Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
verdiente sich so Kost und Logis. Mit dem Geld, das er darüber hinaus bekam, setzte er sich meistens an die Spieltische bei Whiskey, Klaviermusik und verrauchter Luft in den ortsüblichen Saloons. Wobei man sagen muß, daß er nicht eben besonders gut war im Spielen, weder im Poker noch in irgend etwas anderem, was man mit Spielkarten so anstellen konnte. Es war an sich also auch nichts Besonderes gewesen, als er gestern spät nachts am Spieltisch seine letzten Dollars verloren hatte.
    Jetzt lag der glückliche Gewinner des Geldes hier im Staub des Weges mit einer beachtlichen Schußwunde im Rücken - »Eagle Eye« Corey hielt nicht viel von irgendwelchen hoffnungslos romantischen Auseinandersetzungen, wo die Widersacher sich gegenüberstanden und minutenlang beäugten, darauf wartend, daß der andere doch endlich die Nerven verlor. Nein, Corey zog es vor, einem Widersacher bei Nacht aus dem Hinterhalt eine Kugel in den Rücken zu verpassen.
    Er beugte sich zu dem Erschossenen hinunter und stöberte in dessen Taschen, um schließlich mit einem zufriedenen Lächeln das gestern verlorene Geld hervorzukramen. Mit einer fröhlichen Melodie auf den Lippen richtete sich Corey wieder auf, tippte sich lässig an die Hutkrempe und schritt von dannen, um sein eigenes Lager aufzusuchen, sein Pferd zu satteln und zur nächsten Stadt weiterzuziehen.
    Soweit, so gut. Normalerweise hätten sich nun im Laufe der Nacht ein paar Tiere eingefunden, wären zunächst zaghaft auf den Körper des Erschossenen zugetappt und hätten sich früher oder später an ihm gütlich getan. Aller Wahrscheinlichkeit nach hätte am nächsten Tag irgendwer, vielleicht ein einsamer Reiter oder auch ein Postkutscher, den erkalteten und erstarrten Leichnam des Gemeuchelten gefunden und die Nachricht von dem Mord in die nächste Stadt getragen.
    Dieses Mal jedoch löste sich ein Stöhnen aus der Kehle des Erschossenen, und nach und nach kam Bewegung in den Körper. Mit einem Fingerzucken fing es an, und es endete schließlich damit, daß sich der vermeintlich Tote aufrichtete und auf noch etwas unsicheren Beinen in den Wald hineinging, um sich an die Fährte des schlechten Verlierers zu heften .
    Für Corey ging es nun, nachdem er einen halben Tag in diesem staubigen Kaff zugebracht hatte, ans Geldverdienen. Überall in der Stadt hatte er seine Plakate angeschlagen und im Saloon auch mündlich für seine Show geworben.
    Für die Händler, Handwerker und Freudenmädchen - und was sonst noch für Leute in diesem traurigen Örtchen ansässig waren, um an den Durchreisenden zu verdienen -, bot sein Auftritt eine willkommene Abwechslung. Er erwartete somit eine recht ansehnliche Zahl von Zuschauern und dementsprechende Einnahmen. Aber das konnte man vorher nie genau sagen. Er mußte sich überraschen lassen, wie gebefreudig die Leute waren.
    Spät abends hatte er dann auf dem Platz vor dem Saloon Fackeln aufgestellt und unter den Augen der langsam anwachsenden Zahl von Schaulustigen seine Show vorbereitet, die Colts geladen, die Gewehre überprüft und so weiter.
    Als das Gemurmel immer unruhiger wurde und sich der ganze Ort um ihn versammelt zu haben schien, drehte er sich zu seinem Publikum um. Augenblicklich wurde es stiller. Wer nichts mitbekommen hatte und weiterredete, wurde von seinem Nachbarn angestoßen und so ebenfalls zum Schweigen gebracht.
    Corey setzte sein strahlendes Lächeln auf und breitete in einer theatralischen, aber immer wieder wirkungsvollen Geste die Arme aus. Er trug eine leuchtend rote Jacke und ansonsten weiße Kleidung. Weiße Hosen, weiße Handschuhe, einen weißen Hut. Einzig die Stiefel waren aus braunem Leder.
    Die Zuschauer regten sich nicht. Jemand klatschte in die Hände, ließ es aber beschämt bleiben, als er merkte, daß es ihm niemand gleichtat. Aha, dieses Publikum wollte erst etwas zu sehen bekommen, bevor es ihm Beifall gönnte. Sollte es ruhig.
    »Eagle Eye« Corey begann mit den zwei Flaschen, die er in die Luft warf und zu Scherben zerschoß. Erster Beifall war zu hören. Nach der mit einem Schuß gelöschten Kerzenflamme wurde der Applaus schon etwas lebhafter, und nach der Nummer mit dem in die Luft geworfenen Pennystück war das Publikum ganz auf seiner Seite.
    Während des ganzen Programms klatschten und jubelten die Leute von nun an immer lauter, johlten ein paar Betrunkene begeistert vor sich hin, lachten die Frauen und Männer und stimmten immer wieder raunende Oh's und Ah's an, wenn sie sich von dem, was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher