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Der Hexer - NR32 - Der Koloss von New York

Der Hexer - NR32 - Der Koloss von New York

Titel: Der Hexer - NR32 - Der Koloss von New York
Autoren: Verschiedene
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draufgelegt hatte, um auch ihr Stillschweigen zu erkaufen, erst recht.
    Leise schloß ich die Tür, durchquerte mein Zimmer und trat auf den Flur hinaus. Die vornehme Ruhe teurer Hotels nahm mich in Empfang, als ich mich der Treppe näherte, und ein livrierter Diener huschte in eine Wandnische und versuchte, unsichtbar zu werden. Ich nickte ihm freundlich zu und bekam ein verlegenes Grinsen zur Antwort. Der Mann stand wie Mrs. Peddigrew weitaus mehr in meinen Diensten als in dem des Hotels. Wenn man es genau bedachte, hatte ich ohnehin so ungefähr das halbe Hotel gekauft. Die Summe, die ich ausgegeben hatte, um Leute zu bestechen und mir ihr Stillschweigen zu erkaufen, war schon nicht mehr lustig. Aber ich wollte verhindern, daß man anfing, sich in der Stadt Gedanken über einen sonderbaren jungen Mann mit einer noch sonderbareren weißen Haarsträhne zu machen, der zusammen mit einem geistesgestörten Mädchen in einem der teuersten Hotels der Stadt wohnte. So hatte ich kurzerhand die ganze Etage gemietet und jedem, der mich auch nur fragend ansah, das Maul gestopft. Mit Geld. Wenigstens versuchte ich mir einzureden, daß es mir gelungen war.
    Ich versuchte, an erfreulichere Dinge zu denken, und lief die Treppe hinunter, so schnell es gerade noch ging, ohne Aufsehen zu erregen. Ich war halbwegs außer Atem, als ich im Foyer anlangte; trotzdem fuhr ich, nachdem ich mich einen Moment lang vergeblich umgesehen hatte, noch einmal herum, lief ein paar Schritte die Treppe hinauf und hielt von dieser erhöhten Position aus Ausschau nach Howard und Rowlf.
    Keine Spur – natürlich nicht. Es waren noch gute zwanzig Minuten bis zum vereinbarten Zeitpunkt, und H.P. war einer der pünktlichsten Menschen, die ich kannte. Wenigstens war er es bis zu diesem Zeitpunkt gewesen. Denn ich hatte den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht, da wurde die Eingangstür unsanft aufgestoßen, und ein als Mensch verkleideter Grizzlybär mit rotem Haar polterte herein, einen völlig konsternierten Türsteher am Kragen gepackt und vor sich hertragend.
    »Watt heiß hier, so kommsste nich rein, Freundchn?« grölte eine mir wohlbekannte Stimme. »Wir sind verabredet, mit eim von euren piekfeinen Gasten, wa! Und du wirst mir nich erzählen, dasse –
    »Rowlf!« Mein Schrei war so laut, daß für eine Sekunde jedermann in der Halle die Luft anzuhalten schien. Dutzende von Augen richteten sich auf mich, und mehr als eine Stirn legte sich mißbilligend in Falten, daß ich es gewagt hatte, die heilige Ruhe dieser Hallen zu stören. Soviel zum Thema Unauffälligkeit.
    Aber das war mir egal, im Moment zumindest, und eine Sekunde später richtete sich die allgemeine Aufmerksamkeit auch wieder auf Rowlf, der meinen Schrei mit einem mindestens dreimal so lauten »Bob! Ich wird nich mehr!« beantwortete und mit Riesenschritten auf mich zuzulaufen begann.
    Den unglückseligen Portier schien er dabei völlig vergessen zu haben, denn er schleifte ihn einfach mit sich, seine keuchenden Protestlaute ignorierend. Erst als er den Fuß der Treppe erreicht hatte, ließ er ihn los – er landete prompt auf dem Hinterteil und blieb vollkommen verwirrt sitzen. Eine Sekunde später lagen Rowlf und ich uns in den Armen, drückten und quetschten uns und schlugen uns lachend vor Freude auf die Schultern. Rowlf war gnädig genug, mir dabei nicht mehr als drei Rippen zu prellen.
    »Mein Gott, Rowlf, daß du da bist«, keuchte ich atemlos vor Freude, als er mich endlich wieder losließ. »Ich... ich hatte schon kaum mehr damit gerechnet, dich noch einmal zu sehen!«
    Rowlf brabbelte eine Antwort, die ich in meiner Aufregung gar nicht verstand. Aber er schien mindestens ebenso erfreut zu sein wie ich, denn er schlug mir abermals auf die Schultern, daß ich ächzend in die Knie ging, und machte schon wieder Anstalten, mich zu umarmen. Diesmal wich ich seinem Griff aus. »Wo ist Howard?« fragte ich aufgeregt. »Warum kommt er nicht herein? Wo –
    Ich sprach nicht weiter. Plötzlich war etwas in Rowlfs Blick, das meine Freude so abrupt abkühlte wie ein Eimer Eiswasser. Er lächelte noch immer, aber in seinen Augen stand ein dumpfer Schmerz, den er nicht vollends unterdrücken konnte.
    »Was... ist geschehen?« murmelte ich. »Wo ist Howard, Rowlf? Ist er hier? Lebt er? Ist er gesund?« Und plötzlich fiel mir noch mehr auf – ich hatte Rowlf eigentlich niemals gut oder gar elegant gekleidet erlebt, so daß es mir im ersten Moment nicht einmal aufgefallen war, aber jetzt
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