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Der Hexer von Quin

Der Hexer von Quin

Titel: Der Hexer von Quin
Autoren: Hans Kneifel
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eine Gefahr ist. So wie ich verlor sie das Dritte Auge.«
    »Also war es ein Zufall, daß es gerade vor deinem Thron geschah?«
    »Ich weiß es nicht. Glaube mir.«
    »Und nun, was wird sie in Zukunft sein?«
    »Nicht mehr als eine junge Frau von großer Schönheit. Sie soll selbst entscheiden, was sie tun will. Ich glaube, sie wird verlangen, bei dir zu bleiben.«
    Luxons Gesichtsausdruck ließ erkennen, daß er von dieser Vorstellung keineswegs begeistert war. Für ihn war Yzinda für viele ungute Überraschungen verantwortlich. Er sagte:
    »Sie soll sich entscheiden, wenn sie wieder gesund ist. Dann sehen wir weiter.«
    Kukuar winkte und machte mit dem Kopf eine Bewegung.
    »Komm. In meinen Räumen wird ein Essen für mich vorbereitet. Du bist natürlich mein persönlicher Gast. Wir haben viel zu besprechen.«
    Luxon folgte ihm, und jetzt spürte er mehr und mehr seine Müdigkeit. Die vergangenen Tage waren erschöpfend gewesen. Das Wissen, daß die Stadt am Ende des steinernen Weges lag, hatte die Männer zur Eile getrieben und sie ihre Erschöpfung vergessen lassen. Der Umstand, daß vor ihm zahllose Treppenstufen lagen, ließ Luxon noch müder werden. Schließlich, nachdem er Hunderten Quinen zugewinkt und ihre Fragen beantwortet hatte, öffnete sich lautlos eine schwere Bohlentür, mit herrlichen Metallornamenten verziert.
    Kukuar klatschte mehrmals in die Hände.
    Diener erschienen, lächelten Luxon an und nahmen ihm die Waffen ab. Auf einer Terrasse unter freiem Himmel standen ein Tisch und zwei hochlehnige Sessel.
    Die Lehnen der Sessel und steinerner Zierrat um die Tischkante waren mit kostbaren, teilweise geschliffenen Steinen besetzt. Die Becher, Löffel und zierlichen Dolche zwischen den Speisen bestanden aus edlen Metallen, die kunstvoll bearbeitet waren. Das Licht der Lampen zauberte Farben und Strahlen über den Tisch. Kukuar bemerkte Luxons bewundernde Blicke und erklärte:
    »Es gibt in den Bergen reiche Adern edler Metalle, wir finden auch viele Steine. In Loo-Quin haben wir sehr geschickte Handwerker. Das alles, was du siehst, ist hier entstanden. Ich zeigte ihnen, wie sie es anfangen sollen.«
    Von zwei jungen Quinen bedient, aßen und tranken sie ruhig. Luxon fühlte, wie die Müdigkeit seinen Körper ergriff. Vorübergehend hatte er sein Ziel erreicht; die Flotte und alle seine Männer waren in Sicherheit. Necron lebte – in der Düsterzone oder in der Schattenzone, irgendwo, mitten in höchster Gefährdung.
    »Meine Flotte«, sagte er müde und trank einen Schluck Wein. »Sie ankert, wie du weißt, im Süden von Daquo. Vor den Zaketern muß ich die Schiffe ebenso verstecken wie du deine Stadt. Was rätst du mir?«
    Kukuar machte eine großzügige Handbewegung.
    »Ich werde Hoono oder einen anderen Jäger mit euch zurücksenden. Er wird euch Buchten im Süden von Quin zeigen, in denen du deine Schiffe verstecken kannst.«
    Luxon sagte sich, daß er nach kurzer Erholung entweder mit allen Reitern zurücktraben oder aber Hrobon mit einigen Männern zurückschicken würde. Zu den Hoffnungs-Inseln konnte er nun Kurierschiffe zurückschicken. Wieder fragte er, tief gähnend:
    »Meine Schiffe, die bei den Hoffnungs-Inseln liegen, bilden eine Verteidigungskette. Logghard wird es nicht mehr erleben, daß Zaketer-Sklavensegler dort landen. Kennst du die Hoffnungs-Inseln, Zauberer?«
    Kukuar verneinte.
    »Ich habe von ihnen gehört. Aber ich kenne niemanden, der diese Inseln je gesehen hat.«
    Luxon bedauerte, daß er die Ruhe dieser Nacht nicht genießen konnte. Unter der Terrasse sah er unzählige Lichter. Summende Stimmen, Lachen, Gespräche und die beruhigenden Geräusche aus allen Richtungen taten das Ihre, ihn schläfrig zu machen.
    »Ich werde den Kommandanten sagen«, murmelte Luxon, »daß sie auf den Hoffnungs-Inseln meine Befehle weitergeben sollen. Das Meer soll für Gegner abgesperrt werden. Ich selbst, werden sie sagen, brauche keine Verstärkung. Noch nicht. Unsere Heimat soll geschützt werden.«
    Der Zauberer fragte:
    »Wirst du mit deiner kleinen Flotte gegen die Zaketer ziehen?«
    »Ich weiß es nicht. Uns wird, fürchte ich, nichts anderes übrigbleiben«, antwortete der Shallad, trank den Becher leer und stemmte sich hoch. Er warf aus zwinkernden Augen einen trägen Blick auf seinen Gastgeber und bat:
    »Zeige mir bitte den Platz, an dem ich schlafe.«
    Die Duinen verbeugten sich vor ihm und führten ihn, schweigend und lächelnd, in eine große, helle Kammer. Luxon ließ sich die
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