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Der Hexer - NR34 - Stirb Hexer

Der Hexer - NR34 - Stirb Hexer

Titel: Der Hexer - NR34 - Stirb Hexer
Autoren: Verschiedene
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Weise von dem Geschehen beeindruckt, sondern wirkte kalt und irgendwie fremd. Auch als Gray zurückkam, konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, eine leblose Puppe vor mir zu sehen. Das Gesicht des Lordoberrichters wirkte wie aus glattem, grauem Stein gehauen, und seine Augen überblickten uninteressiert und gläsern die Szene.
    Gray setzte sich, ohne mich anzuschauen, auf den für ihn reservierten Platz und ließ sich von einem Gerichtsdiener die Akten reichen.
    Der Richter stimmte unterdessen den üblichen Sermon an, der im Namen der Königin Gerechtigkeit versprach. Ich übersah ganz, daß sich die Anwesenden erhoben hatten, und wurde von Jenkins und Tailworthern rüde hochgezerrt. Langsam begann ich die beiden zu hassen – und alle anderen dazu. Das hier war keine Gerichtsverhandlung – es war ein Witz. Aber kein sehr guter.
    »Du solltest deine Lage durch provokante Mißachtung des Gerichtes nicht noch schlimmer machen«, raunte mir Gray zu. Seine Stimme hörte sich jetzt ebenfalls so seltsam metallisch an, daß sich meine Haare aufstellten. Was war hier los? dachte ich entsetzt. Warum tat Gray, als wäre diese Farce das Normalste der Welt?! »Doktor«, stammelte ich, »was –«
    »Angeklagter, Ruhe!« herrschte mich der Richter an. Abermals schlug er mit seinem Hammer kräftig auf den Tisch. Die Schläge hallten dumpf in meinem Schädel wider. Für einen Moment verlor ich vollends die Beziehung zur Wirklichkeit, und für einen noch kürzeren, hysterischen Augenblick war ich hundertprozentig davon überzeugt, gleich die Augen aufzuschlagen und festzustellen, daß dies alles nichts als ein weiterer Alptraum war.
    Aber wenn es so war, wachte ich nicht auf.
    Als ich wieder soweit war, daß ich die auf der Richterbank gesprochenen Worte verstehen konnte, war der Staatsanwalt bereits dabei, seine Anklage zu verlesen.
    Aber eigentlich war es keine Anklageschrift, sondern ein Pamphlet, das lächerlich gewirkt hätte, wäre der Name Robert Craven darin nicht so oft vorgekommen. Ruthel stellte mich als einen derartigen Unhold hin, daß selbst eine Kreatur wie Necron lauteres Gold dagegen gewesen wäre.
    Ich hatte selten einen größeren Unsinn gehört.
    Das Dumme war nur, daß ich der einzige zu sein schien, der ihn nicht glaubte.
    Außer Cohen, heißt das. Von allen hier – Gray eingeschlossen – war er der einzige, auf dessen Gesicht sich die gleiche Mischung aus Unglauben und Verwirrung spiegelte, wie auch ich sie spürte. Immer öfter blickte er den Richter und Ruthel an, und jedesmal wurde sein Stirnrunzeln ein wenig tiefer. Aber er schwieg beharrlich.
    Ebenso wie mein Anwalt. Ich hätte es Gray nach allem, was geschehen war, nicht verübelt, wenn er erst gar nicht erschienen wäre; aber die Kälte, die er nun an den Tag legte, verstand ich nicht mehr. Er verfolgte die Tiraden des Staatsanwaltes, ohne sich auch nur ein einziges Mal die Mühe zu machen, dem Wortschwall ein Ende zu bereiten, sondern lehnte sich nur gemächlich in seinen Sitz zurück und brachte einige Notizen zu Papier. Seine Miene wirkte dabei etwa so engagiert wie die eines Katzenzüchters, den es auf die Jahresversammlung des britischen Doggenzuchtvereines verschlagen hat.
    Der Richter sah im übrigen genauso aus. Auch bei einigen Schöffen glaubte ich diese Interesselosigkeit zu sehen, mußte mich allerdings korrigieren, als einer der von mir beobachteten Schöffen einen Zwischenruf einbrachte.
    »Warum wurde der Angeklagte nicht in Haft genommen, als er das Mädchen ermordete? Ein vielversprechender Beamter unserer Polizei könnte noch leben, wenn die Staatsanwaltschaft den Angeklagten damals nicht mit Samthandschuhen angefaßt hätte!«
    Ich korrigierte mein vielleicht vorschnell gefaßtes Urteil abermals. Die Männer waren bei weitem nicht so interesselos, wie ich geglaubt hatte. Ihr Desinteresse beschränkte sich nur auf die Teile der Anklage, die nicht zu deutlich gegen mich sprachen...
    Im Gegenteil, sie gaben sich alle Mühe, mich an den Galgen zu reden.
    Der Staatsanwalt hatte leichtes Spiel, seine Anklage vorzubringen. Seine Beweispunkte waren teilweise so hanebüchen, daß sie ein Kind hätte widerlegen können.
    Leider war Gray kein Kind mehr...
    Als sich der Staatsanwalt setzte, konnte ich mein Urteil in den Gesichtern der Schöffen bereits ablesen. Gray hätte ein Wundermann sein müssen, um noch eine Wendung zu meinen Gunsten herbeizuführen. Und ganz allmählich begann ich daran zu zweifeln, ob er es überhaupt
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