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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition)
Autoren: Martin Schüller
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ich kann nicht so wie du. Ich kann nur so, wie Hessmann mich lässt. Und jetzt bist du wieder im Haus, und du hast Frau Fuchs ja erlebt. Wir vermissen Sie. Schluchz, heul. Und ich bin der Arsch, und ich kann weder was dafür, noch kann ich es ändern. Ja! Zettel ist weg. Und das wär dir nicht passiert. Mir wär das auch nicht passiert, wenn Hessmann mir nicht dazwischengefunkt wär. Sakra.«
    Schwemmer saß seinem alten Kollegen sprachlos gegenüber. Er hatte mit Animositäten gerechnet, gewiss, aber nicht mit so einem Ausbruch.
    Schafmann hatte sich mit seinem Stuhl umgedreht und sah aus dem Fenster auf die Flanke des Wank hinaus.
    Schwemmer stand auf und ging aus dem Büro. Auf dem Flur machte er ein paar Schritte im Kreis und holte tief Luft. Er zählte bis zehn, dann klopfte er wieder an die Tür.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Schafmann »Herein« rief. Schwemmer öffnete die Tür und trat ein.
    »Hallo Werner«, sagte er. »Ich hoffe, ich stör nicht.«
    Schafmann saß hinter seinem Schreibtisch und starrte ihn an, in der geballten Faust einen dunkelgrünen Bleistift, den er offenbar gerade darin zerbrochen hatte.
    »Tut mir echt leid«, fuhr Schwemmer fort. »Das Dezernat 61 hat grad einen saumäßigen Engpass im Personal. Ich hab mich nicht drum gerissen, herzukommen, kannst’ mir glauben, aber ein andern ham s’ halt nicht gehabt. Deshalb ist der Schmarrn eben an mir hängen geblieben. Ich hoff, wir halten das aus, du und ich.«
    Schafmann stieß sich mit den Füßen ab, sodass sein Stuhl sich wieder Richtung Fenster drehte. Aber er bremste ihn nicht ab, erst als der Stuhl eine langsame Dreihundertsechzig-Grad-Drehung vollendet hatte und er Schwemmer wieder ins Gesicht sah, stoppte er die Bewegung.
    »Balthasar«, sagte er ernst, »wie schön, dich zu sehen. Setz dich doch.«
    Schwemmer nahm Platz. Einige Sekunden lang sahen sie sich in die Augen, dann stand Schafmann auf, holte Frau Fuchsens Tablett, das noch unberührt auf dem Besprechungstisch neben der Tür stand, und stellte es auf dem Schreibtisch ab.
    »Kaffee?«, fragte er und schenkte ein, bevor Schwemmer antworten konnte.
    »Jetzt versteh mich bitte richtig«, sagte Schwemmer, nachdem er den ersten Schluck genommen hatte, »aber gibt es noch etwas, das ich nicht fragen darf?«
    Schafmann hatte einen der Teller genommen und schaufelte sich ein großes Stück Kirschstreusel in den Mund. Schwemmer wartete geduldig auf eine Antwort, die erst kam, nachdem Schafmann mit Kaffee nachgespült hatte.
    »Du darfst alles fragen«, sagte er. »Aber nicht mich.«
    Er führte die Tasse wieder zum Mund und trank mit spitzen Lippen. Schwemmer hob auffordernd die Rechte in der Hoffnung auf eine Erklärung.
    »Du findest eh alles raus«, sagte Schafmann. »Das wissen wir doch beide. Ich werde dir dabei nicht im Wege stehen, großes Ehrenwort. Aber wenn Hessmann mich fragt – und das wird er –, will ich sagen können: ›Von mir hat er das nicht.‹ Und zwar ohne rot zu werden.«
    »Verstehe. Lügen war ja tatsächlich noch nie deine Stärke.«
    »Das war wohl kein Kompliment, was?«
    »Kannst du dir aussuchen.«
    »Sehr großzügig. Aber ich bleib bei ›kein Kompliment‹.« Schafmann stellte die Tasse ab. »Okay. Lass uns wieder über den Fall reden.« Er griff zum Telefon und wählte eine kurze Nummer. »Ist der Kollege Dräger in der Nähe?«, fragte er in den Hörer. »Würden Sie ihn bitten, mal bei mir vorbeizuschauen? … Danke.« Er legte auf.
    »Wohnt Dräger noch mit Staatsanwältin Isenwald zusammen?«, fragte Schwemmer.
    »Hab nichts Gegenteiliges gehört. Kannst ihn aber gleich selber fragen.«
    »Ich frag lieber sie.«
    »Warum?«
    »Sie sieht besser aus, wenn sie mich anschwindelt.«
    »Warum sollte sie schwindeln?«
    »Die beiden erzählen seit Jahren, dass sie daheim nie über Dienstliches sprechen. Das hab ich denen nie abgenommen. Wenn hier irgendwas passiert, kriegt die Staatsanwaltschaft das mit, ob du willst oder nicht.«
    »Schon richtig«, murmelte Schafmann.
    »Ist denn was passiert?«
    »Wie man’s nimmt …«
    Schwemmer sah ihn erwartungsvoll an, aber er sprach nicht weiter.
    »Na schön«, sagte Schwemmer. »Ich kann auch was zu unserm Fall beitragen, eine kleine Info vom LKA für euch: Hanns-Karl alias Carlo Unterwexler, Halbweltgröße aus Nürnberg, dort unserer Ansicht nach Kontrolleur des regionalen Drogenhandels, wohnt seit sechs Wochen in einer Villa in Garmisch.«
    »Weiß ich«, sagte Schafmann.
    »Echt?
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