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Der Hexer - NR34 - Stirb Hexer

Der Hexer - NR34 - Stirb Hexer

Titel: Der Hexer - NR34 - Stirb Hexer
Autoren: Verschiedene
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wollte.
    Gray stand etwas schwerfällig auf und blätterte nachdenklich in seinen Akten. Sein Gesicht war wie aus Stein. »Hohes Gericht«, begann er. »Ich will dem Staatsanwalt nicht Unwahrheit vorwerfen, doch erscheint mir seine Anklage... ein wenig seltsam. Ich kenne meinen Mandanten seit mehreren Jahren und vertrat davor schon die Geschäfte seines Vaters. Robert Craven ist mir immer als wohlerzogener junger Mann erschienen, der Recht und Ordnung ohne jede Einschränkung akzeptiert, ja im Gegenteil ein vehementer Verfechter dieser beiden Grundpfeiler unserer Gesellschaftsordnung ist. Ich halte ihn gar nicht für fähig, einen Mord zu begehen. In diesem Lande wird kein Bürger allein deswegen schuldig gesprochen, weil er einem jungen Mädchen helfen will, das von einem Unhold angegriffen wird, oder weil mißliebige Leute eine fremde Leiche in seinem Garten vergraben. Das kann jedem von uns passieren, sogar dem Staatsanwalt.«
    Gray setzte bei dieser Bemerkung ein Lächeln auf, das humorvoll wirken sollte. Mir jagte es jedoch einen Schauer über den Rücken. Obwohl er eigentlich recht gut begonnen hatte, zog ich unwillkürlich die Schulter ein und wartete auf den Schlag, der mich unweigerlich treffen würde.
    Doch vorerst zerpflückte Gray die Argumente des Staatsanwaltes in einer Weise, daß dieser rot anlief. Wenn auch nicht vor Wut, sondern allerhöchstem vor Scham über seinen Kollegen. War Gray verrückt geworden?
    »Ein einziger Mann wird von der Anklage als Zeuge vorgebracht«, fuhr er fort. »Er soll meinen Mandanten bei dem Mord beobachtet haben. Sehen Sie sich doch dieses Individuum an. Inspektor Cohen nennt ihn einen freien Mitarbeiter des Scotland Yards. Ich bezeichne so etwas als einen Polizeispitzel übelster Sorte, bereit, jeden zu verraten, wenn er nur gut bezahlt wird. Ich stelle in den Raum, daß dieser Mann eine ungesetzliche Tat vollführte und dabei von dem jungen Beamten ertappt wurde. Ist es nicht möglich, daß er Peabody ermordet hat und nun die Schuld meinem Mandanten in die Schuhe schieben will?«
    »Das ist ja lächerlich«, sagte Cohen.
    »Genau«, fügte der Richter hinzu.
    »Ebendies«, bemerkte Ruthel.
    »Vielleicht war es Cohen auch selbst«, schlug Gray vor. »Es ist bekannt, daß Peabody und er nicht zum ersten Male gewisse Differenzen hatten. Und Inspektor Cohen ist als gewalttätiger Mensch aktenkundig. Mein Mandant wurde von seinen Mitarbeitern während der Verhaftung mißhandelt.«
    Im Saal entstand ein Tumult, der Gray daran hinderte, weiterzusprechen. Der Richter trommelte mit seinem Hammer auf den Tisch und schrie, daß Gray gefälligst sachliche Argumente vorbringen sollte, anstatt einen unbescholtenen Bürger schlimmster Verbrechen zu beschuldigen.
    Cohen sagte gar nichts, sondern starrte Gray nur mit offenem Mund an.
    »Doktor Gray, ich flehe Sie an – hören Sie auf!« stöhnte ich.
    Gray lächelte, wandte sich wieder an den Richter und fuhr unbeeindruckt fort: »Gut. Gestehen wir dem Informanten des Inspektors zu, daß er Peabody nicht ermordet hat, und unterstellen wir auch Cohen, daß er es nicht war. Dies ist jedoch noch lange kein Beweis dafür, daß mein Mandant der Mörder sein muß. Ich weiß zum Beispiel, daß der Inspektor ein persönlicher Feind meines Mandanten ist. Trotzdem will ich ihm nicht vorwerfen, in dieser Situation billige Rache zu suchen. Doch ich bin der festen Überzeugung, daß die Polizei – und hier vor allem Inspektor Cohen – meinen Mandanten als Täter sehen wollen!«
    Diesmal war selbst der Richter nicht imstande, den entstehenden Tumult zu unterbinden. Die zuschauenden Polizisten stießen grelle Pfiffe aus, manche auch unfeinere Dinge, und mehr als eine Faust wurde gegen Gray geschüttelt. Selbst unter den Schöffen trat erhebliche Unruhe ein, und als der Hammer des Richters zuletzt doch den Lärm zu übertönen begann, tuschelten die meisten Männer noch eifrig miteinander.
    »Hohes Gericht, Eure Lordschaft. Der Vorwurf des Verteidigers ist derart schwerwiegend, daß ich mich gezwungen sehen, selbst darauf zu antworten«, rief Cohen plötzlich. Sein Gesicht war kalkweiß geworden, aber seine Augen sprühten vor Wut, als er nach vorne kam und Gray mit äußerster Abscheu musterte.
    »Bitte, Inspektor«, sagte Darender.
    Cohen nickte wütend, stapfte in den Zeugenstand und begann, ohne sich zu setzen. »Es stimmt, ich bin kein Freund des Angeklagten, Hohes Gericht. Doch dies hat keine privaten, sondern dienstliche Gründe. Schon
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