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Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter
Autoren: Vampira VA
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Nebelgeister trieben aus dem Tor. Die Schwärze dahinter schien mit einemmal wie von glutgefüllten Löchern zerrissen, und durch diese Risse kamen jene Wesen, ritten auf dem fremden Atem und fuhren ohrenbetäubend kreischend und jaulend und wie suchend durch den Dom.
    Und sie fanden - - Landru!
    Ihre streifenden Berührungen schürten seine Schmerzen noch. Längst hatten sie jene Grenze erreicht, hinter der sie selbst einem wie Landru unerträglich werden mußten.
    Er lernte den Wahnsinn kennen, von Angesicht zu Angesicht. Er erschien ihm in Gestalt einer grinsenden Visage, die körperlos auf Tausenden von eisigen Tentakeln und auf dürren, vielgelenkigen Gliedern saß, die sich alle zugleich nach ihm streckten .
    Aber sie bekamen ihn nicht.
    Etwas riß ihn zurück, bevor sein Verstand von kalten Spinnenfingern zerrissen werden konnte.
    Der Atem aus dem Tor . er strömte nicht länger in den Dom. Was immer ihn ausgestoßen hatte, schien nun plötzlich - einzuatmen!
    Der Sturm kehrte sich um, wurde zum Sog, der an allem riß und zerrte.
    Die nebelhaften Wesen widerstanden ihm, vielleicht, weil sie keine Substanz besaßen, an der die Macht des Atems sie greifen konnte.
    Landru indes war ihm ausgeliefert. Haltlos wurde er auf das weitgeöffnete Tor zugezogen.
    Und hinein.
    Der Hüter tauchte in die Schwärze. Die glutbrodelnden Löcher darin wuchsen um ihn her zur Größe von Sonnen, deren Hitze ihn marterte, aber nicht verbrannte.
    Statt dessen verschmolz Landru damit, ohne aber wirklich zu vergehen. Und so stürzte er hinein in etwas - - das ihm sein ganz persönliches Fegefeuer war.
    *
    Hidden Moon fegte förmlich in die Halle.
    Keine Spur von Landru. Doch sein Verbleib erschien ihm plötzlich ohnehin nicht mehr von Bedeutung.
    Was er sah und spürte, übertraf alles andere.
    Ein riesenhaftes Tor, das sperrangelweit aufgetan war.
    Ein Kind.
    Zwölf totenbleiche Gestalten.
    Und etwas, das wie ein Sturm an ihm zog und zerrte und in dem die Geister Verdammter tanzten. Der Atem einer fremden Macht mußte es sein, und er umtoste Hidden Moon nicht einfach nur, sondern drang in ihn - und rührte tief in seinem Innersten an Dingen, die er selbst nicht einmal in Gedanken zu berühren wagte, geschweige denn nutzte. Sie lagen brach seit langer Zeit, und so mußte es bleiben!
    Finstere Begierde wurde aufgewühlt in verborgenen Winkeln seines Ichs.
    Hilfe! durchfuhr es Hidden Moon, während er sich in menschliche Gestalt zurückzwang. Ich brauche Hilfe!
    Nur eine konnte sie ihm gewähren. Er rief, brüllte ihren Namen:
    »LILITH!«
    Doch die Gefährtin taumelte, noch immer im Körper einer Fledermaus, einem welken Blatt im Sturmwind gleich durch den Dom.
    Geradewegs auf das Tor zu!
    *
    Eli, Eli, lama asabtani? (Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?) Matthäus, Kap 27, Vers 46 Lilith glaubte auf dem Weg in die Tiefe den Wind zu spüren, den der rasende Flug des Adlers verursachte. Wie von einem Sog fühlte sie sich darin mitgerissen, so daß die Distanz zwischen ihr und Hid-den Moon nicht allzu groß wurde.
    Dann plötzlich gewann der Sog an Macht. Sie erkannte, daß er nicht länger von der Bahn des Arapahos herrührte. Und entsetzt stellte sie fest, daß sie dieser Kraft in ihrem immer noch geschwächten Zustand nicht entkommen konnte!
    Schwärze und wie irr tanzende und heulende Geistwesen füllten ihr Blickfeld, während sie haltlos dem Schlürfen einer gewaltigen Kraft ausgeliefert war.
    Bis die Finsternis sich ganz und gar um sie schloß, alles beherrschend wurde - - und in ihrem Denken nur noch Raum für einen Wunsch ließ.
    Zu sterben .
    *
    Salvat rannte, als wäre der Leibhaftige höchstselbst hinter ihm her.
    Hinter ihm ... Lachhaft ...
    Er gestattete sich ein knappes Grinsen.
    Am Beginn der Treppe blieb er so plötzlich stehen, daß es ihn selbst überraschte. Irgend etwas hatte ihm befohlen, es zu tun. Und er hatte es umgehend getan.
    Ebenso schien ihm das Fremde die Worte einzuflüstern, die er laut an die ihm nachfolgenden Brüder weitergab:
    »Bleibt zurück!«
    »Aber .«
    »Ich befehle es euch. Ich gehe allein hinab.«
    Was rede ich da? durchfuhr es ihn, aber er widerrief seine Worte nicht. Aus einer Gewißheit heraus, die einfach in ihm war und die ihm sagte, daß die Anwesenheit aller Brüder dort unten nicht erforderlich sein würde. Was zu tun war, mußte er allein vollbringen -ob es ihm gelingen würde oder nicht, war eine andere Sache ... Jedenfalls war es nicht notwendig, sie der Gefahr
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