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Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen

Titel: Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen
Autoren: N. Bernhardt
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Tagen hatte Fodaj zwar gesprochen. Aber zu Fuß waren sie bestimmt schneller, als der Händler mit seinen schweren Ochsenkarren.
    So sehr in Gedanken versunkten war Nikko, dass er fast gar nicht bemerkt hätte, wie der Alte, der nur wenige Schritte vor ihm ging, nicht nach Westen abbog, sondern dem Weg nach Osten folgte. Natürlich glaubte er, Thorodos würde aus Versehen den falschen Weg einschlagen.
    »Falsche Richtung«, stellte er daher selbstgefällig fest und machte Anstalten, den Weg nach Westen zu nehmen.
    »Wie gut, dass ich dich mitgenommen habe«, spottete der Alte, ohne sich überhaupt umzudrehen. »Da hätte ich mich doch fast verlaufen. Also, wenn ich dich nicht hätte!«
    Jedoch machte Thorodos keine Anstalten, seine Richtung zu korrigieren, sondern folgte weiter dem staubigen Pfad nach Osten. Als Nikko zunächst zögerte, dem Greis zu folgen, befahl dieser schließlich: »Kommt schon! Ich will über den Pass sein bevor es dunkel wird, oder willst du etwa da oben übernachten?«

Zweites Kapitel: Ende mit Schrecken
    E s war wohl gegen Mittag, als die beiden Wanderer schließlich den Pass erklommen hatten. Genau konnte man es allerdings nicht sagen, da sie ihr Pfad bereits seit vielen Stunden durch dicken Nebel führte. Oben angekommen, konnte Nikko die Sonne nur als blassen Lichtschimmer wahrnehmen, den die dichten Schwaden gelegentlich offenbarten. Es war eine gespenstige Stimmung, die die Entwicklungen der letzten beiden Tage in ein noch seltsameres Licht rückte.
    Während des mühsamen Aufstiegs hatte Thorodos kein einziges Wort gesprochen. Mit Leichtigkeit hatte der uralte Mann die Serpentinen gemeistert, auf denen sich der steile Pfad die Berge hinaufschlängelte. Oft hatte Nikko sogar Schwierigkeiten gehabt, mit dem Alten Schritt zu halten.
    Trotz der Strapazen hatte der Junge während des Aufstiegs Gelegenheit gehabt, sein Gedanken etwas zu ordnen. Viel war seit gestern passiert. Erst der Brief, den er nicht entziffern konnte. Dann der überhastete Aufbruch. Eigentlich sollte es nach Skingár gehen, dann hatte sich der Alte jedoch im letzten Moment anders entschieden. Oder war Skingár nur eine Finte? Hatte er etwa eine falsche Spur legen sollen? Es würde schon zusammenpassen. Wenn der Alte auf der Flucht wäre, ergäbe schließlich alles einen Sinn. War der Brief etwa eine Warnung? Eine Drohung?
    Nun, da sie auf dem Pass angekommen waren, hoffte Nikko auf eine erste Rast. Der lange Aufstieg steckte ihm schon merklich in den Knochen. Außerdem war er hungrig. Schließlich hatte er diesen Morgen kein Frühstück zu sich genommen. Nicht ein einziges Mal hatte der Alte bisher Halt gemacht. Der müde Junge fragte sich, wie ein so alter Greis nur solch erstaunliche Ausdauer besitzen konnte.
    Tatsächlich blieb Thorodos nun stehen und machte sich ein Bild von der Lage. Nebelschwaden füllten die Senke zwischen den beiden Bergmassiven im Norden und Süden, durch die der alte Bergpfad nach Osten führte. Hier oben, auf dem höchsten Punkt des Passes, lag der Winterschnee noch fast kniehoch und würde erst in einigen Wochen den kargen Boden darunter freigeben, auf dem wohl nur noch Moos und Flechten wuchsen. Auch das halbverfallene Steingebäude, das den Übergang hier krönte, schien wenig einladend für eine Rast. Das Dach der Hütte war an einer Seite bereits eingefallen und der Eingang tief verschneit.
    »Wir sollten nicht lange hier oben verweilen«, meinte der Alte schließlich und nahm einen Schluck aus seiner Flasche.
    »Ich bin müde und habe Hunger«, protestierte Nikko. »Ich brauche eine Rast.«
    »Willst du dich gemütlich in den Schnee setzen und auf die Nacht warten?«, spottete der Greis und befahl: »Hier, nimm einen kräftigen Schluck!«
    Thorodos reichte Nikko seine Flasche, der zögerlich daran roch. »Was ist denn da drin?«, fragte er schließlich und machte keine Anstalten, seinen Ekel zu verbergen.
    »Trink!«, befahl der Alte unbeeindruckt. Nikko nahm nur ein verzagtes Schlückchen. Zu seiner Überraschung jedoch schmeckte der Inhalt wesentlich besser, als er stank. Als er das Gebräu herunterschluckte, spürte er sogleich ein angenehmes Prickeln, das seinen ganzen Körper durchdrang. Nikko fühlte sich urplötzlich energiegeladen, bis in die Zehenspitzen. Keine Spur mehr von der Müdigkeit!
    »Nimm noch einen Schluck. So hält die Wirkung besser«, sagte der Alte. »Iss etwas dazu.«
    »Was ist denn das für ein Zeug?«, fragte Nikko begeistert.
    »Gib die Flasche her! Ich
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