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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes
Autoren: Duncan Lay
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wenn er es nur geschafft hätte, das Schwert zu ziehen.«
    »Ausgezeichnet!«, beglückwünschte ihn Onzalez. »Du wirst einen viel besseren Botschafter abgeben als dein verstorbener Vorgänger.«
    Ezok ignorierte die angsterfüllten Atemzüge des Mannes, der an die Säule hinter ihm gefesselt war.
    »Ich habe die Zukunft gesehen; es war ein Geschenk des Großen Gottes«, erklärte Onzalez. »Gello wird den Thron an sich reißen. Das wird eine Kette von Ereignissen auslösen, die ihn zwingen werden, sich an uns zu wenden und um Hilfe zu bitten. Wir brauchen einen Mann in Norstalos, der ihn unter unsere Herrschaft bringt, einen Mann, dem ich Anweisungen geben kann, bis wir die beiden Länder vereint für ein Ziel kämpfen sehen: allen Ländern mittels Schwert und Feuer den wahren Glauben zu bringen! Aber uns dürfen keine Fehler unterlaufen. Dein Vorgänger hat versucht, einen von Gellos Hauptmännern für uns zu gewinnen, und hat dabei versagt. Dies ist seine Strafe.«
    Ezok drehte sich um und erwartete, dass Cezar dem Gefesselten eine Klinge in den Leib rammen würde. Stattdessen trat Onzalez vor, streifte sich den Handschuh von der rechten Hand und legte dem Mann die bloße Hand auf die Brust. Trotz des Knebels gab der ehemalige Botschafter einen erstickten Schrei von sich, erbebte dann einmal und erschlaffte regungslos in seinen Fesseln.
    Onzalez kam auf Ezok zu. »Dieses Schicksal erwartet jene, die uns trotzen. Aber jene, die uns dienen, können ihre Belohnungen hier und jetzt genießen, nicht erst nach einem Leben des Dienens und Füßescharrens, wie es die Priester Aroarils, dieses Schwächlings, predigen. Zeig mir deinen Fuß!«
    Ezok zuckte heftig zusammen, als Onzalez dieselbe Hand ausstreckte, die vor wenigen Augenblicken das Leben von Ezoks Vorgänger beendet hatte.
    »Woher wisst Ihr …?«, stotterte Ezok.
    Nur wenige wussten von seiner Missbildung, dem Fuß, den er verzweifelt mit besonderen Schuhen zu verbergen versuchte. Seit seiner Geburt hatte der Fuß ihm Spott eingebracht und zwang ihn zu zahlreichen Listen, um in einer Gesellschaft zu überleben, in der Schwäche verachtet wurde. Aber er wagte es nicht, sich dem Angstpriester gegenüber ungehorsam zu zeigen. Langsam zog er den linken Schuh aus, um seine Schande zu enthüllen.
    Onzalez streckte die Hand aus und ergriff Ezoks Fuß. Ezok hatte nicht einmal Zeit zu schreien, bevor sein Fuß wie Feuer brannte und kurz danach kalt wurde wie Eis. Als er an sich hinabschaute, sah er einen perfekten Fuß, ein Ebenbild des rechten. Der Klumpfuß hatte ihn sein Leben lang gequält, und jetzt war er geheilt. Das hatten die besten Knochenärzte und jahrelange Gebete an Aroaril nicht vermocht.
    »Wirst du uns helfen, Ezok?«, fragte Onzalez unverblümt. Ezok sah mit leuchtenden Augen auf. »Meine einzige Frage ist, ob Cezar mir helfen wird.«
    »Du wirst Leibwächter haben, aber du wirst es alleine schaffen müssen, Herzog Gello auf unsere Seite zu bringen«, ließ König Markuz sich vernehmen. »Cezar hat die Aufgabe, Berellias Ehre wiederherzustellen. Ich werde die Schlächter von Bellic töten. Die Hauptleute Macord, Snithe, Rowran, Oscarl und Martil. Ganz besonders Hauptmann Martil. Der berellische Stolz schreit förmlich danach, dass er vernichtet wird!«
    Ezok senkte den Kopf. Die Schlächter von Bellic waren die fünf rallorischen Anführer des Heeres gewesen, das als letzten Akt des grausamen rallorischen Krieges eine ganze berellische Stadt dem Erdboden gleichgemacht hatte. Alle berellischen Kinder lernten, sie zu hassen.
    »Genug! Zuerst müssen wir Ezoks Bekehrung besprechen!« Die strenge Stimme des Angstpriesters duldete keine andere Autorität. »Wie lautet dein Urteil, Ezok? Wirst du einer der unseren, oder willst du sterben?«
    Ezok lächelte. Das war nicht wirklich eine Wahl. Und da er zum ersten Mal in seinem Leben auf zwei gesunden Füßen stand, war er gespannt, was der Dienst Zorvas ihm sonst noch einbringen würde. »Ich bin bereit«, sagte er schlicht.
    Der Angstpriester zischte triumphierend. »Wir haben die Opfergabe im Nebenraum vorbereitet. Danach wirst du dich auf den Weg nach Norden machen, um deine neue Stellung anzutreten. Vor uns liegt ein weiter Weg, aber an dessen Ende werden alle Länder Zorva verehren, und wir werden höheren Lohn empfangen als alle anderen! Und das alles wird in Norstalos seinen Anfang nehmen!«

1
    Martil konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, von welchem Tier das Lied handelte.
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