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Der Hexer - NR32 - Der Koloss von New York

Der Hexer - NR32 - Der Koloss von New York

Titel: Der Hexer - NR32 - Der Koloss von New York
Autoren: Verschiedene
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Hinterkopf!«
    Tatsächlich blieb die Gestalt stehen, und ihr Zögern gab O’Connelly ein bißchen von seinem verlorenen Mut zurück. Er streckte kampflustig das Kinn vor, wedelte drohend mit seinem Sandsack und trat seinerseits einen Schritt auf den Einbrecher zu.
    Eine Sekunde später entrang sich ein keuchender, halberstickter Laut seiner Brust, und eine weitere Sekunde später begann O’Connelly ernsthaft an seinem Verstand zu zweifeln.
    Es war kein Einbrecher, sondern allerhöchstens eine -rin, denn die Gestalt war eine Frau. Eine zwei Meter große, in eine Art hellgrüne Toga gekleidete Frau, auf deren Kopf der lächerlichste Hut saß, den O’Connelly jemals gesehen hatte – ein Kranz aus dreieckigen Spitzen, wie ein höchst albern symbolisierter Strahlenkranz. In der rechten Hand trug sie etwas, das eine Fackel darstellen mochte – einen kurzen Stiel, darüber gewundene Flammen, die aber bestimmt nicht brannten, denn sie waren aus Kupfer.
    Genau wie das Kleid der Frau.
    Oder ihr seltsamer Hut.
    Und sie selbst.
    O’Connelly keuchte. In das lähmende Entsetzen, das sich in ihm breit gemacht hatte, mischte sich Angst, dann allesverdrängende Panik, als er begriff, was er da sah. Er stand einer Frau aus Metall gegenüber!
    Und die bewegte sich...
    O’Connelly erwachte endgültig aus seiner Erstarrung, mit einem gellenden, in der Kehle schmerzenden Schrei. Er fuhr herum, hieb noch in der Drehung mit seinem Sandsack nach der kupfernen Frau und registrierte mit dem kleinen, klar gebliebenen Teil seines Denkens, daß der Sack platzte und sein Inhalt in alle Richtungen davonspritzte. Gleichzeitig versuchte er mit einem verzweifelten Satz von der Schreckensgestalt davonzuspringen.
    Es blieb bei dem Versuch.
    Eine unmenschlich starke Hand aus hellgrün angelaufenem Kupfer griff nach seiner Schulter und hielt sie fest. O’Connelly kreischte, viel mehr vor Schrecken und Angst als vor Schmerz, obwohl er spürte, daß der Griff der Metallhand sein Schlüsselbein brach. Er wurde herumgewirbelt, prallte gegen einen Kistenstapel und stürzte schwer zu Boden. Seine rechte Schulter war gelähmt, der Arm taub und nutzlos. Verzweifelt versuchte er vor dem entsetzlichen Ding davonzukriechen, aber selbst wenn die Kisten nicht hinter ihm gewesen wären, wäre er nicht schnell genug gewesen.
    Die Metallfrau beugte sich über ihn, zog ihn ohne spürbare Anstrengung auf die Füße. O’Connelly begann mit seiner unverletzten Hand auf das Gesicht der unmöglichen Gestalt einzuschlagen, erreichte aber damit nur, daß seine Knöchel aufplatzten. Das Blut auf dem bleichen Gesicht der Frau war sein eigenes. Und sie reagierte auch nicht auf seine Hiebe, sondern starrte ihn aus ihren kalten, kupfernen Augen an. O’Connelly sah keine Spur von Bosheit oder Haß in ihrem Blick, aber er sah auch kein anderes Gefühl darin. Die Metallfrau betrachtete ihn mit einer Art kühlem, wissenschaftlichem Interesse. So wie ein Mensch einen interessanten Käfer betrachten mochte.
    Und in ihrem Blick war auch nicht die mindeste Regung zu erkennen, als sie die Fackel hob, die sie in der anderen Hand trug, und sie O’Connellys Gesicht näherte.
    Und plötzlich begriff O’Connelly, daß er sich zumindest in einem Punkt geirrt hatte: Als er glaubte, die Flamme aus Kupfer könne nicht brennen...

    * * *

    Zurück in der Wirklichkeit, kam sie mir beinahe unwirklicher vor als der Alptraum, der die letzten Wochen und Monate meines Lebens bestimmt hatte. Ich fühlte mich verloren, wie ein hilfloser Gefangener in einer Welt, die zu bunt und zu laut, zu hektisch und zu schillernd war, um wirklich real sein zu können, zwischen Menschen gepfercht, die das rechte Maß der Dinge verloren hatten und dabei waren, sich in einem pulsierenden, überschäumenden Leben selbst aufzuzehren.
    Vom Fenster meiner Hotelsuite aus konnte ich die Straße aus großer Höhe überblicken: die Menschen waren nicht mehr als winzige Ameisen, die mit ruckhaften Bewegungen auf den Gehsteigen und zwischen den Droschken und Fuhrwerken hin und her eilten. Was unten auf der Straße den Anschein von geregeltem Verkehr erwecken mochte, war aus der Höhe des fünfzehnten Stockwerkes betrachtet ein einziges Chaos. Die Hochhäuser, die das Stadtbild New Yorks in diesem Viertel bestimmten, erschienen mir wie finstere, ins Absurde vergrößerte Grabsteine, in denen das Leben erstarren mußte.
    Nein, dachte ich, ich befand mich nicht unbedingt in einer sonderlich frohen Gemütsverfassung – was
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