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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition)
Autoren: Martin Schüller
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nicht nach seiner Meinung gefragt.«
    »Verstehe. Dann bin ich also das Überraschungsei.«
    »Ich würde es anders formulieren.«
    »Von mir aus.« Schwemmer starrte verdrossen die Schreibtischplatte an.
    »So etwas lässt sich einfach nicht immer vermeiden, Herr Kollege. Und ich muss Sie bitten, persönliche Animositäten zurückzustellen, solange es um den Fall geht.«
    »Schon klar. Ich reiß mich zusammen.«
    » It takes two to tango , wie ich gerne sage.«
    »Ja ja. Passt scho. Solange nicht Hessmann die Ermittlungen leitet.«
    »Nein. Das macht Hauptkommissar Schafmann.«
    »Immerhin. Erzählen Sie mir von dem Fall. Drogen?«
    »Ja. Deshalb sind wir mit im Spiel. Und ein Mord. Ein Mann wurde erschossen. In einem einsam gelegenen Stadel, ziemlich weit oben. Da scheint jemand eine Crystal-Küche eingerichtet zu haben.«
    Schwemmer zog die Brauen hoch. »Im Ernst? In Garmisch? Wie groß?«
    »Das sollen Sie herausfinden. Und auch sonst so viel wie möglich. Nach den ersten Informationen waren das keine reinen Amateure …« Wasl reichte Schwemmer einen Ordner über den Schreibtisch. »Der Tote ist bisher nicht identifiziert worden. Und da ist noch etwas. Sagt Ihnen der Name Hanns-Karl Unterwexler etwas?« Er schob eine weitere Akte über den Tisch.
    »Irgendwas klingelt, aber konkret … eher nicht.«
    »Nennt sich Carlo, Carlo Unterwexler. Jahrgang ’48, Witwer, zwei Söhne, eine Tochter. Gastronom und Boxpromoter aus Nürnberg. Kontrolliert da große Teile des Nachtlebens. Und, wie wir glauben, auch den Drogenhandel. Ist natürlich unbewiesen. Er macht seit einigen Wochen Urlaub. Und zwar in Garmisch-Partenkirchen.«
    »Ernsthaft Urlaub?«
    »Was anderes haben wir nicht beobachten können. Er hat eine Villa in Partenkirchen gekauft. Da wohnt er mit Teilen seiner Familie, ein paar Angestellten und wechselnden Gästen. Bisher unauffällig. Aber eine Verbindung wäre natürlich naheliegend. Behalten Sie ein Auge drauf.«
    »Werd ich machen.«
    »Man hat sich übrigens entschieden, die Öffentlichkeit nicht zu informieren. Der Tatort ist sehr abgelegen, aber relativ früh nach der Tat entdeckt worden. Die Kollegen in Garmisch hoffen, den oder die Täter in Sicherheit zu wiegen.«
    »Verstehe.«
    »Hauptkommissar Schafmann war Ihr Stellvertreter, gell?«
    »Ja. Wir kennen uns gut.«
    »Dann sollte es ja keine Probleme geben, nicht wahr? Immerhin ist er durch Ihre Versetzung ja die Treppe hinaufgefallen.«
    »Ja«, sagte Schwemmer. »Aber gefallen ist er schon …«
    ***
    Hardy saß am Esstisch in der Wohnküche der Villa. Es ging auf den Abend zu. Er hatte es sich erlaubt, nach dem Krafttraining im Fitnessraum im Keller sein ausgeleiertes graues Sweatshirt und die entsprechende Trainingshose anzulassen. Das kam nur in Frage, wenn der Boss nicht im Haus war. Carlo war mit Ula nach München zum Einkaufen und würde erst morgen wiederkommen.
    Vor Hardy stand ein Teller mit zwei Scheiben Leberkäs und Spiegelei, eines der wenigen warmen Gerichte, die er selber zubereiten konnte. Neben dem Teller ein Glas Leitungswasser und ein Apfel.
    Carlo hatte ihn einmal als den letzten Spartaner bezeichnet. Aber Hardy empfand das nicht so. Spartaner, so wie er sie verstand, verzichteten auf etwas. Aber er verzichtete auf nichts. Er vermisste es einfach nicht. Er brauchte ein Dach über dem Kopf, genug zu essen, um keinen Hunger zu haben und ein Bett. Heizung im Winter war gut. So viel hatte er noch immer gefunden.
    Er aß konzentriert, kaute lange und achtete darauf, erst zu trinken, wenn sein Mund leer war. Erst, als er den Teller geleert hatte, griff er zu dem Garmisch-Partenkirchner Tagblatt, das danebenlag. Er blätterte es zügig durch. An einer kleinen Meldung über eine Polizeiaktion in einem Waldgebiet oberhalb des Ortes, zu der es noch keine offizielle Stellungnahme gegeben hatte, blieb er kurz hängen. Er faltete die Zeitung zusammen und warf sie in den Altpapierbehälter unter der Spüle.
    Er war gerade dabei, sein Geschirr in die Spülmaschine zu räumen, als die Küchentür geräuschvoll aufflog. Reagan Unterwexler kam herein, im Arm ein vielleicht zwanzigjähriges Mädchen, noch blonder als er und nicht sehr helle wirkend.
    »Sandy, sag Hallo zu Hardy«, sagte Reagan.
    Sandys »Hallo Hardy« war von einem slawischen Akzent unterlegt.
    »Na, alter Mann. Was hast du heute gedrückt?«, fragte Reagan.
    »Ich hab heute nicht ernsthaft trainiert. Ein paarmal hundertzwanzig Kilo.«
    »Wenn er Ernst macht, der alte
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