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Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter
Autoren: Vampira VA
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auszusetzen - und vor allem mußte er sein eigenes Geheimnis nicht vor ihnen lüften .
    Salvat wandte sich an Adrien.
    »Wenn ich nicht zurückkehre ...«, sagte er.
    »Sag es nicht«, erwiderte der Alte. »Du kennst die Redensart: Man soll den Teufel nicht an die Wand malen.«
    »... dann führe du den Orden, bis ...«, sprach Salvat dennoch weiter.
    »... bis dein Nachfolger herabsteigt?« vollendete Adrien den Satz als Frage.
    »Herab oder herauf«, sagte Salvat bitter. »Manchmal bin ich mir dessen selbst nicht sicher, alter Freund.«
    Adrien nickte ihm zu, wie zum Abschied.
    Dann wandte Salvat sich um und trat auf die Treppe. Als er die erste Kehre hinter sich gelassen hatte, riß er sich die Kutte vom Leib.
    Er durfte keine Zeit verlieren, nicht eine Sekunde vielleicht. Er spannte die Muskeln seines Rückens und seiner Schultern, daß sie wie Taue anschwollen und hervortraten.
    Dann raste er ähnlich dem Adler zuvor durch die Stollen und Gänge. Nur ungleich schneller.
    *
    Hidden Moon sah Lilith jenseits des Tores verschwinden. Die glut-durchwobene Schwärze dort verschlang sie wie ein gefräßiges Maul. Und er spürte, wie das geheime Band zwischen ihnen riß. Als hätte Lilith diese Welt verlassen . Augenblicklich nahm das dunkle Wallen in ihm zu. Der Arapaho nutzte die sekündlich dahinschwindende Zeit, in der er noch er selbst sein durfte. Er ergab sich dem Sturm, ließ sich auf das Tor zureißen, damit die Finsternis auch ihn fraß. Vielleicht würde er darin mit Lilith vereint sein, vielleicht sterben - was auch immer dort mit ihm geschah, es konnte nicht schlimmer sein als jenes Dasein, das im Diesseits seiner harrte, gierig und geifernd.
    Doch Hidden Moon erreichte das Tor nie.
    Eine andere Macht langte nach ihm, entriß ihn dem Sturm und warf ihn zu Boden, wo sie ihn wie mit Ketten niederhielt.
    Sein Blick fiel in die Richtung des Eingangs zu der Halle. Wo ein Wesen aufgetaucht war, das dem entstammen konnte, was die Menschen Himmel nannten - - aber ebensogut geradewegs der Hölle!
    *
    Sein nackter, sehniger Leib war der eines Menschen, sein kantiges, von tiefen Linien durchfurchtes Gesicht Hidden Moon vertraut. Doch alles andere erschien dem Arapaho einzig - monströs! Und selbst dieses Wort schien ihm nicht das richtige zu sein, um zu beschreiben, was er sah.
    Riesenhafte ... Gebilde, die dem Mann aus dem Rücken wuchsen, das eine nicht geformt wie das andere. Und doch hielten ihn diese schlagenden und sich in sich bewegenden »Flügel« über dem Boden.
    Die Schwingen bestanden weder aus Federn, noch aus etwas, das Flughäuten auch nur ähnlich sah. Sie waren ein in seiner Struktur wahnsinnerweckendes Geflecht aus schwarzen Strängen unterschiedlichster Stärke, und jeder einzelne davon schien sich zu winden, als würde ihn ganz eigenes Leben erfüllen .
    Hidden Moon schloß die Augen. Für einen Moment wenigstens. Der bloße Anblick dieser Ungeheuerlichkeiten schmerzte ihn, weckte Schwindelgefühl und Übelkeit.
    Währenddessen nahmen die Dinge ihren Lauf.
    Eine Stimme erhob sich über das Brausen, mit dem der Sturm der Schwingen und der Atem aus dem Tor aufeinanderprallten.
    Hidden Moon öffnete erst dann wieder die Augen, als er in all dem Chaos ein Ächzen und Knarren hörte. Wie von einem sich schließenden Tor ...!
    *
    Salvat sah den Knaben in der Inneren Halle - das Kind, das er aus den Visionen als jenen kannte, der kommen würde, um das Tor zu öffnen.
    Er war gekommen, und er hatte das Tor aufgetan.
    Und was seit Äonen dahinter eingesperrt gewesen war, sandte schon seinen verderblichen Atem in diese Welt.
    Salvat folgte dem Großen Plan. Er rief die Worte, die seit Anbeginn in ihm waren. Sie schmerzten ihn ob ihrer Fremdartigkeit in der Kehle wie auf der Zunge. Aber er hielt nicht ein.
    Seine Worte öffneten die Zwölf, Gefäßen gleich, in die strömen konnte, was durch das Tor herüberkam. Wo es nichts Böses wecken konnte.
    Währenddessen verstärkte er die Bewegung seiner Schwingen, die seit jeher nur deshalb auf Gemälden nicht in ihrer wahren Form gezeigt wurden, weil niemand ihren Anblick lange genug ertrug, um sich hernach noch daran erinnern zu können .
    Unter der Gewalt von Salvats Orkans bewegten sich die Flügel des Portals.
    Zurück .!
    Das Tor schloß sich, und im gleichen Maße versiegte, was daraus griff und wehte und in die Zwölf hineinfloß.
    Dumpf schlug das Portal zu, und Salvat machte sich, getreu dem Großen Plan, daran, es erneut zu versiegeln.
    Dem Kind widmete
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