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Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen

Titel: Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen
Autoren: N. Bernhardt
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die für ihre kleine Größe ein erstaunliches Gewicht besaß, fast fallen gelassen, als er sie entgegen nahm.
    »Nimm auch den hier mit«, grinste Händler und legte ein versiegeltes Schreiben auf die Kiste. Nikko beäugte den Umschlag ungläubig. Einen Brief hatte Thorodos doch noch nie erhalten.
    »Eine Sendung auf langer Reise, wie es scheint. Sag dem Alten, dass er schon seit dem Herbst in Hocatin lag. Bei mir braucht er sich gar nicht erst wegen der Verspätung zu beklagen«, versicherte sich der Händler mit einem Augenzwinkern.
    Gerne wäre Nikko noch geblieben, aber er wusste nur zu gut, dass er Thorodos nicht warten lassen sollte. Sicherlich hatte der garstige Alte schon mitbekommen, dass der Händler im Dorf war. Außerdem nahm er die zunehmend finsteren Blicke der Dorfbewohner wahr. Hielten sie ihn etwa für einen Wichtigtuer, nur weil er die Lieferung entgegennahm?
    Während er die Kiste in Richtung von Thorodos’ Hütte schleppte, wurde sich der Junge klar, dass ihm die Dörfler überhaupt mit zunehmendem Argwohn begegneten. Lag es vielleicht daran, dass er so viel Zeit mit Thorodos verbrachte? Sicherlich, der Alte war ein seltsamer Kauz, der nur wenig redete. Kaum etwas wusste man über ihn im Dorf. Klar war allerding, dass er gebildet war, was ihn schon vom einfachen Volk abhob. Als einziger weit und breit konnte er lesen und schreiben, jedenfalls bevor er Nikko darin unterrichtet hatte. Seit vielen Jahren lebte Thorodos nun schon in Vyldoro. Mit den Bewohnern aber gab er sich nur selten ab und wenn, dann auch nur widerwillig. Als Eigenbrötler galt er vielen, anderen als arrogant. Einigen war er verdächtig. Manche fürchteten ihn gar.
    Vielleicht war es ja kein Wunder, wenn dies nun auf ihn abzufärben drohte. Wo sollte das alles nur noch hinführen? Im ganzen Dorf so unbeliebt, wie auf dem Hof!

    Als er wenig später an der Hütte des Greises angekommen war, stellte er zunächst die schwere Kiste ab und klopfte laut an die Tür. Es wunderte ihn jedoch kaum, dass wieder einmal keine Antwort kam. Meist war Thorodos tief in Gedanken versunken oder schlief. So öffnete er die Tür und schleppte die Kiste hinein, die seine Arme schon langsam in die Länge zog.
    Thorodos, ein hagerer Mann, gegen den selbst Nikkos Großvater jung wirkte, stand unbeeindruckt am Kamin. Er drehte seinen kahlen Kopf, den dunkelgraues Haar auf Ohrenhöhe schütter umkränzte, und fixierte den Jungen mit seinen grauen Augen, die tief unter den wildbuschigen Brauen hervorstachen.
    »Höchste Zeit«, tadelte der Alte und befahl während er auf seinem Tisch etwas zusammen suchte: »Stell die Kiste ab und bring dies zum Händler, bevor er wieder abreist!«
    »Der hier ist auch für Euch«, sagte der Junge und kam sich dabei wichtig vor. Schließlich hatte er dem Greis noch nie einen Brief überreicht.
    »Was ist das?«, fragte Thorodos scharf und Nikko glaubte fast, eine Erregung in der Stimme des Alten zu erkennen.
    »Ein Brief aus Hocatin. Nein… wartet… es war anders, er lag seit Herbst in Hocatin. Der Händler verbittet sich aber jegliche Beschwerden.«
    »Was faselst du da? Gib her!«, fuhr ihn der nunmehr sichtlich erregte Alte an.
    »Wo sind nur wieder meine Augengläser? Verflucht nochmal!«, schimpfte er schließlich nachdem er das versiegelte Schreiben aus Nikkos Händen gerissen hatte.
    »Mach du ihn auf und lies!«, befahl er schließlich nach einer kurzen Pause und gab dem Jungen den Umschlag zurück.
    Der Brief war mit einem rot glänzenden Siegel verschlossen, in welches seltsame Zeichen getrieben waren. Nikko hatte jedoch keine Zeit, es weiter zu bewundern. Unter den ungeduldigen Blicken des Alten, dessen spitze Hakennase wie der Schnabel eines Raubvogels drohte, brach er das Siegel und öffnete das gefaltete Papier. Was er sah, war wirr ergab keinen Sinn. Es schien fast so, als seien Buchstaben und Zahlen wild durcheinandergewürfelt worden.
    »Ich kann das nicht lesen, Herr. Die Buchstaben scheinen durcheinander«, entschuldigte er sich unter den bohrenden Blicken des Greises.
    »Verschlüsselt?«, frage der Alte erregt, wobei die Frage wohl eher an sich selbst gerichtet war, und nahm den Brief zurück. Er legte das Schreiben dann auf den Tisch und starrte in den lodernden Kamin.
    »Gut. Hier, nimm das und bring es dem Händler«, meinte Thorodos nach einigen endlos erscheinenden Augenblicken voll knisternder Spannung und gab Nikko eine Liste sowie ein kleines Ledersäckchen mit Münzen. Sogleich schob er den
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