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Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2

Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2

Titel: Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2
Autoren: A. R. R. R. Roberts
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dem Geilen veröffentlichte. Um ehrlich zu sein: Vom Erfolg dieser Biografie war ich etwas überrascht. Aber mein Verleger sagte mir, dass akribisch recherchierte und wissenschaftlich fundierte Zaubererbiografien bei Bartfetischisten und einsamen Hausfrauen sehr populär sind – immerhin die beiden wichtigsten Zielgruppen heutzutage. Er versicherte mir auch, dass der Verlag mein Manuskript in keinster Weise umgeschrieben und dabei die ganzen persönlichen Erinnerungen herausgenommen und durch Softporno-Klischees ersetzt hat. Natürlich war ich froh, das zu hören, schließlich bin ich ein seriöser Schriftsteller, aber um ganz sicherzugehen, habe ich das fertige Buch mit meinem Manuskript verglichen; das heißt, ich habe die feste Absicht, es zu vergleichen, wenn ich endlich meine Autorenexemplare zugeschickt bekomme. Mein Verleger sagte, sie müssten jeden Tag eintreffen – er sagte das jedes Mal, wenn ich das Thema in den letzten fünfzehn Monaten oder so ansprach.
    Sei es, wie es sei, nach all diesen Büchern, all den Misserfolgen und Erfolgen ist nun die Zeit reif für meine Geschichte: meine Autobiografie. Diese Idee ist in mir gewachsen wie Moos auf einer Mauer. Intellektuelles Moos. Metaphorisches Moos. Metamoos. Genau. Und ich gestehe, dass der Tod meines Gärtners der perfekte Katalysator war, um dieses Vorhaben endlich in die Tat umzusetzen – oder zumindest ließ er den Katalysator aus dem Sack (da bewahre ich nämlich sowohl Katzen wie Katalysatoren auf). Sterblichkeit! Versteht ihr? Sterblichkeit. Der Tod. Er kommt zu uns allen, er ist das, was uns alle verbindet: das endgültige Ende, der alles nihilisierende Nihilismus. Und so.
    Es war der Postbote, der mich darauf aufmerksam machte, dass mit Samuel etwas nicht in Ordnung war. Er klopfte an die Tür, und als ich öffnete, sah er mich mit geheimnistuerisch zusammengekniffenen Augen an. (Das macht er immer – ehrlich, das geht mir sowas von auf die Nerven.)
    »Ein Paket für Sie«, sagte er mit gesenkter Stimme. »Könnte etwas Wichtiges sein. Hier unterschreiben, bitte.« Er reichte mir einen kleinen schweren Gegenstand, der in braunes Papier eingewickelt war.
    Etwas Wichtiges? Ja, sicher. Ich brauchte das Paket gar nicht zu öffnen, ich wusste schon, was es war: eine Reihe verrosteter Kettenglieder, vermutlich einmal Teil einer ausgemusterten Ritterrüstung (jetzt sagt bloß, ihr bekommt nie Kettenbriefe?). Ich setzte meine Unterschrift auf das Formular, und der Postbote wandte sich zum Gehen um. Doch dann hielt er plötzlich inne und sah mich wieder mit seinem verschwörerischen Blick an.
    »Eigentlich Hunde«, murmelte er.
    »Was meinen Sie?«, fragte ich. Seit der Schlacht der fünf Heere, der größten und lautesten Schlacht seit Hobbnixgedenken, höre ich nicht mehr so gut.
    »Hunde«, sagte der Postbote. »Sonst sind es immer Hunde und nicht … na ja, Sie wissen schon.«
    »Nein, weiß ich nicht. Was?«
    »Leichen.«
    Er sah mich an. Ich sah ihn an. Dann sagte ich: »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie da reden, guter Mann.«
    »Wachhunde«, sagte er. »Besser als Leichen. Leichen werden Ihr Haus nicht vor Einbrechern schützen. Außer vielleicht die, die sich bewegen – Sie wissen schon.«
    » NEIN ! Weiß ich nicht.«
    Der Postbote machte einige Schritte zurück, als befürchtete er, ich würde ihm gleich an die Gurgel gehen. »Schon gut, schon gut. Lebende Leichen, meine ich. Zombixe.«
    Ich bin ja selbst nicht mehr der Jüngste (tatsächlich habe ich die einhundertelf schon vor geraumer Zeit überschritten), aber der Postbote war so alt, dass er mein Großvater hätte sein können, und gewöhnlich ließ ich ihm den Respekt zukommen, der einem älteren Mitbürger gebührt. Allerdings bin ich auch ein älterer Mitbürger, weshalb man mich ebenfalls mit Respekt behandeln sollte, und an Respekt schien es mir hier doch sichtlich zu mangeln.
    »Was faseln Sie da für seltsames Zeug?«, sagte ich entnervt. »Ich habe wirklich keine Zeit für …«
    Der Postbote hob seinen Arm und deutete mit düsterer Miene in Richtung meines Vorgartens. Und tatsächlich: Zwei oder drei Meter rechts des Gartenweges – einer Reihe etwas willkürlich auf dem Rasen platzierter Trittsteine – lag der arme alte Grünspan, das Gesicht im Gras, reglos. Sofort lief ich zu ihm, doch noch bevor ich bei ihm ankam, wurde mir klar, dass er tot war. Zum einen war sein gesunder gelb-brauner Teint einem fahlem unappetitlichem Blau gewichen. Zum anderen atmete er nicht mehr.
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