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Der Hoteldetektiv

Der Hoteldetektiv

Titel: Der Hoteldetektiv
Autoren: Alexandra Cordes
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heraus.
    »Monsieur, die sind für wichtige Gäste. Wol en haben immer die-
    selbe Blume, jeden Tag und zu Frühstück. Wenn nicht kriegen, sie
    machen Terror.«
    »Sechshunderteins und sechshundertzwei?«
    »Oui, Monsieur.« Seine Lippen hatten sich blau verfärbt. Er sah
    aus, als treffe ihn jeden Moment der Schlag.
    »Na und? Heute kriegen sie ihre Blumen halt von mir gebracht.«
    Ich fuhr nach oben in den sechsten Stock.
    In 602 waren unsere lieben kleinen unmündigen Gäste gerade da-
    bei, stöhnend und jammernd zu sich zu kommen.
    Ich riß die Balkontür auf, damit sie endlich frische Luft kriegten.
    Sie gaben im Handumdrehen alles zu. Jasmin zeigte mir die unter
    der Blumenerde versteckten Plastikumschläge mit dem gepreßten
    Haschisch.
    Zwei Ermordete waren für die armen Kinder auf nüchternen Ma-
    gen ja auch wirklich ein bißchen viel.
    Der Rest war reine Routine:
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    Unsere jungen Gäste verließen das Red Rock noch am selben Tag.
    Diesmal nahmen ihre Eltern sich die Zeit, sie abzuholen. Jasmin
    sollte unser Hotel mit einem Haus vertauschen, dessen Türen und
    Fenster zwar nicht vergittert, dafür aber aus bruchsicherem Glas
    sind, und das weit abgelegen in einem malerischen Tal der Schweiz
    Heilung verspricht.
    Auch Hassan und Haram packten nun aus: Der Blumenverkäufer
    hatte sie und Ali Mukhba zur Weitergabe des Rauschgiftes an un-
    sere jungen Gäste gezwungen, er hatte sie erpreßt – mit Haschisch, das ihnen selbst von Zeit zu Zeit die Träume bescherte, um derent-willen sie vergeblich in die große Stadt am Meer gekommen waren,
    das Paradies der Reichen, die Hölle der Armen.
    Ali Mukhba kriegte es mit der Angst zu tun, als er per Zufall Jas-
    min im Swimmingpool treiben sah, für tot hielt und glaubte, sie sei eines der Mädchen aus 601 oder 602. Da wollte er zur Polizei, alles gestehen. Haram aber rief den Blumenverkäufer zu Hilfe. Für Haram lautete daher die spätere Anklage: Beihilfe zum Mord an Ali
    Mukhba. Der blonde Max, selbst Jinny mit dem großen Herzen be-
    zeichnete ihn nicht mehr als guten Jungen, verschwand, ehe die Po-
    lizei ihn schnappen konnte. Von Westmann erfuhr ich nur Maxens
    Familie habe ihn endgültig einweisen lassen. Jinny wußte ein biß-
    chen mehr über ihn; Max war schon einmal aus einer Anstalt ent-
    kommen, dann in Beirut untergetaucht. Er war, was Drogen anging,
    seit langem daran gewöhnt. Einmal hatte er mit seinem engelhaften
    Lächeln zu Jinny gesagt: »Das Ungeziefer beherrscht unsere Welt.
    Man muß es ausrotten.«
    Westmann gab mir zwei Tage frei und Jinny dazu.
    Wir fuhren in die Berge zum Skilaufen. Wir liebten uns im Schat-
    ten der Zedern des Libanon, die schon im Altertum berühmt waren.
    Wir brauchten kein Haschisch und nichts anderes als uns selbst,
    um glücklich zu sein.
    »Die armen Kinder, zu viel Geld, kein Gefühl«, sagte Jinny ein-
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    mal, »sie wissen einfach nicht, was sie tun.«
    »Und du? Weißt du das immer?«
    »Ich?« lachte sie, wie nur ein Mädchen wie sie lachen kann. »Ja,
    ich weiß immer, was ich tue, zum Beispiel das«, und sie biß mich
    kräftig in die Nase.
    Bushman's Cliff
    lso weißt du, allmählich kriege ich doch ein bißchen Bammel«,
    Asagte die wunderschöne Jinny mit dem rabenschwarzen Haar.
    Aber wie sie sich da in den hel blauen Laken des Schlafabteils III A des BLUE TRAIN räkelte, der uns von Johannesburg nach Kapstadt
    brachte, hatte man eher das Gefühl, Jinny würde bald anfangen zu
    schnurren wie eine Siamkatze, die bei ihren blauen Augen Pate ge-
    standen haben mußte.
    Ich schabte mir die letzten Bartstoppeln unter der Nase weg,
    wusch mir dann das Gesicht über dem schimmernden Becken, das
    aussah, als sei es aus Sterlingsilber getrieben.
    »Nun sag doch was«, maulte Jinny. »Ich bin richtig unglücklich.«
    »Auf der Einladung stand ›mit Damen‹.«
    »Aber wir sind doch nicht verheiratet, Jörg!«
    »Davon stand auch nichts als Bedingung auf der Einladung.«
    »Du bist einfach leichtsinnig, Jörg! Du spielst mit deiner Exis-
    tenz!«
    »Ich?« fragte ich erstaunt.
    »Ja – stell dir doch vor, du wirst zu so einem Jubiläum geladen,
    fünfundzwanzig Jahre Sheraman-Hotels, da versammeln sich doch
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    alle Direktoren von Sheraman. Das ist absolute Spitze. Du hast den Flug von Beirut bezahlt gekriegt, hier diesen Superzug, und dazu
    noch drei Tage im Bushman's Cliff.«
    »Nun, ich bin wohl ein geschätzter Mitarbeiter. Für den kann
    man ja mal was springen lassen, oder?«
    »Aber frech wie du
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