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Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2

Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2

Titel: Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2
Autoren: A. R. R. R. Roberts
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leben?«
    »Sündenpfuhl«, wagte ich zu korrigieren.
    Sie schnellte knarzend hoch. »Guten Morgen, Neffe«, sagte sie mit eisiger Miene. »Ich finde von mir selbst hinaus.« Damit wollte sie mir wohl mitteilen, dass sie nun wieder gehen würde – und genau das tat sie auch. Den Tee hatte sie nicht angerührt.
    Ich seufzte erneut. Aber letztlich war Tante Marlens Missbilligung meines Lebensstils nur die Spitze eines riesigen Eisbergs aus Vorurteilen und Anfeindungen, die mir in ganz Aualand entgegenschlugen.
    Es ist so: Manche Männer lieben Frauen. Manche Männer lieben Männer. Manche Männer lieben Frauen und Männer, nacheinander oder gleichzeitig. Das alles ist offensichtlich völlig in Ordnung. Aber meine Liebe ist etwas, sagen wir, unkonventioneller . Ja, sie ist eines der wenigen gesellschaftlichen Tabus, die es im Dritten Zeitalter noch gibt. Es ist die Liebe, von der niemand zu sprechen wagt.
    Ich lebe in einer glücklichen, erfüllten Beziehung mit einem Gespenst.
    Ich lernte Heinrich vor zwei Jahren kennen. Unsere erste Begegnung war rein geschäftlicher Natur, und um sie zu schildern, muss ich Licht in einen bewusst im Dunkeln gehaltenen Aspekt der Verlagswelt bringen. Sehen Sie, wenn Sie ein Buch schreiben wollen und fähig sind, ein Buch zu schreiben – dann ist alles wunderbar. Aber nehmen wir an, Sie wollen unbedingt ein Buch veröffentlichen und sind aus irgendwelchen Gründen nicht in der Lage, es selbst zu schreiben, dann beauftragen Sie jemanden, dies für Sie zu tun. Diese Leute heißen Ghostwriter. Keine Ahnung, warum das so ist – ich meine, warum gerade Geister so viel besser schreiben sollten als Lebende. Aber so ist es eben. Es kommt ganz selten vor, dass der grinsende Kerl auf dem Umschlag eines Buches, der behauptet, der Autor zu sein, das Buch auch wirklich geschrieben hat; in fast allen Fällen hat das die wabernde Wesenheit, die Spektralerscheinung getan, die kaum erkennbar hinter dem Grinsekasper schwebt. Wirklich, sie ist dort mit auf dem Bild – schauen Sie mal genau hin!
    Natürlich könnte man behaupten, dass tote Schriftsteller den lebenden gegenüber etwas im Vorteil sind. Immerhin ermöglicht es der Tod, das ganze Leben zu überblicken anstatt nur jene unvollständigen Bruchstücke, die uns zur Verfügung stehen. Genau über diesen Punkt habe ich mit Heinrich bei einem unserer ersten Treffen intensiv gesprochen; es schien ihn aber nicht weiter zu beschäftigen, ob Ghostwriter lebenden Schriftstellern gegenüber im Vorteil waren oder nicht, er war einfach nur erstaunt darüber, dass die Lebenden (oder »Entgeisterten«, wie die Toten uns nennen) überhaupt Romane schrieben. »Das ist so«, sagte er, »als würde man jemanden bitten, ein Stillleben von einer Schale Früchte zu malen, und zuvor die Schale fast gänzlich mit einem Tuch bedecken.«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich ihn (bei Geistern, das lernte ich schnell, musste man immer genau nachfragen; nicht nur ihre Erscheinung war flüchtig, auch ihre Argumentation).
    »Ich meine , dass man nicht über etwas schreiben kann, das man nicht sieht. Die Lebenden sehen nur die Hälfte ihres Lebens, wenn nicht noch weniger.«
    »Aber man könnte doch ein schönes Bild von dem Tuch malen.«
    »Erlaubst du dir etwa einen Spaß mit mir?«, erwiderte Heinrich mit leichtem Zorn in der Stimme.
    Wenn er zornig wurde, wirbelte Heinrich in der Luft herum und machte »Huhu-huhu«. Das hatte mich von Anfang an zu ihm hingezogen; Heinrich gab eines der wunderbarsten »Huhus« von sich, die ich je vernommen habe.
    Wie dem auch sei, die Tatsache, dass die meisten Bücher, die heutzutage auf den Markt kommen, von Geistern geschrieben werden, ist eines der bestgehüteten Geheimnisse der Verlagswelt. Das liegt vor allem daran, dass Geistern gegenüber gewisse Vorurteile herrschen, und – es fällt mir nicht leicht, das zu sagen – nirgendwo sind diese Vorurteile größer und hartnäckiger als bei uns im Aualand. Folglich waren Heinrich und ich am Anfang sehr zögerlich, eine Beziehung miteinander einzugehen, aber letzten Endes waren unsere Gefühle einfach zu stark. 16 Natürlich bin ich mir über das Risiko im Klaren, mich in meiner Autobiografie als spukosexuell zu offenbaren. Doch wie ich schon sagte: Ich will nicht länger mit einer Lüge leben. Und Heinrich will nicht länger mit einer Lüge tot sein.
    Vielleicht sollte ich kurz auf einen der vielen Aspekte eingehen, die gänzlich neu für mich waren, als meine Liebesaffäre mit
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