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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition)
Autoren: Martin Schüller
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Woher?«
    »Mann, glaubst du, seit du weg bist, sind wir hier völlig verblödet?«
    »Schon gut, schon gut … Ich wunder mich halt. Ich hatte den Namen noch nie gehört.«
    »Ich auch nicht. Aber er hat seinen Sohn dabei, und als Polizist musst du schon blind sein, um den zu übersehen. Ronald Unterwexler, genannt Reagan. Zwei Lokalverbote, die von den Kollegen durchgesetzt werden mussten, damit verbunden zwei Anzeigen wegen Ruhestörung, Beleidigung und Hausfriedensbruch, zweimal Beifahrer im eigenen Auto, während der Fahrer betrunken beziehungsweise unter Drogen war …«
    »Habt ihr ihm den Lappen abgenommen?«
    »Ging nicht. Erstens lag er in beiden Fällen bewusstlos auf dem Rücksitz, zweitens hat er längst keinen mehr.«
    »Oha.«
    »Dann gab’s noch eine Anzeige wegen sexueller Nötigung, die wurde aber zurückgezogen.«
    »Wie alt ist der Bursche?«
    »Achtundzwanzig. Wenn ich Halbweltgröße wäre und mein Sohn würde sich so benehmen, dem würd ich –«
    »Was?«
    »Na ja, was man eben so macht, mit seinem Sohn. Als Halbweltgröße, mein ich.«
    »Apropos: Singt dein Großer noch bei den Tölzern?«
    »Der Große spielt bei den Tölzern Eishockey . Der Kleine hat bei den Tölzern gesungen.«
    »Tut er nicht mehr?«
    »Nein. Stimmbruch.«
    »Schon?«
    »Ja.«
    »Verstehe …«
    »Einen rechten Schmarrn verstehst du. Schaff dir erst mal Kinder an.«
    »Ich wollt nur nett sein.«
    Schafmann murmelte etwas, das sich für Schwemmer wie »Ach, vergiss es« anhörte.
    Es klopfte an der Tür, und Dräger trat ein. Er grüßte Schwemmer mit einem breiten Grinsen. »Schön, Sie zu sehen, Chef.«
    »Gleichfalls, aber lassen Sie bitte diesen Unsinn von wegen Chef. Ich möchte keinen falschen Eindruck machen. Bitte helfen Sie mir dabei.«
    »Schon gut. War nur ein Scherz.«
    »Kannst du uns einen kleinen Abriss geben, über den Stand?«, fragte Schafmann.
    »Da ist ohne Zweifel Crystal hergestellt worden. Das Equipment war nicht wirklich professionell, aber von recht großer Kapazität. Die Abfallmenge in den Fässern lässt auf circa zwanzig Kilo schließen. Die können natürlich geleert worden sein. Dann wär auch ein Vielfaches denkbar. Allerdings waren die Gerätschaften noch nicht sehr abgenutzt. Wirklich lange waren die nicht in Betrieb.«
    »Den Abfall aus den Fässern kann man ja einfach in den Wald kippen«, sagte Schafmann.
    »Das würde auffallen, stinken, Pflanzen würden absterben.«
    »Dann müssen wir uns noch mal da oben umschauen«, sagte Schafmann. »Kann Krengel machen.«
    »Bleiben wir mal bei zwanzig Kilo«, sagte Schwemmer. »Das reicht ja. Wie viele Spuren konntet ihr unterscheiden?«
    »Vier«, antwortete Dräger. »Das Opfer, zwei andere und der Kollege Grellmayer.«
    Schwemmers Blick schwenkte von Dräger zu Schafmann.
    »Wieso hinterlässt der Grellmayer da Spuren?«
    »Er hat die Leiche gefunden«, sagte Dräger.
    » Der Grellmayer?«, fragte Schwemmer mit gequältem Unterton.
    Schafmann nickte nur, ohne ihn anzusehen.
    Dräger grinste anzüglich. » Der hat sich gefreut, als Sie weg waren, Chef«, sagte er.
    ***
    Carlo Unterwexler steuerte den Mercedes in die Auffahrt zur Villa in der Klarweinstraße. Seine Tochter sah von dem Smartphone auf, auf dem sie herumtippte, seit sie in München das Parkhaus verlassen hatten. Cordula lächelte ihren Vater an, auf die Weise, von der sie beide wussten, dass er ihr schwer widerstehen konnte. Aber seine Laune blieb düster.
    »Lohnt so eine Einweihung wirklich diesen Aufwand?«, fragte er, als sie die ersten Pakete aus dem vollgestopften Kofferraum nahmen.
    »Ach Paps, so ein Fest lohnt sich doch nie direkt. Aber das weißt du doch. Das ist doch nicht die erste Sause, die du wirfst.«
    Carlo trug zwei große, aber erstaunlich leichte Tüten zur Haustür und schloss auf. »Bisher waren das geschäftliche Veranstaltungen. Man knüpft Kontakte.«
    »Und genau das tu ich auch.«
    »Ich seh nur das Geschäft nicht«, brummte Carlo. Er stellte die Tüten in den Eingang und ging zurück zum Wagen.
    »Was hast du nur? Wir führen uns ein in Garmisch-Partenkirchen. Du bist doch schon Netzwerker gewesen, da gab es das Wort noch gar nicht.«
    »Ja ja.« Er belud sich mit weiteren Tüten und Paketen.
    »Paps, das ist nicht fair! Verdirb mir nicht den Spaß daran. Schließlich bin ich seit sechs Wochen brav hier bei dir in diesem Dorf.«
    Er setzte seine Last ab und umarmte sie. »Entschuldige, Ula«, sagte er. Nicht einmal er durfte sie Cordula nennen.
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