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Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume

Titel: Der Hexer - NR47 - Stadt der bösen Träume
Autoren: Verschiedene
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Hände an die Schläfen. Kraftlos taumelte ich zwei Schritte weit zurück, bevor ich den Halt verlor und in die Knie brach.
    Ich wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, bis die Schmerzen langsam nachließen, um dann von einem Moment zum anderen ganz zu verschwinden. Ich quälte mich wieder auf die Beine und kämpfte gegen das Zittern meiner Hände an.
    »Sei willkommen, Robert Craven«, vernahm ich eine lautlose, ungeheuer mächtige Stimme in meinem Geist. »Ich habe dich erwartet.«
    »Erwartet?« keuchte ich ungläubig. »Ein Befehl an deine Sklaven hätte gereicht, mich schon vor Stunden herzuschleifen. Komm schon, und töte mich. Das ist es doch, was du vorhast.«
    »Dich töten? Ja, du wirst sterben, aber zuvor wollte ich noch den Menschen kennenlernen, der uns solche Schwierigkeiten bereitet hat.«
    UNS!
    Er hatte uns gesagt, und es dauerte einen Augenblick, bis mir die Bedeutung dieses winzigen Wortes vollends zu Bewußtsein kam. Und selbst dann weigerte sich mein Verstand noch, sie völlig zu erfassen. Die einzelnen Mosaiksteinchen formten sich in meinem Geist zu einem Bild grenzenlosen Grauens. Howards völlige Erschöpfung, das lange Abwarten des Shoggoten, das Verhalten von Nemos Leuten vor dem Gebäude – mit einem Mal ergab alles einen Sinn, von dem ich mir wünschte, ihn niemals erkannt zu haben.
    Ich hätte wahnsinnig werden, vor Entsetzen den Verstand verlieren müssen, aber nichts dergleichen geschah. Ich fühlte nur eine endlose Leere, war innerlich wie tot. Der Schock war zu groß, ihn zu bewältigen, und mein Gehirn reagierte in instinktivem Selbstschutz auf die einzig mögliche Art: Es weigerte sich, das ganze Ausmaß des Schreckens zu begreifen.
    Ich stieß ein schrilles, unechtes, Lachen aus, in dem sich meine ganze Hilflosigkeit artikulierte. Ich hatte das Gefühl, ein anderer hätte die Kontrolle über meinen Körper übernommen und mich zum bloßen Zuschauer degradiert. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich bei meinem mißglückten magischen Angriff ums Leben gekommen wäre. Viel hatte nicht gefehlt, und daß ich meine stümperhafte Attacke überlebt hatte, war nichts weiter als eine Spielerei des Wesens, gegen das ich zu kämpfen mir eingebildet hatte.
    Auch wenn meine Kraft um ein Tausendfaches stärker gewesen wäre, hätte ich nicht den Hauch einer Chance gehabt, diesen Kampf zu gewinnen.
    Den Kampf gegen einen der GROSSEN ALTEN!
    »Du bist...« Ich brachte es nicht über mich, den Namen auszusprechen.
    Ein abgrundtief böses Lachen dröhnte in meinem Geist.
    »Ich bin der Herr des Onyxschlosses, in dem du dich befindest. Die-Bestie-mit-den-tausend-Armen. NYARLATHOTEP! Keine Macht im Universum kann das bannen, was niemals besiegt wurde. Die Kraft eines einfachen Menschen hat ausgereicht, die Grenzen der Zeit niederzureißen und den Bann der SIEGEL DER MACHT erlöschen zu lassen. Ein einziger, letzter Schritt fehlt noch, diesen Körper endgültig zum Leben zu erwecken.«
    Ich wußte, was er meinte. Der Körper des Drachen war nichts weiter als eine Inkarnation. Um die Beschwörung zu vervollkommnen, bedurfte es eines Blutopfers. Nyarlathotep hätte jeden von Nemos Leuten nehmen können, aber er wollte seinen Triumph damit krönen, durch den Tod des Mannes, der sich als seinen größten Feind bezeichnete, ins Leben zurückzukehren.
    Ein wahnsinniger Plan reifte in mir heran. Die Erfolgsaussichten meines Unternehmens waren in Zahlen nicht mehr auszudrücken, aber es war die einzige Chance, die mir noch blieb. Hätte ich Zeit gehabt, darüber nachzudenken, hätte ich tausend und mehr Gründe gefunden, die Klinge des Stockdegens lieber gegen mich selbst zu richten, aber ich dachte in diesem Augenblick nicht, sondern handelte rein instinktiv.
    Blitzschnell sprang ich vor.
    Der GROSSE ALTE erkannte meinen Plan einen Sekundenbruchteil zu spät. Nicht einmal er hatte den äonenlangen Schlaf völlig ohne Folgen überstanden, und allein deshalb überlebte ich die nächste Sekunde.
    Mit einem Schlag kam Leben in den reglosen Shoggoten. Mehr als ein Dutzend Tentakeln peitschten auf mich zu. Ich durchtrennte sie mit dem Stockdegen und stieß die Klinge gleichzeitig vor.
    Nicht gegen den Shoggoten, sondern an ihm vorbei in Richtung des drachenartigen Monstrums.
    Der Gedankenbefehl des GROSSEN ALTEN schnitt wie ein glühender Draht durch mein Gehirn. Einen entsetzlich langen Sekundenbruchteil versank die Welt um mich herum hinter einem Vorhang aus brennendem Schmerz. Düstere Schattenarme
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