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Der Hexer von Quin

Der Hexer von Quin

Titel: Der Hexer von Quin
Autoren: Hans Kneifel
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stolperte.
    In der Erregung hatte er die ersten Zeichen nicht gespürt. Plötzlich war er für einen langen Herzschlag blind, dann drängte sich ein völlig fremdes Bild in seine Augen.
    »Necron!« stöhnte er auf, streckte beide Hände aus und wartete darauf, in vollem Lauf gegen eine Säule zu prallen. Seine rasenden Schritte wurden langsamer; endlich stand er da und ließ das Schwert sinken.
    Necron beugte sich über eine Gestalt!
    Die Bilder waren ebenso deutlich wie immer! Necron, der Alleshändler und Alptraumritter, lebte also!
    Die Gestalt war wie einer der Steinmänner gekleidet – über einer schwarzen Samtjacke kreuzten sich die Gurte mit den zwölf Wurfmessern. Aber die Gestalt, die wild um sich schlug und gegen Necron zu kämpfen schien, war keineswegs ein Steinmann.
    »Eine Steinfrau, Necron?« flüsterte der Shallad gebannt.
    Eine Frau, mit unverkennbar prallen Formen und auffallend kurzem, roten Haar, die gerade aus einem tiefen Schlaf auf gewacht zu sein schien. Eine Hand tastete umher, packte einen Steinbrocken. Die Frau grinste spöttisch und schlug Necron mit dem Stein gegen den Kopf.
    Das fremde Bild verschwand.
    Vor Luxon erschien sofort wieder der Thron, der Mann und die Coltekin. Die Hand mit der Waffe schnitt durch einen schrägen Lichtstrahl und traf die Stirn Kukuars.
    Er hatte sich nicht gerührt.
    Fassungslos sah Casson-Luxon zu, wie die Schneide der Waffe die Stirn berührte. Aber die Coltekin, deren Arm mit aller Wucht nach unten schlug, erreichte den Kopf nicht – der Kopf und der Körper verschwanden. Der Dolch, der aus klammen Fingern fiel, klirrte von der Rückenlehne abprallend auf die Stufen. Yzinda stieß einen keuchenden Schrei des Entsetzens und der Hoffnungslosigkeit aus.
    Wieder fing der Shallad zu laufen an. Aber schon nach wenigen Schritten wurde er abgelenkt. Hinter einer Reihe von Säulen und Mauervorsprüngen kam dieselbe Gestalt hervor, deren Ebenbild vor wenigen Augenblicken noch auf dem Thron gesessen hatte.
    Mit weit ausholenden Schritten kam der Zauberer auf den Thron zu. In beiden Händen trug er dicke Stoffstücke. Die Hände hielten einen langen eisernen Speer, der bis zur Hälfte in weißer und roter Glut stand. Kukuar lief auf Yzinda zu, die erstarrt dastand und ihn mit weit aufgerissenen Augen anblickte.
    Luxon hob den Schild und das Schwert und sprang einige Schritte vor.
    »Aus dem Weg, Fremder!«
    Kukuar ähnelte dem Zauberer Quaron, aber sein Gesicht war schmaler und edler. Er trug keinen Kinnbart, und die Farbe der Haut war ein gleichmäßiger Bronzeton. Kukuar wirkte entschlossen, kraftvoll und überaus selbstsicher. Luxon riß das Schwert hoch und rief:
    »Die Coltekin ist ihrer Sinne nicht mächtig. Wirf deinen Speer zurück ins Feuer, Mann!«
    »Geh aus dem Weg. Sie wollte mich töten!«
    Die Stimme Kukuars war tief und volltönend. Luxon drehte sich blitzschnell um und sah, daß Yzinda wie versteinert dastand und nicht begriff, was in diesem Saal vorging. Ihre Augen blickten durch beide Männer hindurch. Die Hitze der glühenden Stange schlug Luxon entgegen.
    »Ich habe sie hierher mitgebracht«, rief Luxon. »Ich will nicht gegen dich kämpfen, Kukuar. Ich bin verantwortlich.«
    »Ich werde ihr drittes Auge ausbrennen!« sagte Kukuar unerschütterlich und war mit drei Schritten vor Luxon. Luxon deckte seine Schulter mit dem Schild und berührte die weißglühende Spitze des Speeres mit der Schwertspitze. Kukuar machte noch einen Schritt.
    »Ich lasse es nicht zu. Reden wir darüber!« sagte er hart und schlug zu. Der Schwerthieb schlug die schwere Stange zur Seite. Ein Regen roter Funken rieselte zu Boden, ein lauter Schlag ging durch die Halle… jetzt sprang Kukuar zur Seite, ließ die erhobenen Arme sinken und schwang die glühende Waffe im Halbkreis gegen Luxon. Summend durchschnitt der Speer die Luft und berührte den Rand des Schildes, aber Luxon war zurückgesprungen.
    Sein Schwert lenkte die schwere Stange ab und schlug eine tiefe Kerbe in das glühende Metall. Wieder rief Luxon:
    »Ich habe dich gesucht, Kukuar! Höre auf zu kämpfen! Verschone diese Frau. Sie steht im Einfluß böser Mächte.«
    »Ich weiß, wie ihr zu helfen ist!« knirschte der Zauberer und versuchte, gegen Luxon zu fechten. Zwar war seine Waffe mörderisch, aber ebenso schwer zu handhaben. Luxon sprang hin und her, wehrte die langsamen, aber wuchtigen Hiebe mit Schild und Schwert ab und versuchte, sich außerhalb der Reichweite der glühenden Spitze zu halten. Immer
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