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Der Hoteldetektiv

Der Hoteldetektiv

Titel: Der Hoteldetektiv
Autoren: Alexandra Cordes
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aber selbst sagst, wollen wir es dabei belassen, Herr Bücherrevisor; also, daß man dich in einem Rolls abholt?«
    »Ein würdiger Rahmen für dich, mein Schatz.«
    Darauf errötete sie wieder und schwieg.
    Wir fuhren an einem grandiosen Hotel vorbei, ich sah auch das
    Paneel aus Lapislazuli – Wahrzeichen der Sheraman-Kette – an der
    linken weißen Säule des Eingangsportals. Bushman's Cliff.
    Aber unser Chauffeur warf nicht einen Blick darauf, im Gegenteil,
    er beschleunigte die Fahrt und schoß daran vorbei.
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    Ich klopfte an die Kristallscheibe, die uns von dem Herrn trenn-
    te, aber er zuckte noch nicht einmal mit einem Augenlid.
    »Du kannst sie zur Seite schieben«, sagte Jinny hilfreich und tat
    es für mich.
    »Wir sind gerade am Hotel vorbeigefahren. Warum?«
    Ich hätte genausogut zu einem Taubstummen reden können.
    Ich wiederholte meine Frage, befahl ihm umzukehren, es nützte
    nichts.
    Jinny wurde ein bißchen blaß um Mund und Nase, was bei ihr
    ein Zeichen von Verstörtheit oder aber auch Zorn ist.
    Dann bogen wir in eine Allee, die sich drei Kilometer lang ins
    Landesinnere wand, beschattet von meinen geliebten Eichen.
    Der Wagen hielt vor einem Haus, nein, einem Besitztum, einem
    Herrenhaus, einem – also, mir fehlten die Worte.
    »Madam, Sir –« Unser Chauffeur hatte plötzlich wieder eine Stim-
    me.
    Wir stiegen aus. Er ging einen halben Schritt seitwärts uns voran
    zum Hauptportal, das rechts und links von vier blauen Säulen flan-
    kiert war. Ich dachte nur ganz kurz, daß ich nie zuvor blauen Mar-
    mor gesehen hatte.
    Die Eichentür öffnete sich, wie es sich gehört, lautlos, von un-
    sichtbarer Hand.
    Unser Mann aus Kapstadt geleitete uns respektvol durch die wei-
    te Halle, klopfte und öffnete gleichzeitig eine Doppeltür, die mit venezianischen Fresken verziert war, und zwar mit echten – denn für so was hab' ich einen Blick.
    »Madam, Sir –« Er trat einen halben Schritt zurück, wir traten
    zwei vor. Er schloß die Pforte hinter uns.
    Auf den ersten Blick wirkte der Raum leer, aber dann sahen wir
    jemanden drüben an einer der französischen Fenstertüren zwischen
    resedagrünen Damastvorhängen lehnen.
    »Treten Sie näher«, sagte die sanfte Stimme, die wohl diesem
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    Mann gehören mußte.
    Ich räusperte mich, sagte: »Guten Tag.«
    »Guten Morgen«, fügte Jinny gehaucht hinzu.
    Der Mann trug eine dunkle Brille und kam mit sicheren und doch
    irgendwie tastenden Schritten auf uns zu; wahrscheinlich war was
    mit seinen Augen nicht in Ordnung.
    Er wartete, bis Jinny sich gesetzt hatte, in ein Fauteuil, in dem sie fast verschwand.
    Auf dem Tisch zwischen uns standen Kristallkaraffen mit diversen
    Alkoholika, Gläser, Eis, alles, was zu einem erfrischenden Long-
    drink gehört.
    »Bitte, bedienen Sie sich«, sagte unser Gastgeber. Ich tat es. Für Jinny und mich. Er erklärte, daß er vor abends sechs Uhr niemals
    Alkohol anrühre, nahm daher einen Tomatensaft.
    »Sie wundern sich gewiß, daß ich Sie hierher bringen ließ, statt
    Sie im Hotel absetzen zu lassen.«
    »Ja«, sagte ich einfach.
    Er lächelte sanft. »Nun, ich hielt es für besser, mit Ihnen zu sprechen, bevor Sie alle anderen Mitarbeiter kennenlernen.«
    »Oh, ich hab' immer gedacht, so heißt nur die Hotelkette, ich
    meine, daß da jemand dahintersteht, eine Persönlichkeit …« Jinny
    verstummte verwirrt. Ich drückte beruhigend ihre kleine Hand.
    »Ich gab der Kette vor fünfundzwanzig Jahren meinen Namen«,
    sagte er, »als ich begann, sie aufzubauen. Vor drei Jahren dann zog ich mich aus dem Unternehmen zurück.« Er schwieg, berührte
    leicht seine dunklen Augengläser. »Das war der Grund. Aber ich
    habe nie aufgehört, mich für die Hotels zu interessieren. Drüben
    auf meinem Schreibtisch finden Sie ein Dossier, Herr Helm. Ich
    wäre Ihnen dankbar, wenn sie es gleich durchlesen würden.«
    »Natürlich.« Ich ging hinüber, fand eine rote Ledermappe, die
    nicht des Aufdrucks ›vertraulich‹ bedurfte, um so zu wirken.
    Ich las und spürte, wie mir beim Lesen richtig übel wurde.
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    Das gab es nicht. Das konnte nicht wahr sein.
    In den vier Hotels der Sheraman-Kette in Südafrika waren im
    Laufe des vergangenen halben Jahres Cholerafälle vorgekommen.
    Nur unter dem Einsatz größter finanzieller Mittel war es bisher gelungen, das aus der Presse heraus und damit geheimzuhalten.
    Ich kehrte zu der Sitzgruppe zurück, wo Jinny und Sheraman sich
    über Rosenzucht unterhielten.
    »Haben Sie es
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