Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hobbknick (German Edition)

Der Hobbknick (German Edition)

Titel: Der Hobbknick (German Edition)
Autoren: Myk Jung
Vom Netzwerk:
nicht alles bis zum letzten Ende zu erklären. Als Ganzhalb die Halbhohen mit buschigen Augenbrauen anstarrte, schleppten die verunsicherten Dösköppe jegliches Interieur hurtig wieder zurück.
    Am nächsten Morgen saßen der kleine Hobbknick und der große Zauberer draußen vor der Tür der Döskopp-Bude und sehnten sich zurück zu der unerwarteten Party, die nun schon ein ganzes Jahr her war.
    »Eigentlich war es ja keine Party«, sagte der Döskopp. »Mehr so ein unerwartetes Treffen. Denn Spaß gab es ja damals kaum. Und der ist ein unverzichtbares Element, wenn man eine Zusammenkunft ›Party‹ nennt!« Ganzhalb nickte, doch es schien nicht so, als hätte er zugehört.
    Wieder war es Frühling, die Sonne schien, es zwitscherte von Vögeln, eine leise Melancholie rieselte herab, abseitwärts ertönte ein leises Grollen, Bilbord wurde rot, und ein herrlicher Wohlgeruch von warmer Luft stieg auf.
    »Ob mich wohl mal einer der Steinköpfe besuchen kommt?«, fragte der Hobbknick. »Barlebn vielleicht? Wir hatten so wenig Zeit füreinander, allein zu zweit, mein´ ich, auf unserer unkomfortablen Reise.«
    »Wer weiß«, sagte Ganzhalb und dachte an den Morgen, den er in knapp achtzig Jahren an dieser Stelle erleben würde: sitzend mit Frohdoof, ganz zu Beginn neuer Ärgerlichkeiten.
    »Hast du eigentlich noch den Ohrring?«, fragte der Zauberer dann. »In deinem Läppchen baumelt er ja schon länger nicht mehr.«
    Da patschte sich Bilbord hastig ans Ohr, riss die Augen weit auf und krächzte: »Oh Weh! Er wird doch nicht… in einem Gebüsch vielleicht… irgendwo auf dem Rückweg…?« Ganzhalb erstarrte.
    Aber Bilbord lachte. »Kleiner Scherz. Tschuldigung. Es ist zu verführerisch, große Zauberer mit kleinen Dingen erschrecken zu können. Hab´ ja schon mitgekriegt, dass dir der Ohrring wichtig ist! Es wird doch wohl nicht am Ende der Eine sein? Du Schelm, sag´s ruhig! Jedenfalls liegt er im Teekessel.«
    »Da liegt er aber nicht gut!«, mahnte Ganzhalb und hob einen Zeigefinger.
    »Ich weiß«, sagte Bilbord und reichte dem Zauberer lachend die Rauchringedose.

Nachspiel
    Pipifax klappte das Buch zu. Es war dunkel geworden im hohen Gemach von Vidas Tierlyth unter den wohlgeformten Rundbögen. Eine Nacht und ein Tag waren vergangen!
    »So also war das damals«, sagte Legospass und kraulte Pymlis Bart. Der Lendhenzwerg selber ächzte im Halbschlaf.
    »Damals, vor fast achtzig Jahren, sagte Ganzhalb und rieb sich das Knie. »Stimmt ja, ich kann mich gar nicht richtig erinnern.«
    »Eine außergewöhnliche Geschichte«, sagte Samenweis. »Aber so muss es denn wohl gewesen sein. Da geb´ ich Legospass Recht.«
    »Manches wirft eine Menge Fragen auf«, sagte Frohdoof.
    »Anderes ist klar erkennbar«, sagte Marathorn.
    »Ich finde deine Aussage übertrieben, Frohdoof!«, sagte Macho. »Man sollte vielleicht sagen: ›Manches wirft Fragen auf‹.«
    »Hab´ ich etwas anderes gesagt?«, fragte Frohdoof.
    »Ein bisschen anderes, ja«, sagte Macho.
    »Man sollte nicht so oft das Verb ›sagen‹ benutzen, in einer Erzählung«, sagte Samenweis.
    »Keiner hat von ›sagen‹ gesprochen, Samenweis«, sagte Legospass. »Du solltest nicht so oft inkonzentriert sein, Samenweis.«
    »Ach so«, sagte Samenweis. »Nun denn.«
    »Es heißt übrigens ›unkonzentriert‹, in der Gemeinsamen Sprache, Legospass!«, sagte Marathorn.
    »Dem Ostron?«
    »Genau.«
    »Ist gut.«
    Und Macho sagte nun: »Sollten wir nicht ein Weilchen über die Rolle der Frauen in den Tollkühnen Geschichten debattieren? Das Schöne Geschlecht scheint mir in ihnen arg unterrepräsentiert.«
    »Wir können später über dieses Thema reden, Macho«, sagte Ganzhalb, denn es war seine Art, sich für heikle Debatten akribisch vorzubereiten.
    Und dann fragte Frohdoof: »Was mich gerade quält: Wie gelangte eigentlich die Eine Haarspange, die Guelle in den Tiefen der Berge besaß, wie wir nun hörten, also damals, im Jahre 2941 des Drittletzten Zeitalters, später in die Hände des Lendhenzwergs Goin´(Home), hm?« So fragte Frohdoof. »Denn da war sie doch, knapp achtzig Jahre später, in Duchfal, bei der berühmten Ratsversammlung? Also neulich, als wir den ganzen Ärger mit Saurum hatten.«
    »Ah!«, rief Marathorn. »Du erwähnst nun also eine der Fragen, die deines Erachtens durch diese Geschichte aufgeworfen werden. Ich verstehe. Wie außerordentlich clever.«
    »Genau«, sprach Frohdoof, und er fügte hinzu: »Und ich freu´ mich, dass du etwas verstehst,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher