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Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen

Titel: Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen
Autoren: N. Bernhardt
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vielen Dingen vollgeramscht. Unmengen staubiger Gläser, seltsamer Flaschen und Gefäße hortete der Greis. Dazu gesellten sich Utensilien, deren Zweck Nikko nicht einmal erahnen konnte. Hätte der Junge nicht vor wenigen Tagen erst gründlich sauber gemacht und aufgeräumt, dann sähe es hier jedoch noch schlimmer aus.
    Er erspähte den Alten schließlich in seinem Sessel am lodernden Kamin sitzend und ein gemütliches Schläfchen machend. Bei Anblick des vor sich hindösenden Greises, überkam den Jungen selbst eine urplötzliche Müdigkeit. Ein kleines Nickerchen wäre da doch genau das Richtige. Viel besser, als die blöde Scheune frei zu schippen!
    »Das Brennholz geht wieder zur Neige. Besorg doch gleich neues, wo du schon mal hier bist«, befahl der Alte plötzlich, ohne überhaupt die Augen zu öffnen. »Den Schnee kannst du dann auch vom Dach holen, bevor er noch von selbst herunterkommt und mich hier einsperrt.«
    Schöne Bescherung! War es denn wirklich zu viel verlangt, ein wenig Zeit für sich allein zu haben? Aber jeder Widerspruch war hier zwecklos. Widerworte würden ihm am Ende nur eine Schelte einhandeln und, viel schlimmer noch, zusätzliche Arbeit.

    Einige Tage später hatte Nikko tatsächlich zum ersten Mal in diesem Jahr endlich wieder die Ziegen auf die Alm treiben können. Jetzt genoss er die wohltuende Ruhe auf seiner einsamen Wiese, die nur durch das gelegentliche Meckern der Tiere unterbrochen wurde.
    Von hier oben hatte er einen guten Blick auf das Dorf. Vyldoro, das war ein Kaff hoch in Bergen, am Ende eines Tals, das sich tief in die Felsmassive mit ihren bizarren Gipfeln schnitt. Unzählige Quellen speisten einen kleinen Bach, der durch das Dorf floss und sich dann mit ganzer Kraft weiter das Tal hinab durch die Felsen fraß. Mit ihm wand sich ein Weg das Tal hinab. Wer ihm folgte, würde schließlich auf die große Straße nach Hocatin stoßen. Im Osten hingegen schlängelte sich ein enger Pfad hoch in die Berge bis hinauf zum alten Pass nach Hymal.
    Nikko selbst hatte jedoch weder Hocatin, noch Hymal je gesehen. Wie die meisten Bewohner Vyldoros, hatte er das Dorf noch nie verlassen. Dieses Dorf mit seinem halben Duzend Höfen mit ihren schiefen Mauern und moosbedeckten Schieferdächern, den Fichtenwäldern, die stets so schön nach Harz dufteten, und den saftigen Almen, umrandet von schroffen Felsen mit weißen Spitzen hoch im Himmel, das war die ganze Welt, wie der Junge aus den Bergen sie kannte.
    Sein Blick fiel wieder auf die Ziegen, denen die Bergluft sichtlich guttat. Während des ganzen Winters waren sie im Stall eingepfercht gewesen und hatten nur trockenes Heu zu fressen bekommen. Entsprechend gierig rissen sie das frische Gras von der Alm. Nikko erfreute der Anblick der glücklichen Tiere zwar, aber im Grunde waren sie ihm egal. Wenigsten musste er die Viecher hier draußen nicht füttern oder hinter ihnen her putzen. Alles in allem war das Ziegenhüten schon eine der erträglicheren Pflichten, die der Hof ihm bot.
    Während sich der Junge die noch Frühlingssonne auf sein winterblasses Gesicht scheinen ließ, wanderte sein Blick wieder über das Tal, bis hinauf zum alten Pass hoch in den Bergen. Von hier unten aus gesehen, schlängelten sich die Serpentinen aus den Fichtenwäldern heraus schier unendlich hoch in die Felsen, um dann in einer noch verschneiten Senke zwischen zwei Gipfeln zu verschwinden. Auf der anderen Seite lag ein sagenumwobenes Land namens Hymal. Hymal, ob wohl all die Geschichten wahr waren, die man sich im Dorf erzählte? Gruselmärchen mit bösen Orks und Trollen, alte Legenden von Elfen und grimmigen Zwergen. Hymal, das war die andere Seite der Berge. Eine fremde Welt, so nah und doch so fern.
    Viel Beachtung hatte man der alten Bergstraße bis zum letzten Jahr kaum geschenkt. Schließlich überquerte ja nie eine Seele den alten Pass. Nie war jemand nach Hymal gereist oder von dort gekommen, jedenfalls nicht solange Nikko denken konnte. Die Leute im Dorf selbst hatten auch keinen Grund gehabt, den steilen Pfad zu erklimmen. Der Aufstieg war lang und beschwerlich. Außerdem, da war man sich im Dorf einig, war Hymal ein gefährliches Land. Dort hatte man nichts verloren und folglich nichts zu suchen.
    Letzten Sommer erst hatte sich dies geändert, als sich eine seltsame Expedition über die Berge nach Osten zwängte. An Soldaten aus Hocatin und fremdes Volk aus dem Süden konnte Nikko sich noch lebhaft erinnern. Die Aufregung in dem sonst so
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