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Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Titel: Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume
Autoren: Verschiedene
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Gebäude getreten. Ihre Augen blickten starr wie Glaskugeln, und in ihren Gesichtern zeigte sich nicht die geringste Spur von Leben. Mit abgehackten, aber dennoch raschen Bewegungen schwärmten sie aus und begannen uns in einem großen Kreis zu umzingeln.
    »Wir müssen fliehen«, keuchte Nemo neben mir. »Wir haben keine Chance...«
    »... jemals wieder hierher zurückzufinden, wenn wir jetzt blindlings davonlaufen«, fiel ich ihm ins Wort, ohne die Sklaven des Shoggoten eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Howard befand sich nicht unter ihnen, und auch der Shoggote war nirgendwo zu sehen, was die nagende Furcht in mir noch steigerte.
    Nemo schaute mich einen Augenblick lang an, dann senkte er den Blick. Er wußte, daß ich recht hatte. Die Entscheidung würde jetzt und hier fallen. Eine Flucht war unmöglich.
    Etwas war im Inneren des Turmes geschehen, das mit einem Schlag alles verändert hatte, auch wenn ich noch nicht wußte, was es war. Stundenlang hatten die Beeinflußten sich nicht um uns gekümmert; nun hatten sie den Turm verlassen und würden uns nicht mehr entkommen lassen.
    Sicher, sie standen noch nicht in unserem Rücken. Wir hätten fortlaufen können und wären wahrscheinlich sogar schneller gewesen als die Beeinflußten, aber es hätte nichts geändert. Instinktiv spürte ich, daß sie uns diesmal nicht mehr unbehelligt würden ziehen lassen.
    »So tu doch was«, stieß Nemo fast flehentlich hervor. Er fingerte nervös an seiner Pistole herum. Außer seiner Kapitänsuniform erinnerte nichts mehr an ihm an den Mann, als den ich ihn bei unserer ersten Begegnung kennengelernt hatte, und dem die Legenden Menschenverachtung nachsagten. In gewisser Hinsicht stimmte das sogar. Nemo war lange Zeit vom Haß auf die Menschheit verblendet gewesen, aber trotz allem war er auch ein gerechter Mann.
    Die Menschen, die uns gegenüberstanden, waren nicht nur geistlose Sklaven des Shoggoten, sondern sie waren in erster Linie immer noch seine Männer. Menschen, die sich ihm angeschlossen hatten, weil sie seinen Traum von einer vereinten, friedlichen Welt teilten, die ihm vertraut hatten und ihm nun plötzlich ohne eigenes Verschulden als Feinde gegenüberstanden.
    Ich zweifelte nicht daran, daß er sie in Notwehr niederschießen würde, um sein eigenes Leben zu retten. Es ging nicht nur um uns beide, sondern vielleicht wieder einmal um das Schicksal der ganzen Welt, auch wenn es sich wie eine abgedroschene Phrase anhörte. Nemo befand sich zwischen den Fronten und in einem unlösbaren Gewissenskonflikt. Ich drückte seine Waffenhand herunter, bevor er noch größeres Unheil anrichten konnte.
    »Nicht auf diese Art«, sagte ich bestimmt. »Steck die Pistole weg.« Immer noch ließ ich die Beeinflußten, die den Kreis um uns immer mehr schlossen, nicht aus den Augen.
    Gleichzeitig tastete ich behutsam nach ihren Gedanken. Ich spürte, wie sich die Hypnose des Shoggoten meinen Bemühungen entgegenstellte. Verbissen kämpfte ich gegen den Widerstand an. Ihr seid frei! hämmerte ich wieder und wieder in die Gedanken der Menschen, spürte aber gleichzeitig, daß mein Befehl sie nicht erreichte. Dafür nahm ich eine andere Quelle unglaublich starker Magie wahr, die nichts mit der Hypnose zu tun hatte und aus dem Gebäude drang. Was auch immer dort drinnen vorging, es war noch nicht abgeschlossen.
    Nach einigen Sekunden gab ich den sinnlosen Kampf gegen den fremden Einfluß auf. Die Hypnose war zu stark; ich vergeudete lediglich meine Kraft.
    Der große Kreis um uns hatte sich mittlerweile geschlossen, und langsam traten die Besessenen näher. Ich steckte den Stockdegen in seine hölzerne Hülle, so daß er wieder wie ein harmloser Spazierstock aussah. Dann packte ich ihn am unteren Ende, um den massiven Knauf wie eine Keule einsetzen zu können.
    »Ins Gebäude«, raunte ich Nemo zu. Ohne eine Bestätigung abzuwarten, stürmte ich vor.
    Den ersten Beeinflußten rannte ich schlichtweg über den Haufen, noch bevor er meinen Plan erfaßte. Eine Hand packte meine Jacke und wirbelte mich herum. Im letzten Moment konnte ich mich unter dem sofort nachfolgenden Faustschlag ducken.
    Ein weiterer Schlag traf meine Brust und preßte mir die Luft aus den Lungen. Ich krümmte mich und kassierte einen saftigen Hieb in den Nacken. Im letzten Moment konnte ich den Kopf ein wenig zur Seite nehmen, so daß ich dem Schlag die ärgste Wucht nehmen konnte. Dennoch wallten für einige Sekunden nur noch dunkle Nebel vor meinen Augen.
    Halbblind
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