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Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans

Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans

Titel: Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans
Autoren: Verschiedene
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hatten ja nie eine gehabt. Wir taten einfach das, was in unserer Situation noch einen Sinn machte – wir folgten dem Gang und schlugen, wenn wir an Treppen oder schräge Rampen kamen, von denen es eine erstaunliche große Anzahl gab, prinzipiell die Richtung ein, in der Nizar und Letitia sein mußten – nach oben.
    Es mochte vielleicht eine Viertelstunde vergangen sein, bis sich die Dunkelheit vor uns abermals aufhellte. Diesmal war es nicht das Licht von Fackeln, sondern der blutige Schein von Nizars Rubinen.
    Ali gebot mir mit einer Geste, stehenzubleiben, senkte seine Fackel, so daß er mit dem Körper ihren Lichtschein abschirmte, und lauschte einen Moment mit geschlossenen Augen.
    Dann rannte er los, wie von Furien gehetzt.
    Ich folgte ihm dichtauf, wenn auch mehr aus dem Grund, ihn von einer neuerlichen Unüberlegtheit abzuhalten. Nach wenigen Dutzend Schritten schon erreichten wir ein prachtvolles, edelsteinbesetztes Tor, und nun hörte auch ich spitze, panikerfüllte Schreie...
    Letitia!
    Ali zerrte an der Klinke, doch sie war verschlossen. Wütend trat er zurück, nahm Anlauf und warf sich mit aller Kraft gegen die Tür.
    Zu meiner Überraschung sprang sie tatsächlich auf, obgleich sie massiv genug schien, dem Ansturm eines wütenden Elefantenbullen standzuhalten. Wir gelangten in ein großes, rot verkleidetes Zimmer, das von einem riesigen Diwan beherrscht wurde, auf dem Nizar wie eine fette Kröte saß. Neben dem gewaltigen Thron erhob sich eine gut zwei Yards hohe Bronzestatue, die einen Mann mit einem skelettierten Schädel zeigte. Sie fiel mir sofort auf – es war das einzige Ding hier im Raum, das nicht rot war.
    Nizar warf uns nur einen kurzen, verärgerten Blick zu und wandte dann seine Aufmerksamkeit wieder auf die uns gegenüberliegende Seite des Zimmers, wo Letitia auf dem Boden hockte, auf die gleiche, äußerst knappe Weise bekleidet wie Ali vorhin; nur daß sie nicht einmal einen Turban trug. Ihr Gesicht war hektisch gerötet. Ihr Atem ging schnell. Neben ihr hockte eine gewaltige, fast menschengroße Raubkatze, die sich mit einem zufriedenen Schnurren die Pfoten leckte.
    »Nizar!« schrie Ali mit überschnappender Stimme.
    Nizar schenkte ihm einen Blick, den man nur noch mit dem Wort gelangweilt bezeichnen konnte, und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Letitia und der Raubkatze zu. Im Gegensatz zu dem Magier hatte Letitia unser Eindringen nicht einmal bemerkt. Sie starrte gebannt auf die riesige Raubkatze, und in ihrem Blick spiegelte sich eine sonderbare Mischung aus Erschrecken, Furcht und überraschter Zufriedenheit.
    »Nun, mein Täubchen«, sagte Nizar, »kommst du nun zu mir auf den Diwan? Oder muß ich dich zwingen?«
    Letitia starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Raubkatze, dann auf Nizar. Sekundenlang kämpfte sie sichtlich mit sich, streifte dann Nizar mit einen neuerlichen, ekelerfüllten Blick und schüttelte heftig den Kopf.
    »Niemals, du Ungeheuer!«
    »Nizar!« brüllte Ali.
    Nizar seufzte, drehte den Kopf in den Fettwülsten herum, die er für einen Hals halten mochte, und gähnte ungeniert. »Ah, mein Freund Ali, der Narr. Und der Zauberer aus Inglistan«, sagte er in einem Ton, als erblicke er uns jetzt das erste Mal. »Seid ihr gekommen, um zuzusehen?« Er grinste anzüglich. »Nur keine Hemmungen, meine Freunde. Es macht mir nichts aus. Und der Rose aus Inglistan sicherlich auch nicht.«
    Ali wollte auffahren, aber ich trat mit einem raschen Schritt neben ihn und brachte ihn mit einer Geste zum Verstummen. »Gib auf, Nizar«, sagte ich ruhig. »Du hast verloren. Dschakid ist tot. Deine Dämonenkrieger sind vernichtet, zwei deiner drei Rubinfrauen ebenso. Du hast keine Chance mehr. Gib auf, und ich schenke dir dein Leben.«
    »Ich nicht«, murmelte Ali, wohlweislich aber so leise, daß Nizar die Worte nicht hören konnte.
    Aber meine Drohung schien Nizar auch nicht sonderlich zu beeindrucken. »Das werden wir sehen«, sagte er kichernd. Und mit diesen Worten hob er gebieterisch die Hand.
    Irgend etwas geschah, das ich nicht richtig beschreiben konnte – es war wie ein rasches, rotes Zucken der Wirklichkeit, als verschöben sich die Dinge ein ganz kleines bißchen in die Richtung, in der die Alpträume und der Wahnsinn zu Hause waren.
    Und die gewaltige Bronzestatue hinter Nizar setzte sich wie eine von dämonischem Leben erfüllte Maschine in Bewegung.
    Ali schrie auf, packte seinen Säbel mit beiden Händen und spreizte die Beine, um dem Ansturm des Ungeheuers
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