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Der Hexer - NR32 - Der Koloss von New York

Der Hexer - NR32 - Der Koloss von New York

Titel: Der Hexer - NR32 - Der Koloss von New York
Autoren: Verschiedene
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konnte ich den Portier beinahe verstehen, der ihm den Eintritt verwehrt hatte.
    Zu sagen, daß er in Lumpen gekleidet war, wäre geschmeichelt gewesen. Die Kleider, die er trug, waren nur noch Fetzen, und sie starrten vor Schmutz. Sein Gesicht war noch immer das breite, gutmütige Bulldoggengesicht Rowlfs, aber er schien um zehn Jahre gealtert, und unter seinen Augen lagen schwarze Tränensäcke. Seine Hände waren rissig geworden. Ein schmuddeliger Verband zog sich um sein linkes Handgelenk.
    »Was ist passiert?« fragte ich noch einmal.
    Rowlf versuchte zu grinsen. »Siehst doch«, antwortete er. »’s geht uns nich besonders gut im Moment.« Er lachte, aber jetzt wirkte es eindeutig bitter. »Deine feinen Pinkel wollten uns ja nichma in ihr sauberes Hotel lassen.«
    Ich wollte antworten, aber ich kam nicht dazu, denn in diesem Moment zupfte mich jemand sanft am Ärmel, und hinter mir erscholl jenes unnachahmliche Räuspern, zu dem nur Oberkellner in besonders teuren Restaurants oder Hotelangestellte der höheren Preisklasse fähig waren.
    Im Moment war es der Direktor des Hilton-Hotels selbst, der hinter mir Aufstellung genommen hatte und mich eindeutig mißbilligend ansah. Die Blicke, mit denen er Rowlf maß, wollte ich zu seinen Gunsten lieber nicht deuten.
    »Sir«, sagte er. »Gehört dieses – Er blickte zu Rowlf hoch und sträubte kampflustig seinen Schnauzbart, » dieses Individuum zu Ihren Bekannten?«
    »Äh?« fragte Rowlf.
    »Er ist ein Freund von mir, ja«, sagte ich hastig, um mein Budget nicht auch noch mit den Kosten für einen Schönheitschirurgen belasten zu müssen. »Ich bitte Sie, stören Sie sich nicht an seinem etwas sonderbaren Aussehen. Er –
    »Mister Craven«, unterbrach mich der Hoteldirektor. »Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber es gibt Grenzen.«
    »Ach?« fragte ich böse. »Wie hoch sind sie?«
    Ich hatte einen Fehler begangen, aber das bemerkte ich erst, als es in den Augen des schnauzbärtigen Zwerges wütend aufblitzte. »Zu hoch«, sagte er zornig. »Selbst für Sie, fürchte ich.« Er stieß einen dürren Zeigefinger wie einen Dolch in Rowlfs Richtung. »Dieser Mensch wird mein Hotel nicht betreten. Nicht, solange ich hier die Direktion vertrete.«
    Für einen Moment hatte ich allen Ernstes Lust, das Hotel zu kaufen, nur um den Kerl rausschmeißen zu können. Aber nur für einen Moment. Dann sah ich ein, daß ich nur noch mehr Aufsehen erregen würde, wenn ich den Streit fortsetzte, und nickte mit gespielter Zerknirschung. »Natürlich«, sagte ich. »Es... tut mir leid. Verzeihen Sie.« Dann wandte ich mich an Rowlf. »Bring mich zu Howard. Wir können draußen reden.«
    Rowlf nickte. Auch er war sichtlich erleichtert, den Streit nicht fortsetzen zu müssen – etwas, das so gar nicht zu dem Rowlf paßte, den ich kannte.
    So schnell wir konnten, verließen wir das Hotel und traten auf die Straße hinaus. Ich hatte erwartet, Howard irgendwo auf dem Trottoir vor dem Eingang anzutreffen, aber Rowlf deutete auf eine schmale Gasse auf der anderen Seite der Straße und eilte vor mir her, ohne auf den dichten Verkehr zu achten. Ich folgte ihm – wobei ich fast von einem Pferdefuhrwerk überrollt wurde – und hetzte hinter Rowlf in die Gasse.
    Im ersten Moment erkannte ich nur einen Schatten. Dann trat er auf mich zu, und sein Gesicht kam ins Sonnenlicht, und ich erkannte Howard. Und mein erfreuter Ausruf blieb mir im wahrsten Sinne des Wortes im Halse stecken.
    Es war Howard, obgleich ich im allerersten Moment selbst daran zweifelte – aber wie hatte er sich verändert!
    Howard war schon immer sehr schlank gewesen, ein asketisch wirkender Mann, der jedoch pedantisch auf sein Äußeres achtgab. Jetzt wirkte er wie eine um zweihundert Pfund leichtere Version Rowlfs.
    Sein Gesicht war so eingefallen, daß es einem Totenschädel glich. Die Augen darin blickten mich mit müdem Schmerz an, und seine Haut hatte einen krankhaften, wächsernen Schimmer. Er hatte Fieber, das war unübersehbar. Seine Hände, auf die er immer besonders geachtet hatte, waren blutig von schwerer Arbeit und dunkel von Schmutz, der sich zu tief hineingegraben hatte, um sich noch herunterwaschen zu lassen. Seine Kleider bestanden aus Fetzen.
    »Mein Gott, Howard, was... was ist geschehen?« stammelte ich.
    Howard lächelte. »Hat Rowlf dir das nicht erzählt?«
    Ich schüttelte den Kopf und blickte hilflos von Rowlf zu Howard und wieder zurück.
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Howard mit
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