgrund dieses Schwertes so lange in Frieden gelebt haben. Sie reden sich ein, es besitze magische Kräfte und beschütze sie. Dass sie nie angegriffen wurden, während ein König das Drachenschwert führte, hat sie von der Wahrheit dieses Glaubens überzeugt.«
    »Berichte Bruder Onzalez, was du herausgefunden hast«, befahl Markuz.
    Ezok gestattete sich ein kleines Lächeln. »Es ist eine Lüge. Tatsächlich lässt sich das Drachenschwert von niemandem ziehen, den es für unwürdig hält. Aber der Rest ist eine bloße Erfindung von König Riel, demjenigen, der das Schwert von den Drachen bekommen hat. Seltsamerweise beschloss Riel, es sei nicht genug, ein magisches Schwert zu besitzen. Er setzte zusätzlich die Legende von einem Schwert in die Welt, das den Frieden im Lande wahrte. Die leichtgläubigen Norstaler sind ihm auf den Leim gegangen und haben die letzten sechshundert Jahre damit verbracht, einander von dieser Unwahrheit zu überzeugen und das Schwert zu bewundern. In Wahrheit hat die Größe des norstalischen Heeres – das durch den reichlichen Ertrag der Goldminen des Landes besoldet wird – das Land vor den Kriegen bewahrt, die den Rest des Kontinents verwüstet haben.«
    Bruder Onzalez klatschte drei Mal langsam in die Hände.
    »Gut gemacht, Ezok, diese Lüge zu entdecken, die Berellia in der Vergangenheit zu schaffen gemacht hat. Aber was hilft uns das jetzt?«, fragte er kühl.
    Ezok spürte, wie ihm am ganzen Körper der Schweiß ausbrach.
    »Norstalos steht kurz vor dem Chaos«, antwortete er eilig. »Ihre wunderbare Methode, den Thronfolger zu ermitteln, die sie für so ausgereift hielten, hat sie im Stich gelassen. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte haben sie eine Königin. Keiner der männlichen Adligen war in der Lage, das Drachenschwert zu ziehen. Also durfte auch keiner die Thronfolge antreten. Sie wissen nicht, wie es weitergehen soll. Eine Frau kann das Drachenschwert nicht führen…«
    »Warum nicht?«, wollte Onzalez wissen.
    Ezok schluckte. »Das weiß ich nicht. Die Norstaler glauben, dass die Drachen nur Männer für würdig erachtet haben zu herrschen.«
    »Klingt vernünftig«, knurrte Markuz.
    Ezok nickte; er wollte keinen Einwand erheben.
    »Man hat daher der Tochter des letzten Königs gestattet zu herrschen, aber sie muss einen Adligen finden, der sie heiratet. Sobald ihr Sohn das Schwert zu ziehen imstande ist, muss sie ihm den Thron überlassen. Bis dahin muss sie einen Krieger ernennen, der das Schwert für sie führt. Dies dient dazu, den Glauben des Volks zu erhalten, das Drachenschwert gewähre dem Land Schutz und sorge für Frieden. Ohne einen solchen Krieger an ihrer Seite wird das Volk sie nie akzeptieren. Aber sie hat bislang keinen finden können. Das Volk steht nicht hinter ihr. Ihr Cousin, Herzog Gello, der Führer des Heeres, schmiedet Ränke, um sich des Throns zu bemächtigen. Denn die Krone wäre ihm bestimmt gewesen,
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