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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition)
Autoren: Martin Schüller
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Kühlschrank um.
    »Brauchst du was zu trinken?«, fragte Hardy.
    »Nein nein …«
    »Ich kann es ihm nicht verschweigen. Nicht lange. Wenn er wieder da ist, sprichst du mit ihm.«
    »Ist gut.«
    »Was genau ist passiert?«
    Reagan wand sich unbehaglich. »Wir warn besoffen, beide. Dann sind wir mit meinem Wagen zu ihr.«
    »Wer ist gefahren?«
    »Weiß ich nicht mehr. Claude, glaub ich.«
    »Ist das der, der neulich › IT’S NOT RAPE IF IT’S MY BIRTHDAY ‹ auf dem T-Shirt stehen hatte?«
    »Ja, das war Claude. War nur ’n Gag.«
    »Klar. Rennt der damit auch in der Stadt rum?«
    »Naa, das nicht. Nur auf der Party neulich.«
    »Finde heraus, wer tatsächlich gefahren ist. Wie ging’s weiter?«
    »Sie wollte mich dann doch nicht mit reinnehmen. Na ja, und dann kam’s, wie’s kommen musste …«
    »Im Auto?«
    »Ja.«
    »Und der Fahrer hat zugesehen?«
    »Weiß nicht, vielleicht ist er auch ausgestiegen.«
    »Und wieso hat sie die Anzeige zurückgezogen?«
    Reagan hob fragend die Hände. »Keine Ahnung.«
    Er fuhr erschrocken zusammen, als Hardy ihn anbrüllte.
    »Erzähl mir keinen Scheiß! Habt ihr sie bedroht? Oder bestochen?«
    Reagan atmete ein paarmal durch, bevor er antwortete. »Claude hat sich drum gekümmert. Er hat mit ihr gesprochen, und dann hat er mir gesagt, es wär alles in Ordnung … Stimmte ja auch.«
    Hardy steckte den Rest seiner Apfelhälfte in den Mund.
    »Ich will diesen Claude sprechen«, sagte er kauend.
    »Er ist nicht mehr da. Vor ein paar Tagen ist er abgehauen. Sagte was von Surfen. Ich weiß nicht, wo er steckt.«
    »Finde es heraus. Schnell.«
    Reagan nickte eifrig und stand auf.
    »Hör zu, Junior«, sagte Hardy. »Es ist mir egal, was du machst oder planst. Aber: Lass dich nicht erwischen! «
    »Schon klar.«
    »Und ich rate dir: Rede mit deinem Vater, bevor ich es tue. Und ich tue es bald.«
    »Okay, okay«, sagte Reagan noch, dann war er durch die Tür.
    Hardy sah ihm mit steinerner Miene nach. Die Reste des geteilten Apfels sammelte er ein und warf sie in den Kehrichteimer. Sein Blick schweifte noch einmal prüfend durch die Küche, bevor er zur Stiege ging. Als er im ersten Stock war, klingelte eines der Handys in seiner Hosentasche. Es war das anonyme Prepaid-Gerät. Als er sich meldete, entdeckte er Marie, die über ihm auf dem Treppenabsatz stand und stumm auf ihn herabsah.
    »Hallo Hardy, hier ist Silvia«, hörte er eine angenehme Altstimme sagen. »Sehen wir uns heute?«

DREI
    »Oh, Besuch vom Deserteur«, sagte Schafmann, als Schwemmer sein Büro betrat.
    Sie schüttelten sich die Hände. Schafmann griff zum Telefon und bestellte Kaffee bei Frau Fuchs.
    »Da bin ich schneller wieder hier als erwartet.« Schwemmer setzte sich und sah sich in seinem ehemaligen Büro um. Allzu viel hatte Schafmann nicht verändert. Ein besonders rückenschonender Bürostuhl und zwei Topfpflanzen waren die einzigen neuen Einrichtungsgegenstände. Auf dem Aktenschrank lag Schafmanns Blutdruckmessgerät, und an der Wand darüber hingen ein paar Kinderzeichnungen und Familienfotos. Eine Weile sprachen sie über Schafmanns Familie und landeten bald bei den Krankheiten, die Schafmann aktuell zu haben vermutete. Neu für Schwemmer waren eine Arthrose im rechten Knie und Schlafapnoe. Außerdem eine Kernobstallergie. Seit ihrem letzten Treffen waren drei Monate vergangen, drei neue Malaisen waren da ein für Schafmann eher durchschnittlicher Wert.
    »Wenn’s nach Hessmann gegangen wär, wärst du gar nicht hier«, sagte Schafmann.
    Schwemmer verzog das Gesicht. »Das glaub ich gern.«
    »Jetzt bild dir mal nichts ein. Der wollte das LKA ganz raushalten. Nicht nur dich.«
    »Und wieso bin ich dann doch hier?«
    »Die Staatsanwaltschaft hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Frau Dr. Isenwald, um genau zu sein.«
    Die Tür ging auf, und Frau Fuchs balancierte ein Tablett mit Tassen, Thermoskanne und gefüllten Kuchentellern herein. Sie stellte es auf dem Besprechungstisch ab. Als Schwemmer aufstand, um sie zu begrüßen, sah sie ihn an, als wolle sie ihm um den Hals fallen. Schnell streckte er ihr seine Hand entgegen.
    »Wie geht es Ihnen, Frau Fuchs?«
    Sie ergriff seine Hand und verzog das Gesicht zu etwas, das wohl ein Lächeln sein sollte. »Herr Schafmann und ich kommen schon zurecht.«
    Hinter ihr verdrehte Schafmann die Augen.
    »Sie werden den Laden schon am Laufen halten, da bin ich mir sicher«, sagte Schwemmer.
    »Wenn man mich ließe …«
    »Frau Fuchs’
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