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Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans

Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans

Titel: Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans
Autoren: Verschiedene
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Verlies handelte, so überraschte mich sein Inneres doch – die Wände waren mit schweren (roten) Samtvorhängen behangen, auf dem Boden lagen kostbare (rote) Teppiche, und der unvermeidliche Diwan (na – welche Farbe hatte er wohl?) war groß genug, einer ganzen Kompanie Kosaken als Schlafstatt zu dienen.
    Aber irgendwie paßte diese Verschwendung zu dem Mann, der diese Burg bewohnte. Nizar schien mir ganz der Typ Mann zu sein, der auch noch goldene Klobrillen als gewöhnlich bezeichnet hätte, solange sie nicht mit eingelegten Diamanten – beziehungsweise Rubinen – verziert waren.
    Ali hatte sich endlich fertig angezogen und gab mir durch ein dezentes Räuspern zu verstehen, daß ich ihn jetzt wieder wahrnehmen durfte.
    »Allah sei Dank, daß ich dich gesund wiedersehe, Giaur!« sagte er, als ich mich zu ihm herumdrehte. »Jetzt erzähle – wie ist es dir ergangen? Wie hast du es geschafft, aus Nizars Kerker zu entfliehen, und wieso hast du dir so viel Zeit gelassen, hierher zu kommen, während ich um mein Leben kämpfte?«
    Ich schüttelte den Kopf über so viel Unverfrorenheit, verbiß mir im letzten Moment die Bemerkung, daß ich eine sehr bestimmte Vorstellung davon hatte, auf welche Weise er die letzten beiden Stunden um sein Leben gekämpft hatte, und begann so sachlich wie möglich zu erzählen. Nicht alles natürlich – aber Alis Gesichtsausdruck verdüsterte sich auch bei der Hälfte dessen, was er hörte, schon zur Genüge.
    »Die Schwarze Stadt«, murmelte er. »So gibt es sie also wirklich.« Er schüttelte den Kopf. »Giaur, du mußt ein Lieblingskind deines heidnischen Gottes sein, daß du noch lebst. Niemand ist bisher lebend aus der Schwarzen Stadt zurückgekehrt.«
    »Und wieso weißt du dann von ihrer Existenz?« fragte ich ruhig.
    Ali blinzelte, suchte einen Moment nach einer passenden Antwort und beschloß dann, die Frage zu ignorieren.
    »Also sind Nizars Todeskrieger vernichtet«, murmelte er.
    »Und deine Männer auf dem Wege hierher«, fügte ich hinzu.
    Ali lächelte, aber nur ganz flüchtig, starrte einen Moment zu Boden und seufzte hörbar. »Der Weg von unserem Wadi hierher ist weit«, sagte er. »Sie werden bis zum morgigen Tage brauchen, herzukommen. Und so lange, fürchte ich, können wir kaum warten. Nizar ist ein mächtiger Magier. Auch er allein ist gefährlich.«
    »Du denkst an Letitia«, vermutete ich.
    Ali nickte. »O ja, Giaur. Du wirst es nicht verstehen, doch ich leide Höllenqualen, seit ich sie das erste Mal sah. Mein Herz steht in Flammen. Ich werde nie wieder eine andere Frau anblicken können.«
    Statt einer Antwort musterte ich nachdenklich den Diwan. Seine Kissen und Decken waren in einem Zustand, daß ich das Zimmermädchen fristlos gefeuert hätte, wäre dies mein Haus gewesen.
    »Ich mußte gute Miene zum bösen Spiel machen«, verteidigte sich Ali, als er meinen Blick bemerkte. »Glaube mir, Giaur, ich habe Höllenqualen durchlitten in den letzten Stunden. Nur der Gedanken an Letitia hat mir die Kraft gegeben, sie durchzustehen.«
    Er tat mir wirklich von Herzen leid. »Suchen wir Letitia«, sagte ich knapp.
    »Und wo?« Ali seufzte. »Hast du eine Vorstellung davon, wie groß diese Festung ist, Giaur?«
    »Nein«, antwortete ich finster. »Aber ich hatte eine ungefähre Vorstellung davon, wie ich sie finden wollte.«
    Ich sprach nicht weiter, sondern blickte finster auf den verkrümmt daliegenden Leichnam Dschakids herab. Ali lächelte kalt, und abermals fragte ich mich, ob ich in der Wahl meiner Freunde nicht ein wenig zu vorschnell gewesen war.
    Ohne ein weiteres Wort verließen wir die Zelle. Auf dem Gang lagen die verschmorten Überreste lederner Rüstungen, dazwischen funkelte mattes Eisen. Ali bückte sich, klaubte zwei rostige Krummsäbel vom Boden auf und warf mir mit einem knappen: »Fang!« einen davon zu.
    Ganz instinktiv gehorchte ich und fing die Waffe auf, wenngleich ich mich alles andere als wohl dabei fühlte. In der Hand eines Mannes, der damit umzugehen verstand, mochten diese langen, gebogenen Säbel mit ihren rasiermesserscharfen Klingen eine fürchterliche Waffe sein. Ich würde mir allerhöchstens selbst ein paar Zehen damit abschneiden. Nein – da verließ ich mich schon lieber auf meinen guten alten Degen. Ich schleuderte die Waffe wieder davon, kassierte einen halb verwunderten, halb zornigen Blick Alis und folgte ihm. Dschakids Fackel vertrieb die Dunkelheit aus unserer Umgebung.
    Wir verloren nicht die Orientierung, denn wir
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