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Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen

Titel: Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen
Autoren: N. Bernhardt
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verschlafenen Dorf war natürlich groß gewesen. Mit Neugier und Argwohn hatten die Dörfler die Geschehnisse beobachtet. Da sich die Reisenden jedoch kaum mit den einfachen Dorfbewohnern abgegeben hatten, war letztlich doch im Dunkeln geblieben, was hinter der Geschichte steckte. Den ganzen Winter lang hatten die Geschehnisse dann für reichlich Stoff gesorgt, die Nächte auf den Höfen Vyldoros mit wilden Spekulationen zu füllen. Letztlich, als sich die Expedition in der Erinnerung der Dörfler schon zu einem riesigen Heer aufgeblasen hatte, setzte sich die Meinung durch, der alte Fürst versuche, das wohl lange schon verlassene Hymal an sich zu reißen. Wahrscheinlich um dort neues Erz zu finden. Denn fast immer doch ging es um das wertvolle Erz, das die Herrscher so dringend brauchten, um ihre Heere in Eisen und Stahl zu rüsten.
    Wie so oft, fragte sich Nikko, ob er sich nicht hätte der Expedition anschließen sollen, um mit ihr sein Glück zu suchen. Ob man einen einfachen Dorfjungen wie ihn dort hätte gebrauchen können, war natürlich eine andere Frage. Aber er hatte sich ja nicht einmal getraut zu fragen. War ihm dadurch vielleicht die einzige Gelegenheit entgangen, dem öden Leben auf dem Hof zu entfliehen?
    In diesem Moment nahm Nikko von seiner Bergwiese aus einen Aufruhr auf dem Dorfplatz wahr. Das konnte wohl nur heißen, dass der alte Fodaj und seine beiden Jungs dem Dorf mal wieder einen Besuch abstatteten.

    Fodaj war ein stets gutgelaunter Händler aus Hocatin, der als einziger auch Vyldoro ansteuerte. Trotz seines fortgeschrittenen Alters und ansehnlichen Gewichts nahm er mit seinen beiden zwar nicht ganz so betagten aber dennoch nicht weniger beleibten Söhnen mehrmals im Jahr die, laut seinen eigenen Bekundungen, unglaublichen Strapazen der langen und gefährlichen Reise hinauf nach Vyldoro auf sich. Aus reinster Verbundenheit zu den von ihm doch so hochgeschätzten Bewohnern des Dorfs, wie er jedes Mal erneut versicherte. Natürlich kam der großherzige Mann nicht etwa ins Dorf, um das große Geschäft zu machen. Nein, dazu würde er seine Waren schließlich viel zu billig feilbieten.
    Auch wenn ihm dies im Dorf so recht keiner abnehmen wollte, war der Händler doch ein gerngesehener Gast. Nicht nur konnten die Dörfler bei ihm ihre Produkte gegen die vielen Dinge eintauschen, die man im Dorf nicht selbst herstellte, sondern er brachte stets auch Neuigkeiten aus der weiten Welt, vor allem natürlich aus Hocatin.
    Fast alle Familien in Vyldoro lebten vom Vieh, meist Ziegen oder Schafe. Die Almen mit ihren Gräsern und Kräutern boten ausgezeichnetes Futter für die Tiere, aus deren gehaltvoller Milch vor allem Käse gewonnen wurde. Fodaj tauschte gern Käse und Wolle, aber auch Felle aus den Wäldern, sowie getrocknete Pilze und Kräuter. Dafür bot er Mehl und Früchte aus dem unteren Tal, sowie Kleidung, Werkzeuge und Töpfe aus teurem Metall, wie auch sonstigen Tand aus Hocatin. Meist handelte man hier Waren gegen Waren. Münzen hingegen wechselten selten den Besitzer. Den meisten Dörflern war Geld suspekt und die wenigsten konnten gut zählen.

    Nikko hatte sich sofort auf ins Dorf gemacht, denn schließlich wollte er nichts verpassen. Die Ziegen konnte er schon für eine Weile sich selbst überlassen. Erst abends würde er sie wieder auf den Hof treiben müssen. Außerdem würde der Händler wohl eine Lieferung für Thorodos bereithalten, die es schnell auszuliefern galt. Im letzten Herbst, als Fodaj das letzte Mal im Dorf gewesen war, hatte Nikko ihm ja eine Bestellung vom Alten überbringen müssen. Vor allem an das Ledersäckchen mit den darin klimpernden Münzen konnte er sich noch genau erinnern.
    Als Nikko auf dem Dorfplatz ankam, wurde der dicke Händler mit den silbergrauen Haaren und seine beiden Söhne schon von einer Traube neugieriger Dörfler umringt. Mit drei großen Ochsenwagen standen sie auf dem schlammigen Platz und priesen ihre Waren in wohlgeübtem Dreiklang.
    »Du bist doch der Kleine vom Thorodos?«, fragte Fodaj laut, als er den atemlosen Jungen erspähte, der den ganzen Weg ins Dorf hinab gerannt war.
    »Ja, Herr«, hechelte Nikko. »Aber ich bin nicht mehr klein. Meinen sechzehnten Sommer schon werde ich dieses Jahr erleben.«
    »Verzeih mir, Großer«, lachte der Händler. »Ich habe die Lieferung für den Alten«, fuhr er schließlich fort und kramte eine Kiste aus einem seiner Wagen hervor. »Sei doch so gut und bring sie ihm gleich.«
    Nikko hätte die Kiste,
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