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Der Hexer - NR32 - Der Koloss von New York

Der Hexer - NR32 - Der Koloss von New York

Titel: Der Hexer - NR32 - Der Koloss von New York
Autoren: Verschiedene
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zerreißen zu wollen. Ich spürte, daß ich diese Haltung nur wenige Sekunden durchhalten würde.
    Priscylla begann zu schreien, schlug mit beiden Fäusten nach meinem Gesicht und stellte ihren Angriff unverzüglich wieder ein, als ich durch die abrupte Bewegung vollends den Halt zu verlieren drohte. Unter uns war nichts mehr als ein hundert Yards tiefer Abgrund.
    »Was tust du?!« kreischte sie.
    »Das letzte, was ich noch für dich tun kann«, antwortete ich. »Ich kann nicht ohne dich leben, Priscylla, aber ich kann auch nicht zulassen, daß du lebst. Nicht so!«
    Und gleichzeitig schlug ich mit aller geistiger Macht zu. Irgend etwas in ihr schrie auf, sammelte Kraft zu einem Gegenangriff – und zog sich erschrocken zurück, als es begriff, daß sein Sieg seinen Tod bedeuten würde.
    Meine Kräfte begannen immer rascher nachzulassen. Eine winzige Unaufmerksamkeit, eine nur Sekundenbruchteile währende Schwäche, und Priscylla und ich würden wie ein Stein in die Tiefe stürzen. Und das Etwas, das von ihr Besitz ergriffen hatte, wußte, daß es mit ihr sterben würde.
    »Ruf es zurück!« sagte ich keuchend. »Befiehl es zurück, Pri, oder ich springe!«
    Eine einzige, endlose Sekunde spürte ich die ganze ungeheuerliche Kraft des NECRONOMICON wie eine unsichtbare Faust über mir schweben, eine geballte Macht von solchem Ausmaß, daß mir schwindelte. Sie konnte mich zermalmen, schneller als ich den Angriff registrieren könnte.
    Aber es würde ihr eigenes Ende bedeuten, denn solange sie Besitz von Priscyllas Körper hatte, war es so verwundbar wie sie.
    Und sie zog sich zurück.
    Ein tiefes, sonderbares Ächzen drang aus dem gigantischen Stahlkoloß unter uns, ein Laut wie ein schmerzerfüllter Seufzer, aber unendlich fremd und furchteinflößend. Und im gleichen Moment spürte ich, wie das körperlose Etwas, das dem Ruf des NECRONOMICON gefolgt und in die Statue geschlüpft war, wieder wich, sich erneut in die Dimensionen des Wahnsinns zurückzog, aus denen es gekommen war.
    »Verzeih mir, Liebling«, flüsterte ich.
    Und im gleichen Moment ließ ich los. Mit fast absurder Langsamkeit kippte ich nach links, verlor endgültig den Halt und neigte mich, Priscylla noch immer wie ein Kind in den Armen haltend, über den Abgrund. Priscylla schrie gellend auf, warf den Kopf zurück – und irgend etwas löste sich von ihr.
    Es schien endlos zu dauern, und doch vergingen nur Tausendstel einer einzigen Sekunde.
    Es war wie eine klebrige finstere Aura, die sich von ihrem Körper löste, einen zeitlosen Moment über uns schwebte und mit einer sonderbar flatternden Bewegung im Inneren des Buches verschwand, das hinter uns lag. Dann kippte die Statue nach rechts weg, Himmel und Erde begannen sich zu drehen, und Priscylla in meinen Armen schrie und schrie und – und eine gigantische Pranke griff nach meinem Gürtel, krallte sich hinein und riß mich mit ungeheuerlicher Kraft zurück.
    Ich schrie vor Schmerzen, als ich gegen das eiserne Geländer geschmettert wurde und Rowlf mich rücksichtslos weiterzerrte. Mit dem letzten bißchen Kraft, das mir geblieben war, preßte ich Priscylla an mich, selbst, als wir schon längst wieder auf sicherem Boden waren und keine Gefahr mehr bestand. Rowlf mußte meinen Griff beinahe mit Gewalt lösen.
    Ich hatte nicht einmal mehr die Kraft für ein Stöhnen, als ich zusammensank. Priscylla erschlaffte in meinen Armen, aber auch das bemerkte ich kaum. Ich konnte nicht mehr denken. Alles drehte sich um mich, und alles war unwichtig. Verzweifelt preßte ich Priscylla an mich, sinnlose Laute stammelnd. Ich sah, wie Howard sich über das Buch beugte, es hochriß und mit aller Gewalt von sich schleuderte, hinaus über das Geländer und die Tiefe, sah, wie es, einem bizarren Riesenvogel gleich, einen Moment mit sonderbar flatternden Seiten scheinbar schwerelos in der Luft hängen blieb und dann wie ein Stein zu stürzen begann, und ich glaubte sogar, es im Meer aufschlagen und versinken zu hören, obgleich das schlechterdings unmöglich war.
    Und dann geschah etwas, was mich noch einmal – wenn auch nur für Augenblicke – meine Schwäche vergessen ließ, denn Priscylla bewegte sich in meinen Armen, öffnete die Augen und sah mich an.
    Und zum ersten Mal seit beinahe zwei Jahren, seit dieser Alptraum begonnen hatte, war es die wirkliche Priscylla, deren Blick ich begegnete.
    »Robert?« flüsterte sie verstört. »Was... was ist geschehen? Wo sind wir, und wo... wo ist Mrs. Winden?« Sie setzte
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