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Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen

Titel: Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen
Autoren: N. Bernhardt
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Jungen unsanft aus der Tür, bevor dieser weitere Fragen stellen konnte. Nikko wusste es besser, als den Alten jetzt weiter zu stören. Thorodos beantwortete Fragen ohnehin fast nie. Wahrscheinlich würde er nie erfahren, was es mit dem geheimnisvollen Brief auf sich hatte.

    Als er schließlich wieder zum Dorfplatz kam, waren der Händler und seine beiden Söhne gerade dabei, die Ladung auf ihren Ochsenkarren zu sichern. Die meisten Dörfler waren jetzt damit beschäftigt, die eingetauschten Güter auf die Höfe zu tragen und dort ausgiebig zu begutachten. So war der Junge mit den Händlern fast allein auf dem matschigen Platz.
    »Na, Kleiner. Eine neue Bestellung?«, fragte Fodaj, als er Nikko entdeckte.
    »Ja. Hier habt Ihr sie, Herr«, entgegnete Nikko und übergab dem Händler die Liste und das Säckchen, was dieser mit einem warmen Lächeln quittierte.
    »Fahrt Ihr nach Hocatin?«, traute er sich dann zu fragen und hoffte ein wenig, er könnte mit dem Händler ziehen.
    »Später, Kleiner. Erst geht’s noch nach Skingár«, antwortete der Händler. »Warst du schon mal da?«
    »Nein«, antwortete Nikko. »Wie lange seid Ihr dahin unterwegs?«
    »Nach Skingár? Gut drei Tage mit den schweren Karren. So, jetzt müssen wir aber.«
    Mit einem Lächeln verabschiedete sich Fodaj und setzte seinen vollgepackten Karren in behäbige Fahrt. Ihm folgten seine Söhne mit den anderen beiden Wagen.
    Was war er nur für ein Feigling! Fast hätte er den Händler, der ihn scheinbar doch so mochte, gefragt, ob er nicht mit ihm kommen könnte. Aber eben nur fast. Wie so oft.

    Später am Abend, nachdem er die Ziegen von der Alm in den Stall getrieben hatte, saß er mit der Familie zu Tisch. Wie immer gab es vor allem Ziegenkäse. Käse, wie er ihn doch hasste! Weder konnte er den Gestank ertragen, noch konnte er ihn essen, ohne dass ihm davon übel wurde. Seine großen blauen Augen inspizierten entgeistert den großen Tisch, auf der Suche nach akzeptablen Alternativen. Einen schrumpeligen Apfel konnte er noch ergattern. Sonst blieb nur trockenes Brot. Wie so oft, hatten seine Geschwister ihm nicht viel übrig gelassen. Wie so oft, war er zu spät von der Alm zurückgekommen.
    Er versuchte, sich das unansehnliche Obst und das Brot schmecken zu lassen, was jedoch kaum gelingen wollte. Dazu erntete er wieder nur ungläubiges Kopfschütteln. »Was hast du nur gegen den guten Käse?«, provozierte die Mutter.
    Nikko antwortete nicht darauf und versuchte, das Gekicher der Geschwister zu ignorieren. Einmal mehr fühle er sich fehl am Platze an diesem Abendtisch, denn wie immer drehte sich dann alles um den Ziegenkäse. Das Jahr war jung. Viel musste da geplant und vorbereitet werden. Auch hatte Fodaj eine größere Lieferung bestellt, da sich der Käse aus Vyldoro in Hocatin wohl steigender Beliebtheit erfreute. Aber richtig hörte Nikko nicht zu, denn ihm war der Käse so egal, wie eigentlich der ganze Hof.
    Letztlich war er tief in käsefremden Gedanken versunken, als ihm plötzlich jemand unsanft den Ellenbogen in die Seiten stieß. »Hörst du schwer, du Trottel?«, bellte Gimu, der ungeliebte große Bruder.
    »Was ist denn?«, klagte Nikko und hielt sich vorwurfsvoll die Seite.
    »Simoj für dich«, entgegnete Gimu forsch. Es war Nikko wohl entgangen, dass es an die Tür geklopft hatte.
    Simoj, ein nerviger kleiner Rotschopf mit hässlich vielen Sommersprossen, war der Jüngste vom Westhof, unweit dem Thorodos rumplige Hütte stand. Sicherlich hatte der Alte mal wieder nach Nikko geschickt.
    Der rothaarige Bengel kam sich furchtbar wichtig vor, als Nikko schließlich an die Tür kam. Bevor die Nervensäge jedoch ihre Botschaft herauströten konnte, fragte Nikko unbeeindruckt: »Thorodos?«, worauf hin Simoj ihm nur die Zunge herausstreckte und kindisch lachend davon lief.

    Es war fast dunkel, als Nikko wenig später wieder an die Tür des Alten klopfte. Natürlich kam keine Antwort. So öffnete der eigentlich entnervte Junge dennoch sehr vorsichtig die Tür und sah gleich, wie Thorodos gemütlich im Sessel am lodernden Kamin saß und nachdenklich an seiner Pfeife zog. Offenbar war in der schweren Kiste, die er dem Alten früher an diesem Tage geliefert hatte, auch neues Pfeifenkraut gewesen. Schließlich hatte Thorodos seit Wochen nicht mehr geraucht.
    »Da bist du ja«, bemerkte der Alte beiläufig. »Mach uns doch einen schönen heißen Tee und setz dich dann zu mir.«
    Dieser Befehl, der eher wie eine Bitte klang, überraschte
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