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Der Himmel schweigt

Der Himmel schweigt

Titel: Der Himmel schweigt
Autoren: Martin Delrio
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Fremdweltler-Stammkunden gewesen.
    Inzwischen hatte das Alter Angus Macallan gezwungen, sich aus den Bergen zurückzuziehen und die schwere Arbeit Robbie und Will zu überlassen. Doch seine Vergangenheit als zäher Bergsteiger sah man ihm noch immer an. Momentan stand er am doppelverglasten Bürofenster und schaute hinaus auf den Schnee unter den Bäumen. Auf seinen wettergegerbten Zügen lag ein müder Ausdruck. Robbie musste ihm wegen irgendetwas gehörig in den Ohren gelegen haben, dachte Will.
    »Sind die Halidon-Knaben sicher auf dem Rückflug?«, fragte Ang us .
    »Aye«, bestätigte Will. »Sie waren beim Abschied alle bester Laune. Im Frühjahr wollen sie wiederkommen, wegen der Kieselbarsche.«
    »Das ist gut.« Angus verließ das Fenster und ging hinüber zum Schreibtisch. »Setz dich, Will.«
    Will gehorchte. Der alte Angus hatte etwas auf dem Herzen, so viel war deutlich. Will konnte nur zuhören, bis er es sich von der Seele geredet hatte. Trotzdem verwirrten ihn Angus' nächste Worte.
    »Du weißt, welche Schwierigkeiten wir haben, seit das HPG-Netz zusammengebrochen ist.«
    »Ich hab davon gehört. Mutter ärgert sich, weil sie die letzten Folgen von Für Clan und Ehre verpasst.«
    »Ah ja. Nun.« Angus malte mit dem Zeigefinger ein Muster auf die Tischplatte. »Falls sich das Netz nicht wieder aufbauen lässt . Du verstehst sicher, dass wir das einplanen müssen.«
    Darüber hat sich Robbie also aufgeregt, dachte Will, sagte aber nichts. Was hätte es schon nützen können, sich bei einem Vater über dessen Sohn zu beschweren?
    »Ich verstehe«, sagte er. »Es wird Änderungen geben müssen.«
    Angus wirkte erleichtert. »Freut mich, dass du es verstehst, denn ohne das Netz werden wir den größten Teil unserer Fremdweltbuchungen verlieren. Sicher, ein paar unserer Stammkunden werden trotzdem wiederkommen, aber was glaubst du, wie viele neue Kunden wir noch sehen werden, wenn die Buchungen über Kurierpost abgewickelt werden müssen?«
    »Es wird immer solche Kunden geben wie die heute. Hier auf Nor-thwind.«
    »Und ich danke Gott dafür«, unterstrich Angus. »Mit deren Hilfe können wir uns über Wasser halten, wenn wir uns vorsehen . Aber wir werden uns gewaltig vorsehen müssen.«
    »Aye.« Will ließ seiner Stimme nichts anmerken. Was auch immer der alte Angus an schlechten Nachrichten in petto hatte - und es war deutlich, dass er darauf hinarbeitete, sie früh genug auf den Tisch zu legen und ihn zu drängen -, es machte sie auch nicht besser.
    Angus stieß einen schweren Seufzer aus. »Wir können uns keine zwei Führer mehr leisten, Will, darauf läuft es hinaus. Nicht, wenn die Fremdweltler wegbleiben. Es tut mir Leid, aber das entspricht der Lage.«
    »Also bin ich draußen und Robbie bleibt.«
    »Es ist nicht persönlich gemeint. Es ist nur, so wie die Lage derzeit ist .«
    »Ich weiß.« Robbie war zwar ein weinerlicher Dreckskerl, aber kein derartiger Versager in seinem Job, dass Angus ihn gefeuert und jemanden weiterbeschäftigt hätte, der nicht zur Familie gehörte. »Wenn ich Referenzen brauche, legen Sie ein gutes Wort für mich ein?«
    »Darauf kannst du dich verlassen.« Jetzt, da er den Druck der schlechten Nachrichten auf Wills Rücken abgeladen hatte, wirkte Angus erheblich fröhlicher.
    »Danke.« Will stand auf. »Dann brauch ich nur noch mein Geld für diese Tour, dann bin ich weg.«
    »Sheila hat es vorne. So wie immer.«
    »Aye«, bestätigte Will. »So wie immer.« Er ging zurück ins Vorzimmer, ohne sich die Mühe zu machen, die Türe leise hinter sich ins Schloss zu ziehen. »Der alte Angus sagt, du hast mein Geld.«
    Sheila nahm einen langen braunen Umschlag aus dem Ablagekorb neben dem Computer und reichte ihn Will. »Bitte sehr. Was wollte der Alte von dir?«
    »Mich loswerden.« Der Umschlag enthielt mehr, als Will erwartet hatte. Offensichtlich hatte Angus einen Bonus dazugelegt. Vermutlich, um sein Gewissen zu beruhigen. Na, Will würde es nicht zurückweisen. »Es gibt nur noch Arbeit für einen Führer, und ich heiße nicht Macallan.«
    »Das ist nicht fair.«
    »Das behauptet auch niemand.« Er zog den Parka über und verstaute den braunen Umschlag in einer der Innentaschen, bevor er den Reißverschluss hochzog. »Wenn du einen Rat willst, heirate Robbie«, sagte er zum Abschied. »Dann bist du sicher, falls der alte Angus sich Sorgen macht, ob noch genug Kunden kommen, um eine
    Bürokraft zu rechtfertigen.«
    Neue Kaserne, Tara, Northwind Präfektur III,
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