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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition)
Autoren: Martin Schüller
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Mann«, sagte Reagan zu Sandy, »dann hab ich keine Chance gegen ihn.« Er lachte sein lautes, übertriebenes Lachen. Sandy lächelte ein verständnisloses, uninteressiertes Lächeln.
    »Irgendwann müssen wir beide mal in den Ring steigen, Hardy.«
    »Dann sieh mal zu, dass du in meine Gewichtsklasse kommst, Kleiner.« Hardys Rechte schoss vor und erwischte Reagan an der Hüfte. Reagan schrie auf, als Hardy in die Polster dort kniff. »Und zwar mit Muskelmasse«, sagte Hardy. »Nicht mit Fett.« Er packte fest zu.
    »Mann, das tut weh!« Mit einem kichernden Kreischen versuchte Reagan, sich aus dem Griff zu winden. Sandy schien nicht zu wissen, ob sie amüsiert oder besorgt tun sollte.
    Hardy ließ los. »Du tust zu wenig. Für das, was du zu dir nimmst. Und auch sonst.«
    Reagan wurde ernst. »Was soll das heißen?« Er richtete sein Hemd, ein wenig außer Atem.
    »Ich weiß ja nicht, was du vorhast –«, begann Hardy, aber Reagan fiel ihm ins Wort.
    »Genau! Du weißt es nicht. Du hast keine Ahnung. Du nicht und Pa auch nicht.«
    »Weißt du denn, was du vorhast?«
    »Macht euch keine Sorgen um mich. Ja, ich weiß, was ich vorhab. Aber ich werd es euch nicht auf die Nase binden.«
    »Warum nicht? Dein Vater könnte dir helfen.«
    Reagan ging zu dem riesigen Edelstahlkühlschrank und holte eine Flasche Weißwein heraus. Lautstark wühlte er in den Schubladen nach einem Korkenzieher. Als er ihn gefunden hatte, fuhr er herum und zielte damit auf Hardy.
    »Vielleicht will ich das ja gar nicht? Vielleicht will ich seine Hilfe nicht? Vielleicht will ich alleine was auf die Beine stellen? Und seine Meinung dazu gar nicht hören! Deine übrigens auch nicht.« Er zerrte die Kapsel vom Flaschenhals und rammte die Spindel in den Korken.
    Hardy schwieg.
    »Was?«, fragte Reagan, als er die Flasche offen hatte. Den Korkenzieher samt Korken warf er auf die Arbeitsplatte neben dem Herd. »Wieso sagst du nichts, alter Mann?«
    »Ich dachte, es interessiert dich nicht.«
    »Pah.« Reagan riss ein paar Schranktüren auf, bis er Weingläser fand.
    »Vielleicht fängst du ja damit an, dass du dir deinen eigenen Wein kaufst«, sagte Hardy.
    Reagan nahm zwei Gläser heraus und versuchte, die Schranktür zuzuknallen, was nicht gelang, weil in der teuren Einbauküche alle Türen gedämpft waren. »Scheiße«, murmelte er. Er packte Sandy bei der Hand und zog sie hinter sich her zur Tür.
    »Ich werd mir Wein kaufen, da träumt ihr von«, sagte er.
    »Ronald«, sagte Hardy leise. »Auf ein Wort.«
    Reagan drehte sich um, Sandy hatte die Türklinke schon in der Hand. Hardy machte eine seitliche Bewegung mit dem Kopf. »Schick sie raus«, bedeutete das. Im Gesicht des jungen Unterwexlers arbeitete es.
    »Geh schon mal in mein Zimmer«, sagte er und drückte Sandy Wein und Gläser in die Hand. Sie schien protestieren zu wollen, aber als sie seinen Blick sah, verschwand sie durch die Tür.
    Hardy setzte sich an den Esstisch und griff nach dem Apfel. Er nahm ihn in beide Hände, presste die Daumen hinein und brach ihn in zwei Hälften. »Setz dich«, sagte er.
    Reagan nahm einen Stuhl ihm gegenüber.
    Hardy schob ihm eine der Apfelhälften zu. »Du brauchst Vitamine.«
    Reagan nahm den Apfel und sah ihn widerwillig an. Aber dann biss er hinein.
    »Ich hab dir nie gesagt, was du zu tun hast …«, begann Hardy.
    »Außer, Pa hat es dir aufgetragen«, sagte Reagan mit vollem Mund.
    »Na gut. Das stimmt …«
    »Ja. Und für mich ist das nicht immer auseinanderzuhalten.«
    »Okay. Aber diesmal hat er mir nichts aufgetragen.«
    »Und? Hast du noch nicht alles gesagt? Weniger saufen, mehr Vitamine, mehr Training, abnehmen. Pläne machen, die Pa gefallen. Oder noch besser: ihn nach seinen Plänen für mich fragen. Fehlt noch was?«
    Hardy biss in seinen Apfel und kaute bedächtig.
    »Ihr seid zu auffällig«, sagte er endlich.
    Reagan sah verdrossen auf die Tischplatte.
    »Ihr habt dafür gesorgt, dass jeder Bulle im Städtchen weiß, dass wir hier sind.«
    »Ja und? Haben wir was zu verbergen?«
    »Hast du?«
    Reagan sah theatralisch zur Decke. »Himmel, ich bin kein Engel, klar. Aber mehr als ein bisschen Party mach ich auch nicht.«
    »Was war mit diesem Mädchen? Das dich angezeigt hat?«
    Reagans Blick stürzte von der Decke herab. »Woher weißt du davon?«
    Hardy sah ihn ruhig an. »Ich weiß eine Menge.«
    »Scheiße«, flüsterte Reagan. Er rieb sich die Augenhöhlen. »Weiß Pa es?«
    »Noch nicht.«
    Reagan sah sich nervös zum
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